Hochsauerlandkreis/Brilon. Das Coronavirus rückt Isolierstationen in den Fokus. Die WP besucht die Station am Krankenhaus Brilon. Ein exklusiver Einblick übers Leben dort.

Das städtische Krankenhaus Maria-Hilf Brilon bereitet sich auf das Coronavirus vor – und zwar nicht erst, nachdem die erste Corona-Infektion in Brilon bestätigt wurde.

„Wir sind eine von zwei Isolierstationen im Hochsauerlandkreis, also werden wir wohl in Zukunft eine besondere Rolle spielen“, sagt René Thiemann, Geschäftsführer des Krankenhauses. Ihm ist es wichtig, die Vorbereitungen des Krankenhauses auf das Coronavirus so transparent wie möglich für alle Mitarbeiter, aber auch für die Bürger, zu gestalten. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach werden auf diesen Zimmer bald COVID-19-Patienten unter Bedingungen einer Quarantäne liegen.

Zahlen und Fakten

Das Briloner Krankenhaus verfügt über 14 Betten auf der Isolierstation. Dazu kommen weitere Betten auf der Intensivstation. „Zurzeit können wir 22 Patienten maximal isoliert versorgen“, erklärt Thomas Pape, Pflegedirektor. Im Hinblick auf womöglich schnell steigenden Patientenzahlen sind die Kapazitäten ausbaubar: „Sollten wir mehr Beatmungsgeräte brauchen, werden wir diese auch anfordern können. Wir stehen in enger Planung mit dem Kreis und dem Land.“ Dazu gibt es extra Containersysteme, in denen weiteres medizinisches Material für die Klinik zur Verfügung stehen würde.

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Der Weg ins Krankenhaus

Es gibt diesen einen Weg, den Menschen mit einschlägigen Symptomen gehen können, ohne andere zu gefährden. Hygienefachkraft Robert Löckertz, erklärt ihn wie folgt: „Am besten setzt man sich als allererstes mit seinem Hausarzt in Verbindung. Man ruft also beim Hausarzt an und erklärt die Situation.“

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Dieser werde dann gegebenenfalls das Krankenhaus verständigen, wo der Patient mit seinem Privatwagen hinfahren kann. „Wer zum Krankenhaus kommt darf auf keinen Fall einfach hineinspazieren und nach einem Ansprechpartner suchen. Am besten ist es, sich vorher durch Angehörige einen Mundschutz aus der Apotheke besorgen zu lassen.

Hier sind die Terrassen zu den isolierten Zimmern zu sehen. Sie werden von Hecken umrahmt um ein wenig Privatsphäre zu schaffen.
Hier sind die Terrassen zu den isolierten Zimmern zu sehen. Sie werden von Hecken umrahmt um ein wenig Privatsphäre zu schaffen. © WP | Jana Naima Schopper

Ob allerdings mit oder ohne Mundschutz: erst sollte man im Auto warten bis man weitere Instruktionen bekommt“, so Gheorghe Ionescu, Sektionsleiter der Zentralen Patientenaufnahme. Bisher seien schon einige Bürger, die eine Infektion mit dem Coronavirusvermutet haben, ohne anzurufen zum Krankenhaus gefahren. Dabei sei es wichtig, vorher unbedingt Bescheid zu geben, damit das Klinikpersonal die Aufnahme vorbereiten kann. Der Patient kommt dann auf ein Isolierzimmer, wo der Abstrich sowie die Anamnese gemacht werden. Dabei ist die Anamnese genauso wichtig wie die Symptome, da dabei Kontakte zu möglichen Infizierten abgefragt werden. Bestanden diese nicht, kann sogar davon ausgegangen werden, dass eine Erkrankung an COVID-19 nicht vorliegt.

Schutzausrüstung

Gheorghe Ionescu betont: „Einen Mundschutz muss man sich nur besorgen, wenn man wirklich Symptome hat. Andernfalls braucht kein Mensch einen Mundschutz Zuhause.“ Tatsächlich muss sich auch das Briloner Krankenhaus derzeit um Schutzausrüstung in ausreichender Menge bemühen. Derzeit sei das Personal hinlänglich versorgt, der Nachschub werde aber möglicherweise knapp so Robert Löckertz. Unglaublich: Im Briloner Krankenhaus wurden bereits Desinfektionsmittel von der Wand gerissen.

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„Dabei ist Händewaschen sehr viel effektiver, denn die meisten Menschen wissen nicht einmal, wie man sich medizinisch richtig die Hände desinfiziert“, erklärt die Hygienefachkraft - der Vorgang ist bei nicht sachgerechter Handhabe fast nutzlos. Zudem verliere Desinfektionsmittel, das nicht verschlossen im Raum steht, schnell seine Wirkung. „Dann kann man sich auch Wasser über die Hände kippen.“

Die Isolierstation

Über einen separaten Eingang am Maria-Hilf-Krankenhaus lässt sich für Patienten die Isolierstation erreichen.

Die kleine Schleuse am Eingang ist optisch der einzige Unterschied zu einem „normalen“ Zimmer.
Die kleine Schleuse am Eingang ist optisch der einzige Unterschied zu einem „normalen“ Zimmer. © WP | Jana naima Schopper

Durch eine Schleuse geht es in einen Flur, der genauso aussieht wie jede andere Station des Krankenhauses. Die Zimmer sind hell und freundlich, ausgestattet mit Fernseher, Telefon und einem eigenen Bad. Die großen Fenster hinter den farbigen Vorhängen zeigen kleine Terrassen mit Gartenstühlen. Patienten können dann auch ihre Angehörigen durch das Fenster sehen und mit ihnen über das Telefon reden. „Uns ist es wichtig, dass wir dem Patienten vermitteln können, dass er hier immer noch vorrangig ein Mensch ist“, erklärt Hygienefachkraft Robert Löckertz den Wohlfühlfaktor, der anhand der Einrichtung in den Zimmern geschaffen werden soll. Zwar müssen Besucher und Pfleger in Schutzkleidung das Zimmer betreten, der Kontakt soll aber dennoch nichts von seiner Menschlichkeit verlieren.

Die Behandlung

Der Patient darf die Isolierstation – genauer: sein Zimmer – nicht verlassen. Behandlungen wie eine Röntgenaufnahme, zu denen der Patient einen Raumwechsel vornehmen muss, werden außerhalb des normalen Tagesgeschäfts durchgeführt, es sei denn, sie sind in diesem Moment dringend notwendig. Dem isolierten Patienten entstünden keine Nachteile. „Er wird nicht vergessen, er ist nicht allein“, versichert Thomas Pape.

Andere Erkrankungen

Niemand müsse sich Sorgen darum machen, nicht behandelt zu werden.

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Das bekräftigt die Geschäftsführung des Maria-Hilf nachdrücklich. „Planbare Eingriffe können verschoben werden, sollte die Zahl der Ansteckungen steigen“, räumt René Thiemann zwar ein, die Versorgung für alle Patienten bleibe aber gewährleistet.

Krankenhausmitarbeiter

„Wir appellieren natürlich an die Basishygiene“, erklärt Gheorghe Ionescu. Allerdings seien die Mitarbeiter gefasst im Hinblick auf die aktuelle Corona-Lage. Sie würden regelmäßig über neue Maßnahmen von einem wöchentlichen Planungsstab informiert.

Hier zu sehen ist ein nicht saniertes Isolationszimmer - es fehlt also ein wenig an Farbe. An den Betten stehen Fernseher und Telefon zur Verfügung.
Hier zu sehen ist ein nicht saniertes Isolationszimmer - es fehlt also ein wenig an Farbe. An den Betten stehen Fernseher und Telefon zur Verfügung. © WP | Jana Naima Schopper

Dazu gehört zum Beispiel die Absage jeder internen großen Besprechung, die auf das telefonische Kontaktaufnahmen umgestellt werden sollen. Auch Reisen in und aus Risikogebieten sollen dem Vorgesetzten mitgeteilt werden.

Das Gefühl

„Wir sind gerüstet. Wie gut, das werden wir sehen“, sagt René Thiemann. Verwaltungsleiter Ludger Weber fügt hinzu: „Wir haben eine ganz neue Situation – auch wir lernen jetzt jeden Tag dazu.“ Thomas Pape steht in einem der Isolierzimmer und schaut sich um. Robert Löckertz steht neben ihm. Es ist einer der Räume, die im Sommer saniert werden sollen. Robert Löckertz sagt, dass dann auf jeden Fall ein paar Farbtupfer in den Raum sollen, damit er noch freundlicher wirkt. Thomas Pape nickt. „Wir sind nicht ängstlich, wir sind nicht panisch. Wir...“ Kurz sucht er nach dem richtigen Wort. „Wir schauen mit einer gewissen Spannung auf das was kommt. Besonnen und achtsam.“