Hagen. Der Rat kommt aus dem Kanzleramt: Krankenhäuser sollen planbare OPs wegen des Coronavirus verschieben. Wo das umgesetzt wird und wo noch nicht.
Die Ansage kommt direkt aus dem Kanzleramt: Krankenhäuser in Deutschland sollen, wenn medizinisch vertretbar, ab Montag planbare Operationen auf unbestimmte Zeit verschieben, um in Zeiten des sich ausbreitenden Coronavirus Betten und Kapazitäten frei zu halten. Das war eines der Ergebnisse eines Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Donnerstagabend.
Wie reagieren die Krankenhäuser der Region? Sagen sie Operationen ab? Gibt es womöglich Urlaubssperren für medizinisches Personal?
Coronavirus: Absage von planbaren Operationen nach medizinischer Dringlichkeit
„Wir nehmen die Empfehlung der Bundesregierung sehr ernst und haben bereits die Planung der zukünftigen elektiven Eingriffe angepasst“, berichtet Maren Esser, Sprecherin des Allgemeinen Krankenhauses in Hagen, von weniger dringlichen Eingriffen, die abgesagt würden. Betroffene Patienten würden schnellstmöglich über das Sekretariat der betreffenden Fachabteilung informiert - und „bei Wiederaufnahme der normalen Tätigkeit prioritär behandelt“, sagt Esser. Die Entscheidung, welche Operationen durchgeführt oder abgesagt würde, falle nach medizinischer Dringlichkeit und beträfe nicht jede elektive Operation und explizit nicht die Notfallversorgung.
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„Derzeit gibt es auch noch keine personellen Maßnahmen wie eine Urlaubssperre, diese ist allerdings je nach Entwicklung der Situation perspektivisch leider nicht auszuschließen“, teilt das Krankenhaus mit. Neben den bereits vorhandenen Möglichkeiten prüfe das Allgemeine Krankenhaus zudem die Schaffung weiterer Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeiten auf einer anderen Station. „Damit werden wir unsere Kapazitäten in diesem Bereich voraussichtlich weiter deutlich erhöhen können.“
Auch in Schwelm: Corona-Patienten haben Priorität
Auch im Helios Klinikum in Schwelm werden OPs nun verschoben. „Oberste Priorität ist es, sicherzustellen, dass ein Bett, das für die Versorgung von Corona-Patienten gebraucht wird, nicht blockiert ist durch einen anderen Patienten, der nicht zwingend zum jetzigen Zeitpunkt hätte versorgt werden müssen“, so Prof. Andreas Meier-Hellmann, Helios-Geschäftsführer Medizin.
Seit einigen Tagen bereite Helios seine 86 Kliniken darauf vor, zusätzliche Kapazitäten für die Versorgung von schwer verlaufenden Corona-Erkrankungen zu schaffen, ergänzt Sprecherin Sandra Lorenz.
Hagen: „Wir beobachten stündlich die Situation“
Das Katholische Krankenhaus Hagen nimmt etwas unkonkreter Stellung. „Unser Haus entscheidet nach medizinischer Notwendigkeit“, heißt es von dort, „wir beobachten stündlich die Situation und beachten die Hinweise und Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes sowie der Bundes- und Landesregierung.“ Auch hier wird eine Erweiterung der Intensivkapazität derzeit überprüft.
Die großen Krankenhäuser in Siegen folgen der Empfehlung aus dem Kanzleramt vorerst nicht. Nach Rücksprache untereinander ließen das Kreis-Klinikum, das St.-Marien-Krankenhaus und das Jung-Stilling-Krankenhaus über den Kreissprecher Torsten Manges ausrichten, dass der Betrieb bei gesteigerter Aufmerksamkeit vorerst normal weiterlaufe.
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Am heutigen Freitag seien keine Operationen verschoben worden, „am Montag werden wir die Sachlage neu bewerten“, sagt Manges auf Nachfrage. Weder sei die Anzahl bestätigter Infektionen im Kreis Siegen-Wittgenstein derzeit Besorgnis erregend hoch, noch sei Personal in den Krankenhäusern von dem Virus direkt betroffen. „Solange der Alltag tatsächlich Alltag ist, läuft der Regelbetrieb. Die Kliniken bewerten aber von Tag zu Tag neu und sind jederzeit handlungsfähig“, sagt Manges.
OP-Betrieb in Siegen für einige Stunden eingestellt
Im Kreis-Klinikum mussten große Teile des OP-Betriebs bereits am Donnerstag für einige Stunden eingestellt werden. Bei einer Person, die Teil des OP-Teams ist, Bestand Coronavirus-Verdacht. Daher wurden alle planbaren Operationen zwischen Donnerstagvormittag und frühem Abend abgesagt, Notfall-Operationen fanden jedoch statt. Binnen weniger Stunden lag wegen der Dringlichkeit des Ergebnisses dann das Ergebnis vor: es war negativ.
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Im Klinikum Hochsauerland - mit Standorten in Arnsberg-Neheim, Arnsberg-Hüsten, Meschede - dauerte am Freitagmittag die Planung der kommenden Tage und Wochen noch an. Das seien hoch aktuelle Themen, die derzeit auf höheren Ebenen besprochen und abgestimmt werden müssten, sagt Sprecher Richard Bornkessel: „Es ist zu früh, darauf eine Antwort zu geben.“