Brilon. Verliert Brilon einen seiner Blue Chips nun doch komplett? Und hat die Stadt wirklich alles getan, um das Vorzeigeunternehmen zu halten?
Das Datum dürfte so manchem, der in Brilon für die Stadt in Verantwortung steht, Sorgenfalten auf die Stirn treiben: „Verfügbar ab 2021“ weist das Expose die „vielseitig nutzbare Büro- und Produktionshallen mit Baulandreserve“ aus. Zum Verkauf steht nicht eine beliebige Gewerbeimmobilie, sondern das Gelände eines der heimischen Blue Chips, der „Briloner Leuchten“ am Nehdener Weg.
Verliert die Stadt des Waldes doch endgültig einen ihrer umsatzstärksten Gewerbesteuerzahler? Dazu gebe es „noch keine konkrete Entscheidung“, sagt Wolf-Walter Hustadt, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, auf Anfrage der WP. Noch ist der größte Teil der rund 280-köpfigen Belegschaft am Standort in Brilon tätig.
Riesiges Gelände an der A46 in Meschede gesichert
Doch nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr im Gewerbegebiet Meschede-Enste sein neues Logistik-Zentrum in Betrieb genommen und sich dort neben dem 66.000 Quadratmeter großen Firmengelände die Option auf weitere 40.000 Quadratmeter gesichert hat, mag wohl niemand mehr so recht an eine Zukunft in Brilon glauben. Auch wenn Bürgermeister Dr. Christof Bartsch daran erinnert, dass die Firmeninhaber 2018 gesagt hätten, dass „das Herzstück“ des Unternehmens in Brilon bleibe.
Bauleitplanung zu langwierig
Aufgrund der in den vergangenen Jahren geradezu raketenhaften Umsatzentwicklung hatte das Unternehmen 2017 in Brilon nach Erweiterungsflächen gesucht. „Wir hätten die gewünschte Fläche besorgen können“, sagt Wirtschaftsförderer Oliver Dülme. Allerdings hätte das dafür in der Dollenseite erforderliche Bauleitplanungsverfahren dem Unternehmen zu lange gedauert. Nicht zustande gekommen war auch der Plan, im Bereich der sogenannten „Nolte-Hallen“ an der Ketteler Straße ausreichende Gewerbeflächen zu arrondieren.
Auf internationalem Expansionskurs
Die „Briloner Leuchten“ wurden 1978 von Hans-Walter Hustadt gegründet.
Das Unternehmen entwickelt und vertreibt LED-Wohnraum- und Funktionsleuchten und will sich internationaler aufstellen.
Abnehmer sind vorwiegend Baumärkte und Möbelhäuser, stark wächst der E-Commerce.
Das am Nehdener Weg gelegene, knapp 20.000 qm große Gelände war anfangs für 4,6 Millionen Euro zum Verkauf angeboten worden, mittlerweile ist der Preis aus der Anzeige entfernt.
Dort wickelten die „Briloner Leuchten“ bereits auf 15.000 angemieteten Quadratmetern einen Großteil ihrer Logistik ab. Bürgermeister Dr. Bartsch kann die „unternehmerische Entscheidung“ für die direkt an der A 46 liegende Fläche „nachvollziehen“. Dr. Bartsch: „Wir haben alles in unserer Macht liegende getan. Mehr konnten wir nicht bieten.“
Kritik aus der Immobilienwirtschaft
Dem widerspricht allerdings der mit dem Verkauf des Firmengeländes beauftragte Immobilienmakler Thomas Kaefer. Seiner Ansicht nach sei nicht alles getan worden, um das seit über 40 Jahren in Brilon ansässige Unternehmen zu halten.
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Warum, stellt Kaefer in den Raum, habe die Politik nicht versucht, gemeinsam mit der Briloner Immobilienwirtschaft eine Lösung zu finden? Untereinander hätte man sicher Flächen „durchhandeln“ und über Wertausgleich mit den Eigentümern die gewünschte Fläche arrondieren können. Der drohende Verlust des Unternehmens „tut weh, ganz klar“, sagt Wirtschaftsförderer Oliver Dülme: „Das darf nicht noch einmal passieren.“