Brilon. . Die Stadt Brilon kann der Nachfrage nach Gewerbeflächen für Firmenerweiterungen und Neuansiedlungen kaum noch nachkommen. Der Rat reagiert.

Als BBL-Ratsherr Reinhard Loos anfing, aus den GroKo-Verhandlungen von CDU und SPD zu zitieren und die Absicht der künftigen Berliner Koalitionäre vortrug, den Flächenverbrauch in Deutschland auf 30 ha pro Tag zu begrenzen, platzte CDU-Stadträtin Karin Bange der Kragen: „Es ist nicht mehr zu ertragen! Seien Sie von mir aus weiter gegen alles, aber gehen Sie uns nicht auf die Nerven.“

Was die CDU-Frau auf die Palme brachte, war die Fundamentalkritik des BBL-Stadtrates an dem aktuell von der CDU beantragten, aber - so Fraktionssprecher Hubertus Weber - auch von der SPD mitgetragenen Vorstoß, sich bei der Bezirksregierung um eine Lockerung der Gewerbeflächenausweisung zu bemühen.

An der Dollenseite erweitert die Stadt Brilon ihr Industriegebiet
An der Dollenseite erweitert die Stadt Brilon ihr Industriegebiet

„Anstatt ständig bei der Bezirksregierung hinsichtlich der Ausweisung einzelner Flächen vorzusprechen", so CDU-Fraktionsvorsitzender Eberhard Fisch in dem Antrag, müsse es Ziel sein, auf Basis eines mit der Briloner Wirtschaftsförderung und den heimischen Unternehmen aufzustellenden Entwicklungskonzeptes „einmalig über eine umfassende, grundsätzliche Plananpassung für Brilon zu verhandeln, die die voraussichtliche Entwicklung der nächsten 20 Jahre berücksichtigt und gewährleistet“.

Betrieben Perspektiven bieten

Der CDU-Antrag zielt darauf, von der gegenwärtig praktizierten sogenannten Bedarfsplanung zur einer Vorratsplanung zu gelangen. „Der Fall Briloner Leuchten sitzt uns noch allen in den Knochen,“ sagte Fische und spielte damit darauf an, dass das etablierte und profitable Lampen- und Licht-Handelsunternehmens seine Logistik nach Meschede-Enste an die Autobahn verlegt, weil es in Brilon kein adäquate Expansionsmöglichkeiten bekommen konnte. „Die heimische Wirtschaft ist für uns alle wichtig. Wir müssen unseren Unternehmen Perspektiven und Möglichkeiten zum Wachsen geben“, so SPD-Sprecher Weber weiter. Dazu sei Flächenverbrauch unvermeidlich, dieser müsse aber „mit Augenmaß“ erfolgen.

Brilon-Wald mit der Chemviron-Brache. Auf dem unteren Teil baut die Condensator Dominit ihr neues Werk. Die Südfläche oben war mal von der SPD als Industriewald ins Gespräch gebracht worden.
Brilon-Wald mit der Chemviron-Brache. Auf dem unteren Teil baut die Condensator Dominit ihr neues Werk. Die Südfläche oben war mal von der SPD als Industriewald ins Gespräch gebracht worden.

Aktuell weist das Immobilienportal der Stadt Brilon Industrie- und Gewerbeflächen von ziemlich genau 100 000 qm aus. Allerdings: 94 000 qm davon betreffen die sogenannte Chemviron-Fläche in Brilon Wald. Und selbst dort stehen davon nur noch knapp 3500 qm auf dem bereits recycelten Bereich nördlich der B 251 zur Verfügung. Denn rund vier Hektar betreffen die Südfläche der Industriebrache. Und die ist wegen der dort abgelagerten Klärschlämme und sonstigen Altlasten ein ganz besonderes Sorgenkind der Kommune.

Umlegungsverfahren an Dollenseite?

Darüberhinaus gibt es nur noch in der Dollenseite, der nördlichen Erweiterung des Industriegebietes am Nehdener Weg, ein sofort verfügbares Grundstück. Größe: 6239 qm. Derzeit wird in diesem Bereich eine Stichstraße mit einem Wendehammer angelegt. Dadurch wird eine weitere Fläche von 9420 qm erschlossen.

Kommunalprofil

Stadtfläche Brilon insgesamt: 22916 ha.

Siedlungs- und Verkehrsfläche: 2617 ha (Stand 31.12. 15).

Davon 1265 ha Gebäude-, Betriebs- und Freifläche; 1202 ha Verkehrsfläche; 150 ha Erholungs- und Friedhofsfläche.

Landwirtschaftsfläche: 8712 ha.

Waldfläche: 11171 ha.

Wasserfläche: 84 ha.

Moor, Heide, Unland: 24 h.

Abbauland (Bodenschätze): 301 ha.

Zudem plant die Stadt an der Dollenseite die Arrondierung von weiteren 16 ha Fläche. Problem dabei sind die Besitzverhältnisse. Dort habe man es, so Stadtplanungsamtsleiter Oswald, mit 14 Eigentümern zu tun.

Es ist angedacht, im Zuge eines Umlegungsverfahrens diese Flächen verfügbar zu machen. Oswald: „Das ist keine Enteignung. Jeder bekommt wieder, was er eingebracht hat.“ Attraktiv für den Eigentümer: „Jeder gibt Acker ab und kriegt Gewerbefläche zurück.“ Vorsorglich sollen Alternativflächen ins Auge gefasst werden.

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