Olsberg. Warum eine große Mehrzeit gegen Windräder auf und an dem Berg „Heidkopf“ nahe der Bruchhauser Steine ist - bis auf die Investoren und die Grünen.
Einmal mehr war die Tribüne voll, weil es - einmal mehr - um die Windkraft ging, und zwar um die Windräder „Am Heidkopf“. Dieser Berg liegt in exponierter Landschaftslage, direkt gegenüber den Bruchhauser Steinen und neben dem Olsberg. Und aus diesem Grund beschloss der Bauausschuss bei einer Gegenstimme der Grünen, das gemeindliche Einvernehmen zu einer weiteren Bauvoranfrage des Windkraftinvestors nach 2017 wieder zu versagen.
Schon im Oktober hatte der Ausschuss so entschieden, noch bevor jetzt die zweite Bauvoranfrage kam. Die Stellungnahme wird nun an den Kreis als Herr des Verfahrens gehen, dieses Mal allerdings gestützt durch eine Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde und des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege. Beide finden klare Worte: An dieser landschaftlich wie touristisch einmaligen Stelle mit unzerschnittenen Sichtfeldern sollten keine Windräder gebaut werden.
Schon 2017 hatte die Stadt das gemeindliche Einvernehmen versagt, damals hatte sie aber noch auf den gültigen Flächennutzungsplan verwiesen. Dieses Argument ist passé, seitdem des Verwaltungsgericht der Stadt bescheinigt hat, dass der Plan hinsichtlich der Windkraft eben nicht gültig sei, u.a. weil er dieser nicht genügend Platz einräume und außerdem Formfehler beinhalte.
Seitdem gilt die Ausschlusswirkung eines bestehenden Flächennutzungsplans nicht mehr, es wäre theoretisch überall möglich, Windräder zu bauen, wo nicht öffentliche Belange dagegen sprechen
Investoreninteresse und Lage im Stadtgebiet Olsberg
Vier Windräder beantragt
Einer Kurzbeschreibung zum 2017 beantragten Projekt der Fa. BayWa r.e. Wind GmbH aus dem Jahr 2017, die der Ausschussvorlage beilag, ist Folgendes zu entnehmen: Geplant sind vier Windenergieanlagen (WEA) mit einer Nabenhöhe von 135 Metern und einer Gesamthöhe von 198,5 Metern und einer Leistung von jeweils 4.200 kW. Der Heidkopf sei durch sehr gute Windverhältnisse gekennzeichnet.
Geplant seien die Räder auf dem Berg Heidkopf auf 635 bis 705 Metern Höhe, das Projektgebiet sei u.a. durch großflächige Windwurfflächen geprägt, so dass sich der Standort ganz besonders für die Erichtung von Windenergieanlagen eigne.
Aufgrund dieses Beschlusses stellte der Investor, die Firma BayWar.e. Wind GmbH eine erneute Voranfrage für die Errichtung und den Betrieb von vier Windenergieanlagen in der Gemarkung Assinghausen/Bereich Heidkopf. Entscheiden muss nun der HSK als „Herr des Verfahrens“. Die Stellungnahme der Stadt Olsberg gehört zum Genehmigungsverfahren.
Ein klarer Interessenkonflikt wurde auch bei der Debatte im Ausschuss klar: denn oben auf dem Berg weht es ordentlich, viel Energie könnte gewonnen werden. Andererseits würden Wanderer auf den Bruchhauser Steinen beim Blick in Richtung Olsberg direkt auf die Anlagen schauen, die nur in 2,7 Kilometern Entfernung und in bis zu 700 Metern Höhe stünden (die fast 200 Meter Höhe der Windräder noch nicht eingerechnet).
Dazwischen: die Straße in Richtung Assinghausen. Zur exponierten Lage gibt es sogar ein Panorama-Video bei Youtube, das der Bestwiger Rudolf Ersepke mit einer Drohne gedreht hat. Ob die genauen Höhen getroffen sind, lässt sich nicht belegen, aber das Video zeigt schön, wo genau die Windräder entstehen sollen und wie man von den Steinen drauf blickt.
Klare Ablehnung zweier Behörden und Bürgerinitiative
Bruchhausen von oben
Die Investoren hätten diesbezüglich die Entfernung von fast drei Kilometern angeführt, heißt es in einer Stellungnahme. Das sieht die Untere Landschaftsbehörde aber anders. Der Mensch brauche Ruhe und den Blick in die pure Landschaft, von den Bruchhauser Steinen und vom Rothaarsteig aus geht dies direkt auf den gegenüberliegenden Höhenzug mit mehrere 700ern wie dem Heidkopf und dem dahinter liegenden Olsberg, betont sie.
Die Windräder würden nicht nur höher am Berg stehen, sondern wären auch noch doppelt so hoch wie jene, die schon vor Jahren für den benachbarten Ginsterkopf (in Richtung Brilon-Wald) abgelehnt wurden.
Die Untere Naturschutzbehörde: „Bei einer Realisierung des Vorhabens ist mit einer Verunstaltung des Landschaftsbildes zu rechnen.“ Die „Majestät der Berge“ sei beim Blick von den Steinen aus förmlich spürbar. Der Heidkopf, Nachbarberg des Olsbergs, ist sogar noch ein paar Meter höher als dieser.
Hubertus Schulte, Bauamtsleiter, sah es als bemerkenswert an, dass sich Behörden so deutlich äußern. Denn auch der Landschaftsverband schreibt: „Zusammenfassend sehen wir eine erhebliche Beeinträchtigung der Belange der historischen Kulturlandschaft als Teil des kulturellen Erbes“ und verweist auf das Nationale Naturmonument „Bruchhauser Steine“. Und: Schon 2013 war ebenfalls die Bürgerinitiative Gegenwind Bruchhauser Steine aus gleichem Grund sehr aktiv.
Politische Debatte
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„Es sind in Olsberg zu wenig Flächen ausgewiesen und es ist nicht 5 vor, sondern 5 nach 12 Uhr. Vor allem der Rat (CDU), die Verwaltung und der HSK haben die Ausweisung blockiert. Hier ist ein Umdenken erforderlich in der Olsberger Energiepolitik. Eine erneute Ablehnung wäre für Olsberg eine Katastrophe. An der Küste regte sich keiner über Windräder auf und hier macht man ein Fass auf“, so Peter Bergmann (Grüne), der für ein gemeindliches Einvernehmen war. Der Rat, nicht die Verwaltung habe beschlossen, den Heidkopf außen vor zu lassen, betonte Bürgermeister Wolfgang Fischer. Ausschussvorsitzender Jean-Philipp Franke (CDU) betonte: „Der Heidkopf ist der denkbar schlechteste Ort in der ganzen Stadt für Windräder.“ Und auch die neu gegründete FDP, die nicht im Rat sitzt, teilt mit, sie lehne Windkraftanlagen auf den Olsberger Höhenzügen, Wäldern und in der Nähe der Bruchhauser Steine ab.