Altenbüren. Was ist der beste Verlauf für die geplante B7n? Für die Altenbürener steht fest: Es ist die Variante V1.

Seit vielen Jahren fordern die Altenbürener eine Ortsumgehung, denn die Verkehrsbelastung im Ort ist enorm. Entlastung soll künftig die Ortsumgehung B7n bringen. Doch für Ärger und Unmut sorgen mögliche Varianten, die für den Straßenverlauf zur Diskussion stehen. Das Problem: Laut Straßen NRW gibt es im Bereich der von den Bürgern favorisierten Variante 1 geschützte Vogelarten. Die Alternativ-Routen bringen allerdings vor allem die Anwohner auf die Palme.

„Flächen werden diagonal durchschnitten“

Der Ferienhof Bals in Altenbüren wirbt mit viel Landschaft, Grün und Natur. Deshalb wird Landwirt Friedrich Bals ziemlich sauer, wenn er sich vorstellt, welche Auswirkungen es für seinen Familienbetrieb haben könnte, wenn direkt hinter seinem Ferienhof künftig die geplante Ortsumgehung verlaufen sollte. Für ihn steht fest: „Für uns ist das existenzbedrohend.“

Planung B7n: Das Foto zeigt die Altenbürener dort, wo die von ihnen favorisierte Variante (links der Stromtrasse) herlaufen würde. 
Planung B7n: Das Foto zeigt die Altenbürener dort, wo die von ihnen favorisierte Variante (links der Stromtrasse) herlaufen würde.  © Jutta Klute

Auch sein Nachbar Hubertus Homann hat wenig Verständnis für die Alternativ-Routen. Sein Aussiedlerhof liegt nur wenig hundert Meter vom Hof Bals entfernt. „Da geht viel zu viel Fläche verloren und die Strecken werden zu nah an den Betrieben vorbei geführt, bei mir praktisch direkt vor dem Wohnzimmer. Außerdem werden die Flächen diagonal durchschnitten“, ärgert er sich. Anton Sauerwald ergänzt: „Aus landwirtschaftlicher Sicht wäre das eine Katastrophe.“

Mit der Variante 1 könnten auch die Altenbüren Landwirte dagegen gut leben. Das ist der Streckenverlauf, der auch bei einer Versammlung von den Bürgern favorisiert wurde. Sie verläuft von der A 46 kommend, nördlich an Antfeld, Altenbüren und Brilon vorbei und bindet im Bereich des Ostrings in Brilon an die B480 (Möhnestraße) an.

Vier Raubwürger-Paare entdeckt

Rainer Müller, Projektleiter für die B7n bei Straßen NRW, betont, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine von ihrer Seite favorisierte Trassenführung gebe, dass es aber mit Blick auf die Variante 1 das Problem gebe, dass dort schützenswerte Vogelarten nachgewiesen seien. Das zeige eine ganz aktuelle Untersuchung, bei der ganz klar die Existenz von vier Raubwürger-Paaren in diesem Bereich nachgewiesen worden sei. Im nächsten Jahr werde es eine neue Untersuchung für den komplette Raum mit allen möglichen Varianten geben, die über etwa ein Jahr laufen werde, um den aktuellen Stand zu begutachten.

Aus Sicht von Ortsheimatpfleger Heinz Meyer ist „der vorgeschobene Artenschutz in keiner Weise nachvollziehbar.“ Er erklärt: „Bei den Naturschutzverbänden wurde festgestellt, dass der Raubwürger und der Neuntöter keine aussterbende Arten sind und keinen besonderen Schutz benötigen.“ Für die Vögel könnten Ablenkungs- und Ausgleichsflächen angeboten werden.

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Suche nach der besten Route

Auf Anfrage der WP teilte die Biologische Station des HSK mit, dass der Raubwürger auf der aktuellen Roten Liste 1 für NRW aus dem Jahr 2016 steht und vom Aussterben bedroht ist. Der Neuntöter wird demnächst als etwas weniger gefährdet eingestuft - er steht aber auf der Vorwarnliste.

Günter Schwermer-Funke bringt einen weiteren Kritikpunkt der Altenbürener zur Sprache. Bei allen vorgeschlagenen Varianten ist im Bereich Altenbüren-Nord ein sogenannter Knotenpunkt als Anbindung an die B7n vorgesehen. „Unsere Forderung ist, dort keine Anbindung zu machen, sondern eine durchgängige Linienführung entsprechend der Variante 1.“

Sehr kritisch sehen auch Dominik Schmitz und seine Frau Dr. Michaela Schmitz die vorgeschlagenen Routen-Varianten 2a und 2b. Das Paar hat 2016 einen Hof gekauft - vor ihrem Haus liegt bereits jetzt die B 7, auf der Rückseite käme dann eine zweite Straße dazu. „Dann hätten wir über dem Haus und vor dem Haus Lärm und Verkehr. Hätten wir das gewusst, hätten wir den Hof nicht gekauft.“

Neubau zwischen Nuttlar und Brilon

Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift plant den Neubau der B7 als Verlängerung der A46 von Nuttlar aus bis nach Brilon zur B 480. Die Straße wird als „2+1-Querschnitt“ konzipiert. Das bedeutet, dass im Wechsel zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen, damit man besser überholen kann.

Insgesamt wird die Straße 15,50 Meter breit. Alle Varianten haben eine Länge von ca. 11 km.

Vom Autobahnende aus bis Altenbüren gibt es nur einen geplanten Streckenverlauf. Er verläuft oberhalb von Antfeld. Für die Strecke zwischen Altenbüren in Richtung Brilon werden vier mögliche Trassen diskutiert, für den Bereich um Altenbüren herum sind es drei. Ebenfalls drei Varianten gibt es für die Anbindung an die B480.

Ziel: Eine Linie finden

Für die Interessengemeinschaft Altenbüren B7n fordert aus all´diesen Gründen Theo Stappert: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten hier eine klare Kante von Bürgermeister und Stadtrat an Straßen NRW. Zur Weiterführung der B7 n ist ausschließlich die Verkehrstrasse V1 zu planen.“ Sollte es naturschutzrechtliche Hindernisse geben, so Stappert, könne die Stadt Brilon Ausgleich- oder Ablenkungsflächen anbieten. Der Briloner Bürgermeister habe bei der Anwohnerinformation erklärt, dass er auch für die Trasse 1 sei, getan habe sich seitdem aber nichts.

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Straßen-NRW-Projektleiter Rainer Müller erklärte, dass für nächstes Jahr Öffentlichkeitsbeteiligungen für verschiedene Interessengruppen geplant seien, um die beste Trassenführung zu finden. Sein Ziel: „Es soll eine von allen akzeptierte Lösung gefunden werden.“