Hallenberg. . Der massive Borkenkäfer-Befall wird den Hallenberger Stadtwald verändern. Niedriger Holzpreis sorgt für 200.000 Euro weniger Einnahmen.
Die Aussicht vom Heidekopfturm ist spektakulär an diesem strahlenden Herbsttag. Das wird sie auch im kommenden Jahr sein. „Aber dann wird es hier ganz anders aussehen“, sagt Forstwirt Markus Genster und blickt über die Wipfel. Auf großen Flächen werden die Bäume demnächst fallen. Wegen des Borkenkäfers.
2018 war kein gutes Jahr für die Forstwirtschaft. Mit dem Aufräumen nach Orkan Friederike im Januar ist man in Hallenberg so gut wie fertig, die 2400 Festmeter Sturmholz aus dem Stadtwald sind verarbeitet. Wie groß aber die Menge sein wird, die durch die Käfer zusammenkommt, sei nicht abzusehen. „Augenscheinlich gesäuberte Bestände zeigen nach wenigen Tagen wieder Symptome“, heißt es seitens der Verwaltung.
Wärme und Trockenheit regen Fortplfanzung beim Borkenkäfer an
Es sind die anhaltende Wärme und Trockenheit, die den Käfer zu Höchstleistungen bei der Fortpflanzung anregen. Drei Generationen hat er dieses Jahr hervorgebracht. „Einen solchen Befall habe ich in meinen 30 Jahren in der Forstwirtschaft noch nicht gesehen“, sagt Genster.
Das Problem sind Monokulturen
In Europa gibt es 154 Borkenkäferarten. Sie spielen in der Waldbiologie eine wichtige Rolle beim Zersetzen von verrottendem Holz und dem Abtöten schwacher Bäume. Wenn die Zahl der Käfer ein gewisses Maß nicht übersteigt, können sich gesunde Fichten mit Harz gegen den Befall wehren.
Die gute Nachricht: Das Holz kann trotzdem verwendet werden. Die schlechte: Die Preise sind im Keller. Der Markt werde mit Sturm- und Käferholz überflutet, heißt es in einer Vorlage für den städtischen Forstausschuss. Darin schlägt die Verwaltung vor, auf das Schlagen von gesundem Nadelholz bis auf Weiteres ganz zu verzichten – das hat der Ausschuss am Montag auch beschlossen.
Der Durchschnittpreis für Fichtenstammholz liege derzeit bei unter 50 Euro pro Festmeter. Gerechnet hatte die Stadt mit einem Holz-Durchschnittspreis von 61 Euro pro Festmeter. Das hat Folgen für die Stadtkasse: geplante Einnahmen von 200.000 Euro werden fehlen. Den Haushaltsausgleich soll das nicht gefährden – Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer könnten dieses Minus vermutlich ausgleichen.
Holz muss schnell aus dem Wald abtransportiert werden
Viel Zeit haben die Waldarbeiter nicht. „Es gibt keine Ecke, wo man die befallenen Bäume erstmal stehen lassen kann,“ erklärt Markus Genster. Das Holz muss aus dem Wald, sonst verschleppt man das Problem ins nächste Jahr. Ohnehin werden sich die Arbeiten bis ins Frühjahr ziehen – und wann bei den Käfern die Fortpflanzungs-Euphorie versiegt, liegt am Wetter der kommenden Monate.
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„Von dem bräuchten wir mehr“, sagt Genster, als ein Schwarzspecht vorbeifliegt. Der Vogel frisst Borkenkäfer, schafft aber nicht annähernd genug, um das Problem zu lösen. Der einzige echte Schutz gegen massive Käferschäden sei Mischwald. Dort werden auch Fichten befallen, aber diese stehen weiter auseinander und stecken sich nicht gegenseitig an. Inzwischen setzen viele Waldbesitzer auf größeren Artenreichtum, aber die Fichtenbestände sind noch groß.
Hinweis auf den Klimawandel
Einnahmenverluste also, massenhaft kranke Bäume. Die Vorlage spricht von Kalamität und Katastrophe. Sind diese Worte nicht ein wenig zu hoch gegriffen? Markus Genster überlegt einen Moment und stellt klar: „Wenn der Orkan Kyrill eine Katastrophe war, ist das hier auch eine. Und wenn dieses Jahr keine Ausnahme, sondern ein Hinweis auf den Klimawandel ist, kriegen wir noch sehr viel Arbeit.“
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