Hochsauerland. . Bei Medelon gibt es ein Borkenkäfer-Monitoring. Auch im Sauerland in dieser extremen Trockenperiode beste Bedingungen für die Vermehrung.
Die Förster im Altkreis sind nicht nur wegen Waldbrandgefahr in Alarmbereitschaf: Die Trockenheit begünstigt auch die Vermehrung der Borkenkäfer-Arten, und dies kann noch vom Sturm liegendes Holz wie Bäume nachhaltig schädigen. In Medelon steht auf 700 Metern Höhe eine Falle für das „Borkenkäfer-Monitoring“ des NRW-Betriebes Wald und Holz im Wald. Hier ist die Fangquote innerhalb von drei Wochen von „kaum“ auf das Hundert- bzw. Tausendfache geschnellt.
Bei der letzten wöchentlichen Kontrolle am 30. Juli wurden mehr als 60 000 Exemplare der Borkenkäferart Kupferstecher gefunden und über 6000 Buchdrucker. Beide schaden Bäumen unterschiedlich. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende des Monats ein sichtbarer Schädlingsbefall auch in Medelon auftreten wird“, sagt Norbert Geisthoff, der für das Borkenkäfer-Monitoring des Landesbetriebs Wald und Holz zuständig ist. In Kleve am Niederrhein wurde jetzt der erste Stehendbefall entdeckt.
Die Lage
Medelon liege im Medebacher Regen-Schattengebiet des Rothaargebirges und stelle eine Besonderheit da, „aber ich rechne auch in Nord- und Ostlagen mit höheren Befällen, weil der Käfer sich vor der Hitze dorthin zurückzieht“, so Geisthoff. Sehr problematisch sei die Lage aber eher im Rheinland, weil es dort noch trockener war und die Käfer der dritten Generation noch ausfliegen und stehende Bäume befallen können.
Das Klima
Auch die Jahre 2015 bis 2017 seien sehr warm gewesen, so Geisthoff. 2018 käme aber noch die extreme Trockenheit und noch liegendes Holz vom Sturm Friederike als perfektes Brutmaterial hinzu. „Es gibt ein Abtransport-Problem, weil die Sägewerke kein Personal finden“, ergänzt sein Kollege Frank Rosenkranz, Forstamtsleiter in Schmallenberg Er ist für Medelon mit zuständig.
Kleines Borkenkäfer-Lexikon
Der Buchdrucker trägt seinen Namen, weil die Weibchen vom Bohrloch, der so genannten „Rammelkammer“, aus baumhoch und baumrunter Gänge fressen und alle 0,5 Millimeter ihre Eier ablegen. Das sieht dann unter der Rinde aus wie ein aufgeschlagenes Buch.
Die Borkenkäfer-Art befällt in der ersten Generation wegen des verringerten Saftdrucks bevorzugt liegendes Holz, darum tritt die Massenvermehrung auch gerade nach Sturmschäden verstärkt auf; ab der zweiten und dritten Generation bevölkern sie dann nahezu ausschließlich stehendes Holz.
Je später im Jahr und je schlechter die Wasserversorgung der Wirtsbäume desto vitalere Bäume suchen sie sich und gehen tiefer in den Bestand. Der Befall ist schwer zu finden.
Für den Landesbetrieb Wald und Holz schauen seine Mitarbeiter vor allem auch auf die Privatwälder der Forstbetriebsgemeinschaften, in denen, vor allem nördlich der Ruhr, zum Teil noch viel Wurf-Holz liegt.
Im Sauerland seien immerhin Sägewerke in der Nähe, die Konjunktur sei gut, es gebe keine Abnahmeprobleme, sagt Geisthoff.
Aber in Ostwestfalen etwa sehe das anders aus: „Je länger das Holz liegt, umso größer die Gefahr, dass durch den Käfer die Qualität leidet.“
Die Käfer-Arten
Während der Buchdrucker eher auch am Boden liegendes Holz befällt, geht der Kupferstecher in die Baumkronen. Und so gefährden sie als „Team“ sowohl das liegende als auch das stehende Holz. „Wir haben in Brilon 85 Prozent des Windwurfs aufgearbeitet. Aber wir befürchten einen Befall der stehenden Bäume“, erklärt Karl-Ludwig Oriwall, stv. Forstamtsleiter. Förster müssen kontrollieren, wo Bormehl auf Stämmen ist oder wo Rinde von Spechten abgeworfen wird, weil sie an die Eier möchten, wo Bäume trocken und damit rot werden. Betroffen sind vor allem die Fichtenbestände, denen ja auch Friederike zugesetzt hat. Hier kann der Nadelnutzholzbohrer, eine dritte Art, zum Problem für die Holzqualität werden.
Die Situation der Bäume
Die Bäume sind wegen der Trockenheit ohnehin geschwächt. „Bei den Laubbäumen kommt noch die starke Blüte dazu, Früchte ziehen Wasser aus dem Stamm“, erklärt Oriwall. Geschwächte Bäume können sich nicht gut gegen den Käfer wehren. Je mehr Wasserversorgung, um so besser kann der Baum den Käfer „ausharzen“.
Denn die Eier legt der kleine Waldbewohner unter die Rinde. Darum sieht man auch am so genannten Bohrmehl, wie viel er sich verbreitet. „Es kann auch so trocken werden, dass der Käfer selbst in der Entwicklung gestört wird“, hat Oriwalls Kollege Rosenkranz noch eine Hoffnung.
Die drei Generationen
Dass sich drei Generationen vollständig entwickeln, wie in diesem Jahr, sei selten, sagt Geisthoff. Und dass sie auch noch ausfliegen, könne höchstens in tieferen Lagen passieren. „Gibt es eine Massenvermehrung, können Bäume so stark befallen werden, dass sie absterben. Man sieht, dass sie kupferrot werden“, erklärt Kollege Rosenkranz. Im Sauerland würden sich die geschlüpften Larven eher für den Winter verpuppen und dann kann der Förster darauf hoffen, dass die doch ansonsten feuchte Witterung die Käferzahl über den Winter dezimiert.
Kälte können Borkenkäfer gut ab, aber keine Nässe. „Sie verpilzen dann, erklärt Rosenkranz.
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