Brilon. . Noch immer haben sich Brilon und die Biologische Station des HSK nicht auf die Verwendung des Ersatzgeldes geeinigt. Geht das Geld woanders hin?

„Bei dem Thema“, stellte CDU-Stadtrat Wolfgang Diekmann mit Nachdruck in den Raum, „brennt es wirklich.“ Zur Ratssitzung am morgigen Donnerstag (17.30 Uhr, Kolpinghaus) wollte die Verwaltung eigentlich Projekte ausarbeiten, für die das sogenannte Ersatzgeld aus dem Bau der Briloner Windparks verwendet werden kann. Denn da drängt die Zeit sehr, wie im Haupt- und Finanzausschuss offenbar wurde. BBL-Ratsherr Reinhard Loos hatte dort das Thema angesprochen. Er vermisste nämlich die von Bürgermeister Dr. Bartsch im Juli für die morgige Sitzung zugesagte Aufstellung auf der Tagesordnung.

Es geht bekanntlich um rund zwei Millionen Euro, die primär der Stadt Brilon für Naturschutzprojekte zustehen, mit denen die durch den Bau von Windrädern erfolgten Eingriffe in die Landschaft ausgeglichen werden sollen. Wie berichtet, hatte Forstamtsleiter Dr. Bub Anfang Juni dem Ausschuss für Forst, Umwelt und Landwirtschaft ein etwa 50 Projekte umfassendes Maßnahmen-Konvolut vorgelegt. Vieles davon, so SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber jetzt im Hauptausschuss, werde den Kreis-Vorgaben allerdings „nicht gerecht“. Sein CDU-Gegenüber Eberhard Fisch sagte, dass auf der Liste „viel Nonsens“ aufgeführt gewesen sei und es jetzt „höchste Zeit ist, in Gang zu kommen“.

Nicht Wald für Heide opfern

Bis Ende September, so Bürgermeister Dr. Bartsch, will die Stadt mit dem HSK und der Biologischen Station gemeinsam ein Konzept abstimmen, das habe er mit Landrat Dr. Schneider vereinbart. Dabei gehe es in erster Linie darum, „unseren Wald zu erhalten“. Bekanntlich will die Biologische Station das Ersatzgeld vorrangig zur Umsetzung einiger vor zehn und mehr Jahren in den Landschaftsplänen Hoppecketal und Briloner Hochfläche ausgearbeiteten ökologischen Verbesserungen nutzen. So soll zum Beispiel auf dem Gretenberg zwischen Brilon und Scharfenberg eine Zwergstrauchheide rekultiviert werden.

Vom Walderwerb bis zur Kastration freilaufender Katzen

Die Vorschlagsliste des Stadtforstes sah u.a. vor:

Walderwerbe und Aufforstung mit dem Ziel, die Biodiversität und Klimaresistenz zu steigern.

Bau von Löschteichen im Wald, die als Biotope angelegt werden.

Waldpädagogische Projekte wie die Aufarbeitung der Forstgeschichte in Brilon u.a. mit einem forsthistorischen Waldlehrpfad,

Errichtung eines Aussichtsturms in Wülfte, Einrichtung einer Waldabteilung im Haus Hövener.

Die CDU regt an, die sog. Südfläche der Chemviron-Brache in Brilon Wald aufzuforsten sowie die Kastration von freilaufenden Katzen zu fördern, da die eine Bedrohung für die Vogelwelt seien.

Für die Biologische Station ist diese Fläche, die durch die früher übliche Waldhude entstanden ist, „ein kulturhistorisches Relikt“. Für deren Revitalisierung müssten nicht nur etliche Fichten gefällt werden, sondern auch der planerische Status des Gebietes würde sich verändern. Bürgermeister Dr. Bartsch lakonisch: „Wenn wir elf Hektar Wald in Heide umwandeln wollen – kein Problem.“ Tatsächlich hat die Stadt des Waldes derzeit ganz andere Sorgen um und mit ihrem Forst. Das sind der Borkenkäfer und der fallende Preis für den Brotbaum, die Fichte. Sturm „Friederike“ hatte Anfang des Jahres rund 20 000 Festmeter gefällt, das ist mehr als ein Drittel des üblichen jährlichen Einschlags von rund 50 000 Festmetern.

Gravierende Schäden im Forst

Dann kam die lange Trockenperiode im Frühjahr und Sommer, die für weitere rund 15 000 Festmeter an Dürreschäden sorgten. Bürgermeister Dr. Bartsch: „Und jetzt ist der Borkenkäfer drin.“ Das Problem werde auch in den nächsten Jahren spürbar bleiben. „Wir verlieren Wirtschaftswald,“ sagte Dr. Bartsch.

Ihm sei klar, dass sich die Stadt bei den Verhandlungen über die Verwendung des Ersatzgeldes ein Stück bewegen müsse: „Wir werden sicher einen Kompromiss finden. Der wird uns aber weh tun.“

Laut Vorgabe aus Düsseldorf muss das Ersatzgeld innerhalb von vier Jahren verbraucht werden. Vorzugsweise sollen die Kommunen davon profitieren, in denen die Landschaft und das Landschaftsbild durch den Bau der Windräder beeinträchtigt wurden. Sollte das zeitlich nicht möglich sein, wird das Geld zweckgebunden anderswo eingesetzt. Wolfgang Diekmann: „Das will doch von uns keiner, dass mit unserem Geld Projekte in Medebach oder Dortmund gefördert werden.“ SPD-Ratsherr Ludger Böddecker hofft, „dass der Landrat eine etwas weitere Sichtweise auf die Projekte hat als die Biologische Station.“

Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Altkreis Brilon.