Marsberg/Arnsberg. . Prozessbeginn nach versuchtem Totschlag in Asylantenheim an der Trift in Marsberg. Angeklagter Guineer plädiert auf Notwehr. Geschädigter abwesend

  • Prozessauftakt wegen versuchtem Totschlag durch einen Asylbewerber in Marsberg
  • Der Mann aus Guinea soll mehrmals auf einen Mitbewohner eingestochen haben
  • Opfer aus Bosnien erlitt leichte Schnittwunde, ist aber seit Juli untergetaucht.

Vor dem Landgericht Arnsberg hat am Mittwochmorgen die Hauptverhandlung gegen einen Flüchtling aus dem Asylantenheim an der Trift begonnen. Der 20-Jährige ist wegen versuchten Totschlags angeklagt. Er soll im April einen Mitbewohner mit einem Messer attackiert und in den Kopf gestochen haben. Das Opfer, ein 23-jähriger Mann aus Bosnien-Herzegowina, konnte sich allerdings rechtzeitig wehren und erlitt nur eine kleine Schnittwunde an der Schläfe, bevor sein Cousin den mutmaßlichen Täter wegziehen konnte.

Der Angeklagte wurde in Guinea geboren und kam 2013 über den Senegal und Portugal nach Deutschland. Im November selben Jahres landete er schließlich im Asylantenheim an der Trift. Bereits 2009, im Alter von 13 Jahren, musste er seine Heimat verlassen, nachdem sein Vater bei Unruhen in der Hauptstadt Conakry ums Leben gekommen sei, wie er erzählt.

Zum Zeitpunkt der Tat war der Angeklagte leicht alkoholisiert, zudem rauchte er fast täglich Marihuana. „Ich habe schon in Guinea Marihuana konsumiert, mit dem Alkohol habe ich aber erst in Deutschland angefangen“, sagt der 20-Jährige vor Gericht. Auslöser für die Tat war dann auch eine Flasche Whisky.

Whisky löst Rangelei aus

Sowohl der Geschädigte als auch sein gleichaltriger Cousin gaben in ihrer Vernehmung auf der Polizeiwache an, dass sie sich im Gemeinschaftsflur am Abend des 19. April 2016 ein paar Gläser des Schnapses geteilt hatten, als sich der Angeklagte zwischen 19 und 20 Uhr zu ihnen gesellte. „Er hat sich einfach so ein Glas genommen, das war mir aber egal. Als er sich dann zum dritten oder vierten Mal nachschenken wollte, habe ich ihm gesagt, er soll sich selber was besorgen“, erklärte das 23-jährige Opfer in seiner Vernehmung. Im Anschluss soll es zu einer Rangelei gekommen sein, bei der der Angeklagte die leere Whisky-Flasche am Tisch kaputt geschlagen haben und die nun spitze Flasche auf den Geschädigten geworfen haben soll.

Klingenlänge 20 bis 25 Zentimeter

Der Angeklagte bestreitet dies: „Sie wollten plötzlich entweder Geld oder meine Schuhe von mir. Der eine hat mich dann am Hals festgehalten, während der Mann, der später verletzt wurde. auf mich eingeschlagen hat.“

Anschließend sei er kurz in sein Zimmer gegangen, nach kurzer Zeit kehrte er aber in den Flur zurück und wollte die Situation klären. Dabei sollen ihn die beiden Bosnier erneut in die Mangel genommen haben. „Ich dachte, sie wollten mich umbringen. Wir standen nah an einem Tisch, dort lag ein Messer, mit dem ich mich gewehrt habe“, erklärt der Guineer.

In ihren Protokollen behaupten die beiden anderen Asylbewerber allerdings, dass der Angeklagte das Messer von oben mitgebracht haben soll und anschließend in den Schlafsaal des Opfers gestürmt sei. Dies bestätigte auch ein Zeuge aus Afghanistan, der in dem Zimmer wohnte. Nach der Attacke sei das Messer entzwei gebrochen, die Polizei fand nur noch den Griff; die Klinge soll zwischen 20 und 25 Zentimetern lang gewesen sein.

Äußern konnte sich das Opfer aber nicht, denn gemeinsam mit seinem Cousin verließ er im Juli das Asylantenheim an der Trift und konnte auch nicht mithilfe einer Fahndung der Staatsanwaltschaft gefunden werden. Daher musste auf die Protokolle zurückgegriffen werden. Ein weiterer Zeuge sitzt zudem wegen einer anderen Strafsache in U-Haft, soll aber für den zweiten Verhandlungstermin am 12. Oktober einberufen werden

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