Medebach/Wittgenstein. . Filmemacherin Heike Grebe versteht die Diskussion um die Wisente nicht. Sie dreht einen Film mitten in der Herde – und kennt die Tiere als friedlich.
- Heike Grebe versteht die Diskussion um die Wisente nicht
- Filmemacherin kommt den Tieren ganz nahe
- Dokumentation für das Fernsehen
Als Tierfilmerin hat sie schon Flusspferde, Elefanten, Menschenaffen oder Krokodile vor der Kamera gehabt. Seit Oktober 2014 dreht Heike Grebe aus Medebach-Deifeld nun mit ihrem Team einen Dokumentarfilm über die Wisente. Bei ihrer Arbeit war sie bis zu zwei Wochen lang täglich ganz nah bei der Herde.
Täglicher Kontakt – und nie wurde es bedrohlich
Eine gefährliche Situation mit den Wisenten? Die haben Heike Grebe und ihr Kameramann dabei nicht erlebt. Deshalb verfolgt sie die derzeitige Auseinandersetzung um die Fortsetzung des Wisent-Projektes mit einer Mischung aus Bedauern und Entsetzen: „Ich konnte die Nachricht von dem Angriff auf die Wanderin kaum glauben. So viel Zeit wie wir hat kaum jemand anderes mit diesen Tieren verbracht. Und nie hat es dabei nur ansatzweise eine Bedrohung gegeben“, schildert Heike Grebe ihre persönlichen Erfahrungen.
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Vor Beginn der Dreharbeiten hat sie mit der das Projekt begleitenden Biologin Coralie Herbst gesprochen, wie man sich den Wisenten gegenüber verhalten soll: „Uns wurde geraten, dass wir nicht geradeaus auf die Tiere zugehen, sondern respektvoll und langsam im Zickzack, so dass sie uns dabei sehen können.“ Die Warnzeichen seien deutlich zu erkennen: Die Wisente schnaufen und scharren mit den Hufen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Oder sie blocken; das bedeutet, dass sich die erwachsenen Tiere schützend vor ihre Kälber stellen.
Nur drei Meter entfernt vom Bullen gedreht
Solche Momente haben Heike Grebe und ihr Kameramann jedoch nicht erlebt. Meistens waren die Wisente neugierig und entspannt und haben die Filmleute an sich heran kommen lassen. Dabei haben sie sich dem Bullen Egnar teilweise bis auf drei Meter genähert oder sind mit der Kamera durch die Herde gegangen: „Es ist absolut faszinierend, diese imposanten Tiere live im Wald zu sehen. So etwas kennt man sonst ja nur aus amerikanischen Filmen. Wir haben uns richtig in die Wisente verliebt“, schwärmt Heike Grebe von diesen Begegnungen.
Sauerländerin zieht Känguru-Waisenkind auf
Heike Grebe stammt aus Medebach-Deifeld, wo sie nach einigen Jahren in Hamburg nun wieder wohnt. Ihre ersten journalistischen Gehversuche machte sie als freie Mitarbeiterin der Westfalenpost in Winterberg.
Für ihre Tierfilme ist sie weltweit als Autorin und Regisseurin unterwegs. Ihre zweiteilige Dokumentation „Mythos Kongo“ wurde in der ARD zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Auf dem "Jackson Hole Wildlife Film Festival" in den USA hat sie für diese Arbeit den Oscar des Tierfilms gewonnen.
Seit einigen Wochen hat sie ein verwaistes Känguru-Baby aufgenommen und zieht es mit der Flasche groß. Darüber schreibt sie in einer Kolumne für die WP.
Selbstverständlich sind solche Begegnungen jedoch nicht. „Wir hatten das Gefühl, dass die Wisente uns schon kennen. Wenn sie keine Lust auf uns hatten, haben sie sich umgedreht und sind gegangen. An einem solchen Tag brauchten wir auch nicht hinter ihnen her zu suchen, sie haben uns dann nicht näher kommen lassen. Aber wir haben uns immer sicher gefühlt.“
Ursprünglich sollte ihr Beitrag in der Reihe „Wildes Deutschland“ das gesamte Sauerland darstellen. Die Redakteurin beim WDR war dann aber so angetan von den ersten Aufnahmen der Wisentherde, dass aus Heike Grebes Film nun eine eigene Produktion über diese Tiere und das Rothaargebirge wird. Die Rohaufnahmen und der Schnitt werden in dieser Woche fertig und gehen ins Tonstudio. Ende dieses oder vermutlich Anfang nächsten Jahres könnte dann der Sendetermin sein.
Nilpferde oder Elefanten in Afrika
Durch ihre Arbeit mit den Wittgensteiner Wisenten hat Heike Grebe einen zusätzlichen Auftrag von einer kanadischen Produktionsfirma bekommen, die über verschiedene weltweite Auswilderungsprojekte berichtet.
Als Beispiel für Auswilderungen in Deutschland ist diese Firma auf die Wisente aufmerksam geworden: „Das ist ein deutliches Zeichen, wie bekannt dieses Wisentprojekt eigentlich ist. Es wäre zu schade, es aufzugeben“, hofft Heike Grebe nun auf eine einvernehmliche Einigung des Trägervereins der Wisent-Welt mit den Klägern aus dem Hochsauerland.
In Afrika hat sie mehrfach selbst erlebt, wie Nilpferde oder Elefanten bis in die bewohnten Straßen kamen. Die Menschen dort wissen jedoch, wie sie sich diesen viel gefährlicheren Tieren gegenüber verhalten müssen: „In Deutschland werden solche Dinge dagegen gleich zu einem Problem. Dabei ist die Region hier doch eigentlich groß genug für uns alle.“