Medebach/Winteberg. . Tag zwei im Prozess vor dem Amtsgericht Medebach gegen eine neunfache Mutter aus dem Großraum Winterberg. Ein Sohn (2) war wohl verdurstet und verhungert.

Der zweite Verhandlungstag war der Tag der Mediziner. Vor dem Medebacher Amtsgericht muss sich seit Mittwoch eine 38-jährige Mutter von neun Kindern aus dem Großraum Winterberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Ihr zweijähriger Sohn war im Februar 2014 gestorben, weil er extrem ausgehungert und ausgetrocknet war. Seine neun Monate alte Schwester konnten die Krankenhausärzte noch in letzter Minute retten.

Kein gutes Licht fiel im Rahmen des bisherigen Prozessverlaufs auf das Jugendamt des HSK; Staatsanwalt Klaus Neulken sagte, er prüfe, auch in Richtung Jugendamt Ermittlungen einzuleiten. Im Zuge der Beweisaufnahme war die Frage aufgetaucht, warum das Jugendamt nicht intensiver kontrolliert habe.

Keine Stellungnahme vom Hochsauerlandkreis

Nur wenige Wochen vor dem Tod des Kindes hatte eine Mitarbeiterin die Familie besucht. Dabei wurde aber nur der Zustand eines weiteren Kindes (keines von den beiden Betroffenen) untersucht. Der Hochsauerlandkreis wollte zu den Vorwürfen mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben.

Donnerstag erklärte der Gerichtsmediziner Dr. Ralf-Friedrich Zweihoff, dass der zweijährige Junge an einem Hirnödem gestorben sei. Dies sei die Folge eines massiven Flüssigkeitsmangels gewesen. Im Darm habe man zwar durchaus geringe Mengen Nahrungsreste gefunden. Trotzdem sei der Kleine letztlich verdurstet und verhungert.

„Nicht ausreichend“ Nahrung bekommen

Der Direktor der Universitätskinderklinik Münster, Prof. Dr. Heymut med. Omran, war der Ansicht, dass das Kind über einen längeren Zeitraum „nicht ausreichend“ Nahrung bekommen habe. Er sprach von einer möglichen Interaktionsstörung zwischen Mutter und Kind. Am 26. Januar wird der Prozess fortgesetzt.