Marsberg. Beim traditionellen Anböllern des Schützenfestes der St. Magnus-Bruderschaft Niedermarsberg sind zwei Kanonen explodiert. Dabei kam Schützenkönig André Bieker ums Leben.
Es sollte ihr Wochenende werden. André und Sabrina Bieker, das Königspaar der St. Magnus-Schützenbruderschaft, hatten sich so sehr darauf eingestimmt. „Besonders freuen wir uns darauf, am Samstagmittag um 12 Uhr den ersten der drei Kanonenschüsse auslösen und damit allen Marsbergern lautstark den Beginn unseres Schützenfestes signalisieren zu dürfen,“ schreiben sie in ihrem Grußwort im St. Magnus-Kurier, der Festzeitschrift der Bruderschaft.
Ganz Marsberg steht unter Schock
Nun steht die ganze Stadt unter Schock. „Die Betroffenheit ist unbeschreiblich. So etwas habe ich noch nicht erlebt,“ sagt Bürgermeister Klaus Hülsenbeck. Ihn erreicht die Nachricht von dem schrecklichen Unglück zu Hause.
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Der Oberst der Bruderschaft, gleichzeitig Standesbeamter in der Marsberger Stadtverwaltung, informiert ihn über das tragische Geschehen. Umgehend fährt er zur Schützenhalle. Am Rathaus werden die beiden rot-goldenen Stadtfahnen und die blau--weiße Fahne der St. Magnus-Schützen auf halbmast gesetzt.
Dr. Wüllner hautnah dabei
Hautnah erlebt Dr. Hubert Wüllner das schreckliche Geschehen mit. Der Zahnarzt hat selbst schon mehrfach um die Königswürde mitgeschossen und zweimal den vorletzten Schuss abgegeben. Er kommt regelmäßig zum Anböllern. Als der Schützenkönig beim zweiten Knall zu Boden sinkt, denkt er sich noch nichts Schlimmes: „Vielleicht hat ihn ja der Luftdruck umgehauen." Ein weiterer Augenzeuge vermutet zunächst ein Knalltrauma.
Doch dann nehmen alle die Beschädigungen an den Kanonen wahr, gleichzeitig ertönen Schreie.
Gottesdienst mit Patrick Sensburg
Als das Ausmaß des Unglücks realisiert wird und die Rettungskräfte des nahen St. Marien-Hospital eintreffen, ziehen sich die, die das alles miterlebt haben, in die Schützenhalle zurück. Augenzeuge ist auch Propst Meinolf Kemper, der neue Präses der Bruderschaft. Es ist sein erstes Schützenfest in Marsberg. „Ich bin selbst geschockt“, sagt er. Am Sonntagmorgen gestalten er und Pfarrer Markus Pape von der evangelischen Gemeinde in der übervollen Propsteikirche einen Gottesdienst, der allen Zeit und Gelegenheit für Trost und Trauer gibt.
Unter den Besuchern ist auch MdB Patrick Sensburg. Der Abgeordnete hat mit dem Vorstand der St. Magnus-Bruderschaft Kontakt aufgenommen und Kraft für die Zukunft gewünscht. In einer derartigen Situation, so der Abgeordnete, zeige sich, was ein Verein nach innen und außen zu leisten im Stande ist: „Das geht weit über das Feiern hinaus.“
Schweigeminuten auf zahlreichen Schützenfesten
Auf zahlreichen Schützenfesten legen die Vereine Schweigeminuten ein. Kreisoberst Dieter W. Braun: „Unser ganzes Mitgefühl gilt der Ehefrau und den Angehörigen des Verstorbenen. Aber wir denken auch an unsere Schützenbrüder in Niedermarsberg und Obermarsberg, die hervorragende Vorstandsarbeit leisten und nun mit solchen Problemen und Gefühlen konfrontiert werden.“
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Unmittelbar nach dem Unglück sagte der Verein das Fest ab. Kinderbelustigung gibt es zum Schützenfest bei der St. Magnus--Bruderschaft nicht. Wegen der Freibier-Regelung ist das Betreten des Geländes erst ab 16 Jahren gestattet.
Drei Jahre um Königswürde gekämpft
„André, Du hast drei Jahre gekämpft, um den Vogel von der Stange zu holen, jetzt schaffst Du auch diesen Kampf“, heißt es noch am frühen Samstagnachmittag auf der Facebook-Seite der St.-Magnus-Schützen. Doch zwei Stunden später ist es traurige Gewissheit: André Bieker hat diesen Kampf verloren. Der Tag, der zu einem der unvergesslichsten in seinem Leben werden sollte, ist sein Todestag.