Bochum. Hans-Peter Villis wollte drei Monate nach seinem überraschenden und nicht ganz freiwilligen Rückzug als Präsident zurückkehren - und wurde abgewählt.
Drei Monate war es ruhig um Hans-Peter Villis, als er sich Ende Oktober offiziell aus gesundheitlichen Gründen – was damals schon angezweifelt wurde - dazu entschied, seine Ämter beim VfL Bochum vorerst ruhen zu lassen. Nun, Ende Januar, wollte der nominelle Aufsichtsratsvorsitzende und Präsident beim Bundesligisten zurückkehren. Das verkündete er am Montagabend auf einer Sitzung des Aufsichtsrats. Schon Anfang Januar nahm Villis an einer Sitzung teil, teilte dort den anderen Gremiumsmitgliedern mit, in der nächsten Sitzung Ende Januar auch offiziell seine Rückkehr verkünden zu wollen. Allerdings: Auf der Sitzung wurde er nun direkt abgewählt. Dies bestätigte der Verein am Dienstagmorgen, nachdem diese Redaktion zuvor berichtete. Villis bleibt aber Mitglied des Aufsichtsrats und Präsidium.
Villis soll unzufrieden mit der aktuellen Führung des VfL Bochum sein, bemängele den Stillstand seit Monaten. Der Aufsichtsrat um Uwe Tigges, Martin Volpers und Christina Reinhardt agiere demnach zu zögerlich, gebe keine klare Linie in diesen schwierigen Zeiten vor. Die Vision für die Zukunft des VfL Bochum fehle, zudem befürchtet Villis einen zu großen Zeitverlust bei wichtigen Entscheidungen, nachdem ohnehin feststeht, dass es noch in diesem Halbjahr eine Neuwahl des Aufsichtsrats durch die Mitglieder des VfL Bochum geben wird. Bei dieser will Villis mit einem neuen Team antreten. Dies soll nun der Grund für die Abwahl sein. Allerdings positionierten sich zuletzt im Hintergrund auch die anderen Mitglieder für die Neuwahl.
VfL Bochum: Zwei Lager innerhalb des Aufsichtsrats
Im Oktober 2024 hatte Villis den Aufsichtsrat darum gebeten - zumindest nach offizieller Darstellung -, „seine Ämter in beiden Gremien aus gesundheitlichen Gründen bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Dem haben das Präsidium und der Aufsichtsrat entsprochen“, wie der Verein damals per Pressemitteilung mitteilte. Dies allerdings waren nach Informationen dieser Redaktion vorgeschobene Gründe, um den Verein nicht in eine große Identitätskrise zu stürzen. Er kam mit seiner Entscheidung, die Ämter ruhen zu lassen, eher einer Abwahl als Vorsitzender des wichtigsten Gremiums des Vereins zuvor. Innerhalb des Aufsichtsrates hatten sich zwei Lager gebildet – die drei oben Genannten sollen gegen den 67-Jährigen gewesen sein und wollten es anders machen. Seitdem tritt der VfL Bochum allerdings auf der Stelle, hat beispielsweise noch immer keinen neuen Sportchef finden können. Auch fehlen angekündigte Winter-Transfers.
Das Gremium, das im Dezember auf der Mitgliederversammlung eine Neuwahl noch im ersten Halbjahr 2025 verkündete, wird nun bis zur Neuwahl am 14. Juni von Uwe Tigges geleitet.
Die Neuwahl wurde notwendig, weil der Druck zu groß wurde, nachdem die Verantwortlichen aufgrund von Personalentscheidungen und dem Zwist innerhalb des Gremiums in die Kritik geraten waren. Allerdings: Die aktive Fanszene forderte bereits vor Weihnachten eine schnelle Neuwahl, um die Weichen für die neue Saison zu stellen. „Ein früheres Datum für die MV wurde geprüft, ist aber aufgrund der notwendigen Vorlaufzeit für die Wahl des Fanvertreters nicht möglich“, teilte der Verein mit.
Der Darstellung in der Berichterstattung rund um den Rückzug von Villis im Oktober widersprachen die Präsidiumsmitglieder um Martin Volpers und Uwe Tigges immer wieder vehement. „Peter ist an uns herangetreten und wollte seine Ämter aus gesundheitlichen Gründen ruhen lassen“, sagte Tigges einmal bei einem Medientermin. Zu Interna wolle er sich nicht weiter äußern. Volpers betonte, dass ihm Ämter nicht wichtig seien und verschiedene Meinungen sogar dazu beitrügen, in die richtige Richtung zu gehen. Es gehe ihm nur um den Verein und darum, dass dieser in allen Belangen positiv in die Zukunft geführt werde. Auch mit Villis. Dieser könne schließlich jederzeit in seine Ämter zurückkehren, wenn es ihm gesundheitlich besser gehe. Dies wollte er nun tun - und wurde letztlich abgewählt, „weil das für eine konstruktive Zusammenarbeit unter seiner Führung notwendige gegenseitige Vertrauen nicht mehr gewährleistet ist“, wie es von Vereinsseite heißt.
VfL Bochum: Unter Villis zurück in die Bundesliga
Villis ist nun bereit, sich mit einem neuen Team, das sportliche und wirtschaftliche Kompetenz mitbringt, neu aufzustellen, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung erneut zur Wahl zu stellen. Er will den VfL Bochum noch vor dem Abstieg bewahren. Mindestens aber für eine erfolgreiche Zukunft aufstellen.
Villis war in seiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Verein wieder in die Bundesliga zurückkämpfen konnte und dort dreimal den Klassenerhalt feierte. Er brachte viele Sponsoren dazu, Geld in den VfL Bochum zu investieren. Bei der Vertragsverlängerung von Hauptsponsor Vonovia sprach sich zuletzt dessen Vertreter Arnd Fittkau noch für Villis als starken Mann beim VfL aus. Frei von Kritik war Villis in seiner Amtszeit aber nie. Dennoch sieht er sich als starken Mann, der den VfL Bochum wieder in ruhigere Fahrwasser bringen kann.
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