Bochum. Der VfL Bochum hat Manuel Riemann an den SC Paderborn abgegeben. Für den Keeper lohnt sich der Wechsel sportlich, für Bochum finanziell.
Das Kapitel Manuel Riemann beim VfL Bochum ist geschlossen. Der Torhüter wechselt zum SC Paderborn in die Zweite Fußball-Bundesliga, der Transfer ist inzwischen offiziell. Beim SCP soll er direkt ein Startelf-Kandidat sein, nachdem Trainer Lukas Kwasniok zuletzt seine beiden Keeper Markus Schubert und Pelle Boevenik scharf kritisierte. „Allein die Torhüter haben uns dieses Jahr sechs bis acht Punkte gekostet. Und zwar nicht mit Kann-Aktionen, sondern mit brutalen Aussetzern“, sagte er nach der Hinrunde. „Natürlich haben wir da ein Problem. Fehler passieren, aber wenn du in der Häufigkeit diese Fehler machst, ist es einfach ein Qualitätsdefizit.“
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Riemann, der in der VfL-Wintervorbereitung 45 Minuten im Testspiel gegen den Wuppertaler SV spielte, soll in Paderborn nun das Torhüter-Problem lösen – und gleichzeitig auch das Luxusproblem des VfL Bochum beheben. Denn nachdem sich der Klub und der Spieler im Herbst doch noch einigen konnten und somit einen Streit vor Gericht nach einer Freistellung vor den Relegationsspielen verhinderten, standen gleich drei Torhüter mit Startelf-Ambitionen im Kader. Trainer Dieter Hecking betonte zuletzt immer wieder, dass Patrick Drewes und Timo Horn klar die Nase vorn hätten, für Riemann kein Platz sei.
Die Anfrage des SC Paderborn kam für ihn somit zur rechten Zeit. Dort könnte Riemann dem Verein dabei helfen, konkret in den Kampf um den Aufstieg einzugreifen. In Paderborn unterschreibt er nach Informationen dieser Redaktion einen Vertrag bis Saisonende. Im Vertrag sollen aber Optionen verankert sein, dass sich das Arbeitspapier im Sommer um ein weiteres Jahr verlängern könnte. Derzeit steht der Klub nach einer Niederlage am Sonntag gegen Hertha BSC (1:2) zwar nur auf dem achten Platz. Der Rückstand auf die Tabellenspitze beträgt allerdings nur drei Punkte. In der verrückten Zweiten Bundesliga dürfte das Aufstiegsrennen bis zum Schluss spannend bleiben. Eine offizielle Bestätigung des Deals steht aber noch aus. Paderborn-Trainer Kwasniok selbst sagte am Sonntag: „Lasst euch überraschen.“
VfL Bochum: Manuel Riemann mit schwerem Stand
So richtig überraschend ist der Abgang Riemanns in diesem Sommer nach neuneinhalb Jahren VfL Bochum indes nicht. Riemann hatte spätestens seit dem Frühjahr 2024 einen schweren Stand an der Castroper Straße. Er wendete sich im Kampf gegen den Abstieg immer mehr von der Mannschaft ab, geriet mit einzelnen Mitspielern aneinander, weshalb er vor den beiden Relegationsduellen gegen Fortuna Düsseldorf freigestellt wurde und wegen „unüberbrückbarer unterschiedlicher Auffassungen zu teaminternen Themen“ zur unerwünschten Person im Profi-Training des Bundesligisten erklärt worden war.
Riemann klagte später auf Teilnahme am Trainingsbetrieb des VfL Bochum. Beinahe wäre es zu einem Gerichtsprozess gekommen. Doch kurz vor Prozessauftakt einigten sich beide Parteien doch gütlich, Riemann kehrte ins Training zurück und gibt sich dort bislang betont teamfähig. Doch Verantwortliche hielten es nicht für vertretbar, dass er noch einmal für den VfL Bochum spielt. Der Spieler selbst hatte lange die Hoffnung, ging selbst während seiner Freistellung davon aus, dass er bei einer Rückkehr ins Tor zurückkehren wird. Dass er in dieser Saison aber noch einmal für den VfL Bochum spielen würde, dies hat er offenbar für sich nun doch abgehakt, weshalb der 36-Jährige andere Angebote sondierte.
VfL Bochum spart 300.000 Euro Gehalt bei Manuel Riemann
Kurios: Eine Verbindung zwischen Paderborn und Riemann besteht seit 2019: Damals feierten die SCP-Spieler den Bochumer Torhüter auf Mallorca und trugen geschlossen sogar sein Trikot. Der Grund: Riemann sorgte damals im letzten Saisonspiel mit einer Parade gegen Paderborn-Konkurrent Union Berlin für ein Remis des VfL. Der Punkt allerdings war zu wenig für Union im Kampf um den direkten Aufstieg. Diesen sicherte sich der SCP. Die Spieler wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten.
Für Riemann bedeutet der Wechsel aber auch einen leisen Abschied von jenem Klub, bei dem er sich einen Namen gemacht hatte. Menschlich nicht immer unumstritten, ragte er in vielen Jahren sportlich doch heraus. Hin und wieder unterliefen ihm zwar nahezu unerklärliche Patzer, doch viele Spieler gewann er dem VfL Bochum auch mit seinen Paraden. Spätestens seit dem Sommer aber bröckelte sein Denkmal. In Paderborn kann er nun noch einmal an seinem sportlichen Vermächtnis arbeiten, während der VfL Bochum rund 300.000 Euro Gehalt bis zum Vertragsende im Sommer sparen wird. Geld, das für Neuzugänge in der Offensive gut gebraucht werden kann.
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