Essen. Die Revierklubs Schalke, Bochum und BVB kriseln immer weiter – auch weil ihnen im Sommer Fehleinschätzungen unterliefen. Ein Kommentar.
Man könnte trefflich diskutieren, wer am Wochenende den tiefsten Tiefpunkt erlebte unter den Revierklubs in den beiden Bundesligen. Rein tabellarisch und auch spielerisch war es Zweitligist FC Schalke 04, der wohl selbst nicht wusste, wie er das Kellerduell gegen Greuther Fürth nur mit einem Tor Unterschied verlieren konnte und dabei Auflösungserscheinungen auf dem Rasen und den Rängen zeigte. Am heftigsten unter die Räder geriet der VfL Bochum bei der deutlichen Abreibung gegen den FC Bayern, was zwar passieren kann gegen den Rekordmeister und Tabellenführer, aber trotzdem schlecht ist, wenn man bis jetzt fast nur verloren hat. So gar nicht passieren sollte es Borussia Dortmund, dass man mit einem sehr mageren Auftritt 1:2 beim FC Augsburg verliert, zumal sich das Spiel einfügt in eine ganze Serie von dürftigen Auftritten.
Drei Revierklubs, dreimal heftige Krise auf unterschiedlichen Ebenen, die natürlich alle ihre ganz eigenen Ursachen und Ausprägungen haben, aber doch auch Parallelen erkennen lassen. Auf einen einfachen Nenner heruntergebrochen: Alle drei Klubs büßen nun für unterschiedlich schwere Fehleinschätzungen im Sommer.
Auf Schalke räumte Kaderplaner Ben Manga sogar ein, dass man vielleicht den einen oder anderen Neuzugang überschätzt habe. Abgesehen davon, dass die Neuzugänge das richtig gerne gehört haben werden, muss es auch jeden Fan zutiefst alarmieren, liefert es doch kein bisschen Aussicht auf Besserung. Der Trainer ist bereits getauscht, weitere Impulse lassen sich erst einmal nicht setzen im Abstiegskampf der 2. Bundesliga.
Bochum-Geschäftsführer Ilja Kaenzig klang, als würde er die Weiße Flagge hissen
Den Trainer gefeuert hat auch der VfL Bochum, nachdem nicht zu verbergen war, dass Peter Zeidlers Fußball so gar nicht zur Mannschaft passten. Einen neuen gibt es noch nicht, aber der wird eine schwere Aufgabe haben: Er müsse mehr herausholen aus dem Kader, als drin ist, sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig und fügte noch einige Sätze mehr hinzu, die sehr nach Hissen der Weißen Flagge klangen.
In Dortmund ist Nuri Sahin noch im Amt, aber die Kritik wächst – auch an der Komposition des Kaders. Den hielt man im Sommer bewusst schlank, nahm lieber einige Toptalente hinzu. Das fliegt dem Klub nun um die Ohren, weil viele gestandene Profis verletzt sind und Sahin den Nachwuchskräften offenbar nicht traut, Einsätze bekommen sie kaum. Ob die Dortmunder wiederum dem viel beschworenen Prozess unter Sahin weiter trauen oder bald auch den gleichen Reflexen wie die Konkurrenz erliegen – das wird eine der spannenden Fragen für die kommenden Wochen.