Mainz. Borussia Dortmund begleitet die akute Auswärtsschwäche auch in Mainz. Julian Brandt schlägt vor der Länderspielpause Alarm.

Der Anlass ist zwar ein freudiger, doch befreit von jeglichen negativen Gedanken wird Julian Brandt am Montag nicht die grob überschlagenen 250 Kilometer von Dortmund nach Frankfurt zurücklegen. Nach einem Jahr Nicht-Berücksichtigung ist Brandt mal wieder in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft berufen worden, um die beiden Nations-League-Länderspiele am Samstag in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina und drei Tage später in Budapest gegen Ungarn zu bestreiten. Aber: „Den Kopf hätte ich frei, wenn wir heute gewonnen hätten“, gab der 28-Jährige am Samstagnachmittag zu.

Über schöne Aspekte seines Fußballer-Daseins spricht Brandt gerne mit einem Honigkuchenpferd-Grinsen. Nach dem 1:3 (1:2) des BVB beim Mainz 05 stand der Dortmunder Spielmacher ernüchtert in den Stadion-Katakomben. „Das ist nun etwas, was dich zwei Wochen lang begleitet. Das macht keinem von uns Spaß, denn du hast immer den Drang, danach etwas zu ändern. Nun müssen wir uns gedulden“, meinte er.

BVB hat sechs Auswärtsspiele in Serie verloren

Sechs Pflichtspiele in fremden Stadien hat der BVB nun in Serie verloren, in der Bundesliga sind es vier. Nach wie vor steht nur ein Remis in Bremen auf der Habenseite. Mehr und mehr verzweifeln die Dortmunder an der krassen Diskrepanz zwischen Ergebnissen von Heim- und Auswärtsspielen. „Es muss nach wir vor das Ziel sein, diesen scheiß Bann zu brechen, weil ich keinen Bock mehr habe, aus irgendwelchen Städten mit einer Niederlage nach Hause zu fahren“, schimpfte Brandt weiter. „Das geht mir auf den Sack.“ Rumms.

FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund
Ein Knackpunkt: Schiedsrichter Florian Badstübner verweist BVB-Kapitän Emre Can des Feldes. © DPA Images | Revierfoto

Die schwarz-gelbe Spurensuche nach dem nächsten Rückschlag fand in Mainz auf zwei Ebenen statt. Zum einen gab es natürlich konkrete Gründe für die Niederlage, die eng mit dem Spielverlauf zusammenhingen. 65 Minuten lang spielten die Dortmunder in Unterzahl, weil sich Emre Can einen Aussetzer leistete, und in einer ungefährlichen Spielsituation zu einer Gräsche ansetzte, die von Schiedsrichter Florian Badstübner ohne zu zögern mit der Roten Karte bestraft worden war.

Der zweite Knackpunkt folgte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Es lief zu diesem Zeitpunkt ja den Umständen entsprechend ordentlich für den BVB. Serhou Guirassy hatte in der 40. Minute per Foulelfmeter den Ausgleich erzielt, nachdem Jae-Sung Lee die Mainzer in Führung (36.) gebracht hatte. Dann der Bruch. „Wir müssen es schaffen, mit dem 1:1 in die Halbzeit zu gehen und uns neu zu sortieren, der Trainer kann uns dann neu aufstellen“, sagte Pascal Groß. So aber kam es nicht, obwohl sich die Spieler nach dem Ausgleich extra versammelt hatten, um sich einzuschwören. „Wir verlieren den einen oder anderen Zweikampf, die Zuordnung im Sechzehner, müssen da einfach eng am Mann sein“, schilderte der Aushilfs-Rechtsverteidiger die Entstehung der erneuten Mainzer Führung durch Jonathan Burkardt in der dritten Minute der Nachspielzeit. „Das muss man mit zehn Mann für fünf Minuten hinbekommen.“

BVB wird den eigenen Ansprüchen nicht gerecht

Auf einer höheren Ebene stellte sich die Frage, wie sich die ratlos wirkenden Dortmunder nach der Länderspielpause aus dem Schlamassel der akuten Auswärtsschwäche ziehen können. „Das ist viel zu wenig, da brauchen wir nicht drum herum reden, und es wird auch den Ansprüchen nicht gerecht“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Ist es Kopfsache? Kehl verneinte das, denn die Niederlage in Mainz habe „eine andere Charakteristik“ gehabt als etwa die Auftritte bei Union Berlin oder in Augsburg, als die BVB-Profis nicht den Eindruck machten, als würden sie sich gegen die Niederlagen stemmen. Groß forderte derweil, dass wir „diese Spiele von der Mentalität her schleunigst angehen wie ein Heimspiel. Das ist der gleiche Platz wie zuhause, es gibt keinen Grund, auswärts nicht so zu spielen. Wir haben immer tausende Fans dabei, es ist nicht so, dass der Support feht. Gefühlt hört man unsere Fans immer mehr als die Heimfans.“ Nach Abpfiff kam aufmunternder Applaus aus dem Gästeblock.

1. FSV Mainz 05 v Borussia Dortmund - Bundesliga
Aufmunternder Applaus: Die BVB-Profis versammeln sich nach dem Spiel vor dem Gästeblock. © Getty Images | Alex Grimm

Ist es die Verletztensituation? „Man hat ein Stück gemerkt, dass wir nicht aus dem Vollen schöpfen können“, meinte Mittelfeldspieler Brandt, wollte das aber nicht als Ausrede gelten lassen. „Die Auswärtsspiele haben wir schon am Anfang mit voller Kapelle nicht gezogen, und jetzt auch mit halber nicht.“ Gut aus Dortmunder Sicht, dass es nach der Länderspielpause am 23. November mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg weitergeht. „Wir haben“, so Brandt, „sieben, acht Spiele im November und Dezember, wo das ganz klare Ziel ist, bis zum Winter in eine vernünftige Ausgangssituation zu kommen.“ Nicht mehr, nicht weniger.

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