Bochum. Der VfL Bochum zieht Konsequenzen: Trainer Peter Zeidler muss gehen. Auch Sportdirektor Marc Lettau wird von seinen Aufgaben entbunden.
Als Peter Zeidler am Sonntagmorgen bei mildem Herbstwetter den Trainingsplatz des VfL Bochum betrat, noch Anhängern des so beängstigend gestarteten Fußball-Bundesligisten Fotowünsche erfüllte, wird er nicht daran gedacht haben, dass sein Arbeitgeber am Abend noch Tabula rasa machte. Es ging schon auf 21 Uhr zu, als das Schlusslicht der Liga in drei schlanken Sätzen die dicke Veränderung auf der Trainerbank ankündigte: Peter Zeidler, erst zu Saisonbeginn an die Castroper Straße gekommen, wird nach nur sieben Ligapartien und dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal schon wieder freigestellt. Und nicht nur der 62-Jährige muss seinen Platz räumen: Auch Sportdirektor Marc Lettau wurde von seinen Aufgaben entbunden.
VfL Bochum: Klassenerhalt in der Konstellation nicht möglich
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„Trotz vieler Gespräche und Bemühungen in den vergangenen Wochen ist es nicht gelungen, signifikante Verbesserungen in sportlicher oder tabellarischer Hinsicht zu erzielen“, hieß es in der Bekanntgabe des VfL am Tag nach der 1:3-Pleite bei der TSG Hoffenheim. „Unter Einbeziehung dieser Aspekte haben die Vereinsverantwortlichen zusammen mit der sportlichen Leitung sowie der Mannschaft eine gründliche Analyse vorgenommen. Ergebnis: Es fehlt die Überzeugung, dass der VfL in der bisherigen personellen Konstellation das Ziel Klassenerhalt schaffen kann.“
Eine unverblümte Analyse des VfL Bochum, dessen Profifußballer aus den ersten acht Bundesliga-Spielen lediglich einen Punkt geholt haben. Dass die VfL-Verantwortlichen um Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, und Hans-Peter Villis, Vorsitzender des Aufsichtsrates, die Reißleine zogen, hatte maßgeblich mit dem Auftritt im Kraichgau zu tun. Beim 1:3 (0:1) in Hoffenheim (nur Cristian Gamboa/76. traf bei Gegentoren durch Andrej Kramaric/11., Marius Bülter/64. und Haris Tabakovic/90.+3; Lukas Daschner vergab kläglich einen Elfmeter zu Beginn der Nachspielzeit) lieferten die Bochumer die schlechteste erste Hälfte eines VfL-Teams – in jedem Fall seit dem Wiederaufstieg – ab. Die ersten 45 Minuten waren eine nur schwer zu ertragende Mischung aus Arbeitsverweigerung, fehlender Körpersprache, Hilf-, Harm- und Hoffnungslosigkeit.
VfL Bochum zieht Reißleine nach unterirdischere Leistung in Hoffenheim
Nach dieser unterirdischen Leistung hatte sich Zeidler noch kämpferisch gegegeben. „Ich habe gezeigt“, sagte er, „dass ich fleißig und kompetent bin. Sonst wäre ich vielleicht schon weg. Und weil das so ist, bin ich Trainer beim VfL Bochum und hoffentlich noch sehr lange. Ich glaube fest daran, dass wir die nötigen Punkte holen. Dieser Aufgabe stellen wir uns.“ Die Ergebnisse und der Tabellenplatz 18 ließen Zeidler – so läuft das Geschäft – in den Mittelpunkt der Diskussionen rücken. Die Wetten liefen längst, dass er der erste Bundesligatrainer in dieser Saison ist, der freigestellt wird. Obwohl es zunächst noch hieß, man wolle nicht bei stärker werdendem Gegenwind reflexartig den Trainer wechseln, sondern die Reihen schließen, folgte am Sonntagabend die Trennung.
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Das Erstrunden-Aus im Pokal beim Zweitligisten Regensburg (0:1) sowie die erfolglosen Bundesligapartien gegen Leipzig (0:1), Mönchengladbach (0:2), Freiburg (1:2), Kiel (2:2), Dortmund (2:4), Wolfsburg (1:3) und Hoffenheim (1:3) erwiesen sich für Zeidler als zu schwere Hypothek. Der Absturz auf den letzten Tabellenplatz animierte die Vereinsführung nun zum Handeln. Anders als bei seinem vorherigen Verein – er blieb in St. Gallen sechs Jahre lang, war zwischenzeitlich dienstältester Trainer in der höchsten Schweizer Liga – musste er in Bochum bereits nach wenigen Monaten gehen. Dabei sollte er beim Revierklub nach der Trennung von Thomas Letsch im vergangenen April und der erfolgreichen Rettungsmission von Interimslösung Heiko Butscher mit dem knappen Sieg in der Relegation gegen Düsseldorf eigentlich den Neuaufbau einleiten. Doch anders als zum Start in die vergangene Saison, als der erste Sieg erst am zehnten Spieltag gelang und Letsch dennoch im Amt blieb, hatte Zeidler weniger Kredit. Dem Vernehmen nach sollen nicht nur die ausbleibenden Erfolge, sondern auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft zur Trennung beigetragen haben. Zudem waren nach diversen Leistungseinbrüchen des Teams in der zweiten Halbzeit Vorwürfe laut geworden, wonach es den Profis an Fitness mangelt. Auch die Personalie Manuel Riemann – mit dem kurz vor der erfolgreichen Relegation freigestellten Torhüter treffen sich die Bochumer am 19. November zum Rechtsstreit vor Gericht – sorgte nicht gerade für Ruhe
VfL Bochum: Auf den neuen Trainer wartet ein hartes Programm
Neben Peter Zeidler, der vom FC St. Gallen zu den Bochumern kam, muss auch Marc Lettau seinen Schreibtisch in der Geschäftsstelle räumen. Der 39-Jährige war im Juli 2023 zum Sportdirektor befördert worden. Der Klub erweiterte mit dem Schritt das Aufgabengebiet des bisherigen Technischen Direktors. Lettau verantwortete seither die Kaderplanung und das Scouting und leitete die Lizenzspielerabteilung. Nach dem 1:3 in Hoffenheim hatte er es vermieden, sich zur Trainerdebatte zu äußern; er war zwar in der Mixed-Zone, hielt sich aber von den Aufnahmegeräten fern.
Für den Nachfolger von Peter Zeidler wird es indes nicht einfach: Im nächsten Spiel müssen die Bochumer gegen Rekordmeister Bayern München antreten, es folgen die Aufgaben bei Eintracht Frankfurt und daheim gegen Meister Bayer Leverkusen.
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