Bochum. Der VfL schleppt noch Probleme aus der Vorsaison mit - nicht an allem war Trainer Zeidler schuld. Die Hintergründe zum Trainerwechsel beim VfL.
Der VfL Bochum bleibt der Verein für Leidensübungen. Und wenn die Verantwortlichen und Fans bisher geglaubt haben, spannender, nerviger als den Klassenerhalt in der Relegation und im Elfmeterschießen zu schaffen, wäre nicht möglich, dann müssen sie sich dieser Tage wohl darauf vorbereiten, dass eine weitere Steigerung zu geben scheint. Als würde der Fußballgott sagen wollen: Relegation, Elfmeterschießen? Schnallt euch an, ihr werdet sehen: Schlimmer geht immer.
Dabei allerdings scheinen die Bochumer noch weit größere Probleme lösen zu müssen als die Tatsache, dass die aktuelle Mannschaft mit dem 1:3 (0:1) bei der TSG Hoffenheim den letzten Platz festigte und die vielleicht schlechteste erste Hälfte eines VfL-Teams - in jedem Fall seit dem Wiederaufstieg - zeigte. Die ersten 45 Minuten waren eine nur schwer zu ertragende Mischung aus Arbeitsverweigerung, fehlender Körpersprache, Hilf-, Harm und Hoffnungslosigkeit.
Die Konsequenzen aus dem sportlichen Absturz der vergangenen Monate zogen die Bochumer Verantwortlichen am Sonntagabend: Nicht nur Cheftrainer Peter Zeidler, sondern auch Sportdirektor Marc Lettau muss sein Amt abgeben.
VfL Bochum wirft Lettau und Zeidler raus: „Es fehlt die Überzeugung“
„Trotz vieler Gespräche und Bemühungen in den vergangenen Wochen ist es nicht gelungen, signifikante Verbesserungen in sportlicher oder tabellarischer Hinsicht zu erzielen“, heißt es in der kurzen Mitteilung des Vereins, die um 20.35 Uhr rausging. „Es fehlt die Überzeugung, dass der VfL in der bisherigen personellen Konstellation das Ziel Klassenerhalt schaffen kann.“
Sportdirektor Marc Lettau wollte schon nach der Niederlage in Hoffenheim lieber nichts sagen. Die Analyse fand dann am Sonntagabend ein Ergebnis. Nach ausführlichen Beratungen am Sonntag entschied sich die Klubführung um Ilja Kaenzig und Hans-Peter Villis dafür, sich sowohl von Zeidler als auch von Lettau zu trennen. Über das weitere Vorgehen werde man informieren, heißt es.
Für die Entscheidung nahmen sie sich auch deshalb Zeit, weil sich die Vereinsspitze nicht leichtfertig gegen Zeidler stellen wollte. Dem Vernehmen nach wollten die Verantwortlichen des VfL davon wegkommen, bei stärker werdendem Gegenwind reflexartig den Trainer zu wechseln. Und das eben auch aufgrund der ganzen Nebengeräusche und mitgeschleppter Probleme. Man müsse vielleicht im Gegenteil die Reihen schließen und sich komplett hinter den Trainer stellen, hieß es.
Am Ende entschieden sie sich doch für einen harten Schnitt - und lösen damit vielleicht einige, aber sicher nicht alle Probleme.
VfL Bochum: Systemfragen und Aufstellungssorgen
Zuletzt war immer deutlicher geworden, dass es neben den aktuellen sportlichen Problemen mit Systemfragen und Aufstellungssorgen weitaus größere Baustellen zu geben schien und dass die Bochumer Probleme aus der Vorsaison mit in die neue Saison genommen haben.
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So ist beispielsweise Manuel Riemann eins der Probleme, das aus der vergangenen in die jetzige herübergeschwappt ist. Am 19. November steht der Kammertermin „Riemann gegen den VfL“ bei Gericht an. Bis dahin hat er viel Zeit für Selfies mit den Fans bei den Heimspielen des VfL im VIP-Raum. Für Ruhe sorgt das nicht.
VfL Bochum: Bei Riemann haben die Verantwortlichen zu spät durchgegriffen
Rückblickend lässt sich festhalten, dass die Verantwortlichen bei ihm zu spät konsequent gehandelt haben. Denn bevor die Situation am letzten regulären Spieltag nach dem Spiel bei Werder Bremen endgültig eskalierte und Riemann in der Relegation dann raus war, hatte es in den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren zuvor immer mal wieder Vorfälle rund um und mit dem Torwart gegeben. Die aber wurden stets wegmoderiert.
Nach geschaffter Relegation wurde dann überdeutlich, dass Riemanns Rauswurf nicht bei allen Spielern gut ankam. Dass Philipp Hofmann und Maxi Wittek daran erinnerten, dass auch Riemann seinen Anteil am Klassenerhalt hatte, war inhaltlich richtig. Es zeigte aber eben auch, dass es einen Riss im Team gab - und vielleicht immer noch gibt.
VfL Bochum: Diskussionen um Bier in der Kabine
Wie sehr Riemann noch Thema ist, zeigte sich jetzt bei der Diskussion um Bier in der Kabine, einem gemeinsamen Frühstück und Spaziergang bei Auswärtsspielen. Riemann machte da in der Vergangenheit selten mit. Das wiederum führte dazu, dass der nun bereits ehemalige Trainer Peter Zeidler etwas kommentieren sollte, an dem er nicht beteiligt war. Zeidler ist Riemann, seitdem er beim VfL Bochum ist, nicht begegnet, er kennt Riemann nicht. Trotzdem sollte er dessen Verhalten und das Verhalten der Verantwortlichen einordnen, die Riemann die Sonderstellung durchgehen ließen.
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Maximal unglücklich läuft es auch bei der Personalie Bernardo. Er war in der vergangenen Saison bester Bochumer, sollte dann möglichst gewinnbringend verkauft werden. Interesse anderer Vereine gab es, aus einem Wechsel aber wurde nichts, zumal sich der Brasilianer in der Vorbereitung verletzte.
Nun gab es auch noch einen Rückschlag, eine neuerliche Verletzung. Dass Bernardo seine Reha nun aber in Brasilien fortsetzt, deuten viele so, dass auch er den Verantwortlichen und dabei eben auch Sportdirektor Marc Lettau auf der Nase herumgetanzt ist. Derzeit sieht es so aus, dass Bernardo den Verein spätestens im Sommer verlassen und der VfL keine Ablöse bekommen wird.
VfL Bochum: Haltlose Diskussionen um Bier in die Fitnesswerte
Und als wären die Themen Riemann und Bernardo nicht schon groß genug, gab es Diskussionen um die Fitnesswerte des Teams oder Diskussionen darum, warum es kein Bier in der Kabine mehr gibt. Dass Zeidler kein Bier in der Kabine sehen wollte, störte einige Profis. Explizit wird in der Mitteilung des Vereins erwähnt, dass auch die Mannschaft in die Analyse der Situation miteinbezogen wurde, die letztlich zum Rauswurf von Zeidler und Lettau führte.
Ganz oben auf den Problemberg kamen noch die Ausfälle wichtiger Akteure und die Tatsache, dass vielen Akteuren die Bundesliga-Erfahrung fehlt. So reiht Dani de Wit, der das Label Königstransfer aufgepappt bekam, bisher fast ausschließlich eine schlechte Leistung an die nächste. Der designierte Abwehrchef Ivan Ordets verletzte sich zum Ende der Vorbereitung an der Schulter.
VfL Bochum: Die Wetten auf Zeidler laufen
Matus Bero bekam in der vergangenen Woche bei der Nationalmannschaft einen Schlag auf das Knie, fällt auf unbestimmte Zeit aus. Myron Boadu hat seine Verletzungsanfälligkeit mit zum VfL gebracht. Ausgerechnet vor dem wichtigen Spiel bei der TSG Hoffenheim fiel er aus. Ibrahima Sissoko war elf Tage mit der Nationalmannschaft unterwegs, spielte keine Minute, kam ganz spät zurück und war daher gegen Hoffenheim keine Option für die Startelf.
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Ob das Großreinemachen kurzfristig hilft, ist aufgrund des anstehenden Programms nur schwerlich positiv zu beantworten. Am Sonntag kommen die Bayern ins Ruhrstadion, dann geht es nach Frankfurt, daheim gegen Bayer Leverkusen und schließlich gegen den VfB Stuttgart.
VfL Bochum: Gamboa verliert die Hoffnung nicht
Um da auf die Wende und den ersten Sieg zu hoffen, muss man schon Cristian Gamboa heißen. Der Routinier wurde gegen Hoffenheim spät eingewechselt, traf nach Gegentoren von Andrej Kramaric (11.) und Marius Bülter (64.) zum 1:2 (76.). So hätte Bochum, wenn Lukas Daschner beim Elfmeter zu Beginn der Nachspielzeit nicht den Ball zu Hoffenheims Torwart Oliver Baumann zurückgespielt hätte, fast einen Punkt mitgenommen. Kurz danach machte Haris Tabakovic das Hoffenheimer 3:1 (90.+3).
„Momentan läuft viel gegen uns“, sagte Gamboa . „Vielleicht geht aber schon gegen die Bayern was. Da rechnet keiner damit, dass wir etwas holen. Wir müssen zusammenhalten und nicht weinen, wir müssen nach vorne blicken.“ Welcher Trainer an der Seitenlinie stehen wird, ist derzeit noch nicht klar.
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