Raumland / Berghausen. Fußball-A-Liga: Das Team von Trainer Andreas Schneider läuft den Ansprüchen hinterher. Der Umbruch soll kommen - aber eine wichtige Sache fehlt.

Obwohl Gedanken nichts wiegen, kann man unter ihrer Last zusammenbrechen. Sie treiben uns um, in jeder freien Minute, legen sich wie Bleigewichte auf unsere Laune und bestimmen unseren Gemütszustand – besonders, wenn sich diese Gedanken in Bedenken entwickelt haben.

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Bedenken, Skepsis und Zweifel bestimmen derzeit auch die Gefühlswelt von Andreas Schneider, Trainer des Fußball-A-Ligisten Sportfreunde Edertal. Die Blau-Gelben, das wurde in der abgelaufenen Hinrunde der Saison 2024/25 unmissverständlich klar, pfeifen aus dem letzten Loch, laufen den eigenen Ansprüchen hinterher und scheinen sich spielerisch sowie taktisch zurückzuentwickeln. Tabellenplatz zehn, magere 23 Punkte aus 18 Spielen und eine katastrophale Auswärtsbilanz im Siegerland (seit über einem Jahr ohne Sieg) lassen die Köpfe aller, die es mit den Edertalern halten, nach unten sacken – aus der Aufbruchsstimmung vor zwei Jahren, als Andreas Schneider als Cheftrainer den damaligen Tabellenvierten übernahm, ist längst Resignation geworden.

Im Kreise seiner Spieler: Trainer Andreas Schneider will mit den Sportfreunden Edertal immer eine solide Saison bestreiten. Das war in der Vergangenheit nicht immer ganz einfach.
Im Kreise seiner Spieler: Trainer Andreas Schneider will mit den Sportfreunden Edertal immer eine solide Saison bestreiten. Das war in der Vergangenheit nicht immer ganz einfach. © Unbekannt | Carsten Loos

Angefangen hat die Misere der Sportfreunde dabei nicht zwingend in dieser Spielzeit, sondern schon in der Rückrunde der Saison 2023/24. War man bis zum Jahreswechsel 2024 noch in Schlagdistanz zum Bezirksliga-Relegationsplatz, holte der SFE in der Folge nur noch elf Punkte in der Rückrunde. Der Ausfall von Top-Stürmer Peter Rosenblatt (Schlüsselbeinbruch) wog schwer und deckte schonungslos die Abhängigkeit der Edertaler von ihren Einzelkönnern auf. Im vergangenen Sommer verließe dann mit Richard Kari eine langjährige Stütze das Team, Jan Philipp Dörnbach laborierte weiter an seinem Kreuzbandriss und Torben Birkelbach fehlt noch immer wegen einer Schambeinentzündung.

„Viele angeschlagene Spieler haben sich sonntags auf den Platz geschleppt und gleich fünf Spieler, die eigentlich für die zweite Mannschaft eingeplant waren, sind zu Stammspielern in der A-Liga geworden.“

Andreas Schneider
Trainer Sportfreunde Edertal

Aufgefangen wurden Abgänge, respektive verletzungsbedingte Ausfälle, auf dem Transfermarkt nicht, der Kader schrumpfte auf ein Minimum zusammen und ist seitdem wunder Punkt und Zerstörer aller Edertaler Ambitionen. „Wir haben kaum Mal in aufeinanderfolgenden Spielen mit der selben Startelf spielen können. Viele angeschlagene Spieler haben sich sonntags auf den Platz geschleppt und gleich fünf Spieler, die eigentlich für die zweite Mannschaft eingeplant waren, sind zu Stammspielern in der A-Liga geworden. Da ist es natürlich schwierig, seine fußballerische Idee umzusetzen“, zuckt Trainer Schneider verzagt die Schultern. Worte, die unter keinen Umständen als Vorwürfe aufgefasst werden sollen. Jedoch auch Worte, welche die Probleme der Sportfreunde Edertal treffend aufzeigen.

Sportfreunde Edertal - Sportfreunde Birkelbach, Fußball-A-Liga Siegen-Wittgenstein, 30.11.2024
Fassungslosigkeit: Viel zu oft mussten sich die Sportfreunde Edertal in dieser Spielzeit bereits geschlagen geben. Trainer Andreas Schneider verstand teilweise die Welt nicht mehr. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

„Wir haben derzeit den Fall, dass wir Spieler in Verantwortungspositionen auf dem Platz zwängen müssen, die sich allerdings normal noch entwickeln müssten. In dieser starken Liga wird allerdings jeder Fehler bestraft. Das kriegen wir schonungslos offengelegt“, erklärt Schneider realistisch und schiebt nach: „Wir müssen nicht über Taktiken und Systeme sprechen. Wir basteln anhand der zur Verfügung stehenden Spieler jeden Spieltag eine neue Startelf und Formation zusammen. So kann keine spielerische Idee entstehen.“

„Wir müssen nicht über Taktiken und Systeme sprechen. Wir basteln anhand der zur Verfügung stehenden Spieler jeden Spieltag eine neue Startelf und Formation zusammen. So kann keine spielerische Idee entstehen.“

Andreas Schneider
über seine Probleme von Spieltag zu Spieltag

Ratlosigkeit, das gibt der Coach der Sportfreunde Edertal unumwunden zu, herrsche derzeit bei ihm – und noch ein anderes Problem hat der Übungsleiter bei seiner Mannschaft ausgemacht: Das Frustrationslevel steigt.
„Der Unmut innerhalb des Teams wächst natürlich auch. Da wird schon hinterfragt, warum jemand wieder mal beim Training oder bei den Spielen fehlt. Wir müssen aufpassen, dass die Stimmung nicht umschlägt“, mahnt Schneider, der den fehlenden Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft ebenfalls als Knackpunkt für die Leistungen der Hinrunde sieht. Im Schnitt trainiert Edertal mit zehn Spielern, zwei davon Torhüter – zu wenig für höhere Ambitionen.

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Als „dramatisch“ will Andreas Schneider die Lage am Limburg allerdings nicht bezeichnen. Trotz aller Probleme steht Edertal nämlich immer noch im Tabellenmittelfeld, hat zehn Punkte Vorsprung vor der Abstiegszone. Zum Glück reicht die individuelle Klasse der SFE-Kicker immer wieder für Erfolgserlebnisse gegen tabellarisch tiefer angesiedelte Gegner. „Gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte sind wir allerdings derzeit nicht in der Lage mitzuhalten“, ordnet Schneider ein.

„Der Unmut innerhalb des Teams wächst natürlich auch. Da wird schon hinterfragt, warum jemand wieder mal beim Training oder bei den Spielen fehlt. Wir müssen aufpassen, dass die Stimmung nicht umschlägt.“

Andreas Schneider
über die Laune in seiner A-Liga-Truppe

Viele Baustellen also, die vor der Rückrunde auf den Cheftrainer der Blau-Weißen warten. Mit seinem Latein ist er allerdings noch nicht am Ende. „Noch gehen mir die Ideen nicht aus, ich bin niemand, der sich aus der Verantwortung zieht“, gibt sich Schneider kämpferisch. In Raumland und Berghausen wird es zudem physischer werden, der SFE-Trainer will im Winter viel Wert auf Kraft und Ausdauer legen. „Das tut mir ein bisschen leid für die Spieler, die immer da sind. Aber wir brauchen ein wenig mehr Berghausen-Spielweise in Raumland. Da wird gekämpft und geackert – vielleicht tut uns das gut. Auch wenn es nicht das ist, was ich will.“

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Unter der Last seiner Gedanken wird Andreas Schneider nicht zusammenbrechen, dafür ist der emotionale Übungsleiter nicht der Typ. Doch die Analyse der Hinrunde seiner Sportfreunde sollte zu bedenken geben – auch über den Sommer hinaus.