Banfe. Eigentlich wollte der Trainer des VfB Banfe am Ende der Spielzeit die Segel streichen, nun zieht der Verein die Reißleine. Die Vorwürfe wiegen schwer.

Nun ist es amtlich - und überraschend: Carsten Roth ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Trainer des Fußball-B-Ligisten VfB Banfe. Der Verein stellte den 46-Jährigen am Freitag überraschend frei, zwei Tage vor dem Spiel gegen Spitzenreiter SV Eckmannshausen. An der Seitenlinie steht bereits Sebastian Schirmer, der im vergangenen Jahr seine Karriere beendete.

Roth sei mitgeteilt worden, dass die Mannschaft nicht mehr komplett hinter ihm stehe. Das sei für den Routinier überraschend gekommen, da dieser sich selbst hinterfragt habe und auch an die Spieler herangetreten sei. Resonanz vonseiten der Spieler habe es allerdings keine gegeben.

Dass Roth zum Saisonende sein Mandat als Trainer niederlegen wollte, ist nicht unbekannt. Zudem hatte der Trainer mit dem Gedanken gespielt, bereits im Winter aufzuhören, da die Trainingsbeteiligung, die Spielbeteiligung und die Moral der Truppe zu wünschen übrig ließen. Die Hintergründe erklärt Roth im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Sportlich läuft es bei den Banfern in dieser Saison überhaupt nicht gut. Mit nur 14 Punkten aus 16 Spielen steht die Mannschaft in der B-Liga nur zwei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Damit war so nicht zu rechnen, schließlich überzeugte das Team in der Vorsaison, besonders in der Rückrunde, durch einen konstant attraktiven Angriffsfußball, der ihm den vierten Tabellenplatz in der Abschlussstatistik einbrachte.

„Das ist nicht mehr mein Fußball und auch nicht das, wofür ich dann meine Zeit und meine Gedanken opfern möchte.“

Carsten Roth
Trainer VfB Banfe

Dass die prekäre sportliche Lage jedoch nicht ausschlaggebend für seine Entscheidung ist, betont der Übungsleiter: „Ich dachte nach der erfolgreichen Saison im letzten Jahr, dass wir dieses Jahr noch mehr Gas geben könnten. Das habe ich der Mannschaft so kommuniziert, wollte damit aber keinen Druck aufbauen.“

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Er fügt an: „Ich habe dann relativ früh in der Saison gemerkt, dass meine Ansprüche und das, was die Mannschaft will, nicht so zusammenpassen.“ Mangelnde Trainingsbeteiligung, der fehlende Ehrgeiz bei einem Teil der Spieler und vor allem die Tatsache, dass der Fußball an Bedeutung verloren hat, sollen laut dem Coach zu seiner Entscheidung beigetragen haben: „Ich habe für mich wahrgenommen, dass nicht alle völlig mitziehen wollen. Da war der Stadionbesuch am Wochenende oder andere Veranstaltungen wichtiger, sodass einige Leute häufig nicht da waren.“

VfB Banfe - VfL Bad Berleburg, Fußball-Kreispokal Siegen-Wittgenstein, 23.10.2024
Carsten Roth inmitten seiner Spieler beim Kreispokal-Spiel gegen den VfL Bad Berleburg. Verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass der Trainer des VfB Banfe im Sommer aufhört. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Dafür findet er deutliche Worte: „Das ist nicht mehr mein Fußball und auch nicht das, wofür ich dann meine Zeit und meine Gedanken opfern möchte.“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal sagen kann, aber ich brauche Abstand vom Fußball. Diese Saison hat mir einiges an Nerven und auch Lust an der Position geraubt.“

Carsten Roth
Trainer VfB Banfe

Auch wenn die Entscheidung für Roth bereits recht früh feststand, hat er bis nach dem Spiel gegen Dreis-Tiefenbach damit gewartet, sie der Mannschaft mitzuteilen, auch weil in der schlechten Phase der Verein unter Druck stand und schauen musste, wie er sich zukünftig positioniert. Dass es im Sommer für Roth andernorts weitergeht, ist für den Trainer derzeit sehr unwahrscheinlich: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal sagen kann, aber ich brauche Abstand vom Fußball. Diese Saison hat mir einiges an Nerven und auch Lust an der Position geraubt.“ 

Sterben die Seniorenmannschaften durch fehlende Prioritäten der nachfolgenden Generationen aus?

Bedauerlich, wenn man bedenkt, dass damit ein weiterer „fußballverrückter“ Wittgensteiner Trainer den Spaß an seiner Leidenschaft verliert. Aber gerade der Abgang von Roth steht für die Veränderungen im Fußball und auch der Coach selbst sieht das nicht als Problem des VfB Banfe, sondern als eine tragische Entwicklung bei den Wittgensteiner Amateuren: „Ich hab letzte Woche bei den Birkelbacher Altherren gespielt, wo einige Leute aus verschiedenen Vereinen zusammen kommen, die alle von ähnlichen Problemen berichten.“ Er erläutert: „Überall wird über fehlende Trainingsbeteiligung, mangelnden Ehrgeiz und nicht mehr vorhandene Prioritäten gesprochen.“ Und der Gedankengang der alten Garde wird untermalt von den aussterbenden Seniorenmannschaften.

„Ich habe für mich wahrgenommen, dass nicht alle völlig mitziehen wollen. Da war der Stadionbesuch am Wochenende oder andere Veranstaltungen wichtiger, sodass einige Leute häufig nicht da waren.“

Carsten Roth
Trainer VfB Banfe

Der VfL Girkhausen musste seine verbliebene Fußballmannschaft in dieser Saison vom Spielbetrieb zurückziehen, im Jugendbereich gibt es fast ausschließlich Kooperationen einiger Vereine und mit dem VfL Bad Berleburg und dem TuS Erndtebrück schaffen es gerade so zwei Mannschaften, sich im überkreislichen Fußballgeschäft zu halten - doch auch dort mit einer absteigenden Tendenz in den vergangenen Jahren.

Kann die Beweggründe des Wittgensteiner Fußballs nicht mehr nachvollziehen: Banfes Trainer Carsten Roth. 
Kann die Beweggründe des Wittgensteiner Fußballs nicht mehr nachvollziehen: Banfes Trainer Carsten Roth.  © Unbekannt | peter kehrle

Die große Frage, die das Ende der Ära Roth beim VfB hinterlässt, ist, ob der Amateurfußball, so wie er in Wittgenstein über viele Jahrzehnte ein wichtiger Aspekt der Dorfgemeinschaften war, vor dem Aussterben steht, oder ob sich die jüngeren Generationen wieder mehr für die Gemeinschaft und den leistungsorientierten Amateursport begeistern lassen.