Bad Berleburg. Der Kicker des Fußball-Bezirksligisten wird in beiden Teams eingesetzt. Seine vorherige Leidenschaft hilft ihm nun beim Fußball spielen - aber wie?

Mitte Juli auf dem Stöppel in Berleburg. Die Sonne scheint und die Spieler des Fußball-Bezirksligisten VfL Bad Berleburg haben die Saisonvorbereitung für die Spielzeit 2024/2025 aufgenommen. Unter den Augen von Co-Trainer Thorsten Karger drehen die Akteure die ersten Runden auf der Tartanbahn des Sportgeländes. Einer fällt auf: Ansgar Klein. Runde für Runde spult Klein sein Pensum ab und überrundet regelmäßig die eigenen Mitspieler. Dass das klappt, hat einen bestimmten Grund: Kleins sportliche Vorgeschichte.

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Der 20-Jährige hatte sich in seiner Jugend dem Biathlon verschrieben, den Wintersport aber gegen den Rasensport ausgetauscht. Doch er nimmt aus der sportlichen Vergangenheit Vorteile mit in die Gegenwart. „Für die Ausdauer ist Biathlon von Vorteil. Es ist aber im Fußball positionsabhängig, ob ich das nutzen kann. Im Mittelfeld kann es definitiv einen Unterschied machen, aber auf vielen Positionen bin ich persönlich zu langsam, um bei kurzen Antritten mitzuhalten. Das merke ich selbst“, sagt der Fußballer.

Seine Langstrecken-Ausdauer kann Ansgar Klein selten ausnutzen

Seine biathlongeprägte Ausdauer sei auf lange Strecken ausgelegt. Kurze Sprints und kurze Laufabschnitte machen ihm zwar wenig aus, doch er weiß um seine Schwächen. „Ich bin manchmal nicht schnell genug auf den kurzen ersten Meter, um die Bälle zu gewinnen. Ich kann da meinen Vorteil nicht groß ausnutzen“, fasst Klein zusammen. Wenn er als Mittelfeldakteur agiere, sei das wieder anders. „Da macht es definitiv einen Unterschied, dass ich eine gewisse Ausdauer mehr habe. Bei der Ersten habe ich bei den beiden Spielen, wo ich von Anfang an gespielt habe, hinten in der Mitte gespielt. Da machen andere Dinge den Unterschied.“

„Beim Biathlon hatte ich, als ich exzessiv viel trainiert habe, wenig Muskelkater. Nach meinem ersten Fußballspiel konnte ich zwei Tage nicht mehr gescheit laufen, weil die Muskeln derart anders beansprucht waren.“

Ansgar Klein
VfL Bad Berleburg

Neben der Ausdauer kommt ihm das Sportliche zugute. Also die sportliche Fitness, die Kampfbereitschaft und der Ehrgeiz. „Ich lasse mich nicht ganz so einfach wegdrücken im Zweikampf. Die Körperstabilität habe ich mir beim Biathlon und beim Skilanglauf im Grundbereich erarbeitet. Aber sonst sind große Unterschiede zu erkennen.“

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Welche denn konkret? „Ich habe fünf Jahre lang nicht gegen den Ball getreten. Am Anfang habe ich festgestellt, dass die Muskulatur, die ich beanspruche, eine ganz andere ist. Beim Biathlon hatte ich, als ich exzessiv viel trainiert habe, wenig Muskelkater. Nach meinem ersten Fußballspiel konnte ich zwei Tage nicht mehr gescheit laufen, weil die Muskeln derart anders beansprucht waren“, hält Klein fest.

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In Dingen wie Ehrgeiz oder Motivation unterscheiden sich die beiden Sportarten Biathlon und Fußball nicht, wohl aber beim Thema Ruhe und Entspannung. „Das, was ich beim Biathlon hatte, das muss ich mir beim Fußball noch erarbeiten. Da fehlt noch die Ruhe.“

In der Bezirksliga hilft Klein beim VfL Bad Berleburg in der Verteidigung aus

Seine beiden Bezirksliga-Startelf-Einsätze beim VfL Bad Berleburg in der ersten Mannschaft sind ihm ebenfalls in Erinnerung geblieben. „Das erste Spiel war gegen Hüsten. Da habe ich hinten mit Steven Lichy gespielt. Wir standen öfter unter Druck und ich habe die Bälle lieber lang gespielt und wollte Klar Schiff machen. Das Aufbauspiel hat Steven übernommen, der ist eingespielter auf der Position. Das war gegen Serkenrode ähnlich“, erinnert sich Klein. Beim Kreispokal-Spiel in Banfe zeigt sich ein anderes Muster: Viel Ballkontakt, viel Platz, ein flacheres Passspiel.

Ansgar Klein in Aktion am Schießstand während des Sprint der Herren bei dem DSV Jugendcup Deutschlandpokal im Biathlon am 30. Oktober 2022 in Willingen.
Ansgar Klein in Aktion am Schießstand während des Sprint der Herren bei dem DSV Jugendcup Deutschlandpokal im Biathlon am 30. Oktober 2022 in Willingen. © Voigt | Benjamin Soelzer

Doch Kleins fußballerische Heimat ist eher in der zweiten Mannschaft in der Fußball-C-Liga verortet. „Ich spiele in der Zweiten mehr als in der Ersten. Das ist für mich persönlich wichtig. Bei der Reserve spiele ich meistens im Mittelfeld. Da habe ich die Möglichkeit, mich mehr ins Spiel einzubeziehen und es ist langsamer. Dadurch habe ich die Chance, mehr Ballkontakte zu haben und positiv aufs Spiel einzuwirken“, schildert Klein.

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Die Unterschiede zur Bezirksliga liegen laut des 20-Jährigen auf der Hand. „Bei der Ersten habe ich hinten oder rechte Verteidigung gespielt. Da muss man deutlich schneller reagieren, da ist das ganze Spiel anders aufgebaut. Eigentlich macht es mir bei beiden Teams Spaß. Ich werde mal da gebraucht, mal da.“ Klein trainiert bei der Ersten Mannschaft mit.

„In vielen Dingen fehlt mir noch das Verständnis und das Gefühl für die Situation. Ich muss noch einiges lernen, um mich wirklich zu verbessern. “

Ansgar Klein
VfL Bad Berleburg

Das hat auch seine Gründe. „Da werde ich besser im Fußball. In vielen Dingen fehlt mir noch das Verständnis und das Gefühl für die Situation. Ich muss noch einiges lernen, um mich wirklich zu verbessern. Damit ich langfristig eine Chance habe, von Anfang an in der Ersten zu spielen“, zeigt sich Klein selbstbewusst.

Berleburgs Trainer Björn Breuer beobachtet die Entwicklung seines Spielers ebenfalls genau. „Er ist ein Spieler, der in der Verteidigung in der Zukunft spielen könnte. Er hat es in ein, zwei Spielen gut gemacht. Man hat auch gesehen, dass die Konstanz noch fehlt, permanent gegen Top-Spieler zu spielen. Da waren noch zwei, drei Wackler dabei. Ansgar kommt aus dem Wintersport, das kommt nicht von heute auf morgen. Das kann er aber hinkriegen.“