Bad Berleburg. Die PSG Wittgenstein existiert seit zehn Jahren und zieht Reiter aus nah und fern an. Die Liebe der Reiter zum Pferd hat unterschiedliche Gründe.

„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Für Marc-André Faupel ist dieser Satz nicht einfach dahergesagt, sondern Lebenseinstellung. Er ist der Vorsitzende der Pferdesportgemeinschaft Wittgenstein, kurz PSG.

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„Dieser Verein ist gegründet worden, um den Reitsport in Wittgenstein zu fördern. Uns gibt es seit zehn Jahren, das ist als Reitverein relativ jung“, sagt Faupel. Die PSG sei ein „gelebter Reitverein“, also einer, bei dem die Mitglieder aktiv mitziehen. Das sei vielleicht nicht einmalig, aber es ist schon besonders, dass fast alle Reiter auf den verschiedenen Turnieren in der Region teilnehmen.“ ergänzt der Vorsitzende.

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Was aber macht den Verein aus? „Viele sind hier sehr engagiert und jeder gibt sein letztes Hemd für die Pferde. Hier reiten teilweise ganze Familien, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagt Faupel. Die Mitglieder kommen fast von selbst, eine aktive Mitgliederwerbung war bis heute nicht nötig.

Ross und Reiter: Laura Wittstock und die beiden Nachwuchs-Reiter Glenda und Lennard Engelhard.
Ross und Reiter: Laura Wittstock und die beiden Nachwuchs-Reiter Glenda und Lennard Engelhard. © WP | Felix Leyendecker

Was die Ausbildung angeht, hat Faupel eine klare Vorstellung. „Wir setzen die klassische Reitlehre um. Pferde wollen wir gesund erhalten und bis ins hohe Alter begleiten. Wir bilden bis zur Klasse S aus und die Reiter stellen die Pferde von Führzügel bis zur Klasse S auf den Reitturnieren, überwiegend in der Dressur, vor“, erklärt der Vorsitzende.

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Gute Trainingsmöglichkeiten dauerhaft zu bieten, das ist der PSG Wittgenstein sehr wichtig. „Wir haben kompetente Trainer, die die Vereinsmitglieder weiter fördern“.

„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“

Marc-André Faupel
Vorsitzender der PSG Wittgenstein

Der Verein hat einen großen Vorteil: Er muss keine eigene Reitanlage unterhalten. Er nutzt für den Unterricht und die Lehrgänge die privaten Anlagen seiner Mitglieder. Schulpferde gibt es keine, jeder reitet sein eigenes Pferd. 

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Hans-Werner Faupel etwa hat kürzlich seine Trainerausbildung zum Trainer C im Landgestüt Dillenburg erfolgreich absolviert. Seine Leidenschaft ist das Springen, aber er beherrscht ebenso die Dressur.  

Einzelne Mitglieder erzählen über ihre Reitleidenschaft bei der PSG Wittgenstein

Glenda und Lennard Engelhard sind zwei Beispiele dafür, dass der Verein auch auf den Nachwuchs setzt. „Glenda ist unser Aushängeschild, denn sie hat schon mehrere Prüfungen gewonnen. Auch ihr Bruder Lennard ist fleißig am Üben. Mit ihm haben wir viel Freude. Ich hoffe, dass er weiterhin Spaß am Reitsport hat und in der Zukunft auch Turniere besucht, da der Reitsport ein sehr frauengelagerter Sport ist, wäre ein weiterer männlicher Mitstreiter sehr schön.

Sie sind Teil der PSG Wittgenstein (v.l.): Hans Werner Faupel, Elke Klaus, Laura Wittstock, Nicole Klaus, Bianca Schöneborn, Marc-André Faupel. Vorne: Glenda Engelhard und Lennard Engelhard.
Sie sind Teil der PSG Wittgenstein (v.l.): Hans Werner Faupel, Elke Klaus, Laura Wittstock, Nicole Klaus, Bianca Schöneborn, Marc-André Faupel. Vorne: Glenda Engelhard und Lennard Engelhard. © WP | Felix Leyendecker

Mutter Petra ist stolz auf Glenda und Lennard. „Die beiden fahren total runter, wenn sie beim Pferd sind. Da haben sie Verantwortungsbewusstsein und sind die Ruhe selbst. Die beiden gehen bei Wind und Wetter zum Pferd. Ein 400-Kilogramm-Pony läuft den 30-Kilogramm-Kindern hinterher. Die setzen sich da drauf und du siehst, wie die Kinder strahlen, das ist schön.“

Die neunjährige Glenda sieht in Pony Valeria eine Freundin. „Wir verbringen gerne Zeit mit ihr und sitzen gerne auf ihrem Rücken“, sagt sie. Glenda reitet, seitdem sie laufen kann. Mit zwei saß sie zum ersten Mal auf einem Pferd. Weil Glenda geritten ist, wollte ihr siebenjähriger Bruder Lennard ihr nacheifern. „Wir machen das gemeinsam und haben Spaß zusammen“, erzählt er.

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Auch Nicole Klaus ist dank ihrer Mutter, Elke, seit Kindheitstagen dem Pferdevirus verfallen. Sie beide sind aktive Reiter und teilen sich bis heute ein gemeinsames Pferd, welches auch regelmäßig, bis aktuell Klasse L, auf Turnieren vorgestellt wird.

Besonders für die PSG ist auch, dass die Sportwartin Sarah Gina Faupel und ihr Ehemann Marc-André, die ebenso seit Kindheitstagen reiten, beide ihre Pferde auf den Turnieren bis zur schweren Klasse präsentieren und miteinander konkurrieren.

Der Reitsport ist meist ein positiver Familienvirus

Ähnlich geht es Bianca Schöneborn. „Es ist eine typische Mädchengeschichte. Ich war bei der Geburt der Mutter meines Pferdes und bei der Geburt meines Pferdes dabei. Ich habe den drei Jahre lang betüddelt und dann sollte er verkauft werden. Das habe ich nicht übers Herz gebracht und habe ihn ohne richtigen Plan gekauft. Ich hatte dann mal ein Pferd“, erinnert sie sich lachend.

„Die beiden fahren total runter, wenn sie beim Pferd sind. Da haben sie Verantwortungsbewusstsein und sind die Ruhe selbst.“

Petra Engelhard
über ihre Kinder Glenda und Lennard

Bei Laura Wittstock war es nicht anders. „Die Pferdeliebe hat mit acht Jahren angefangen und nicht mehr aufgehört. Hast du einmal ein Pferd, dann bleibst du dabei. Oder willst nie wieder was damit zu tun haben“, sagt Wittstock lachend. Man arbeite fast nur fürs Pferd. „Es fließt definitiv viel Zeit und Geld ins Pferd. Alles ist teurer geworden und du willst ja beim Reiten auch besser werden“, sagt sie. Gefragt, wie viel Geld sie im Monat für ihr Pferd ausgibt, muss sie nicht lange überlegen. „Im Monat kann es schnell vierstellig werden. Ein normaler Mensch stellt sich dann die Frage, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe“, erzählt die Reiterin.

Wittstock habe ein großes und schlankes Pferd, kein süßes Pony. Sie zählt auf: „Hufschmied, der Tierarzt, die Kosten für die Box, der Sattler und Unterricht. Da kommt man auf die tausend Euro. Ich sitze fünfmal die Woche auf dem Pferd. Der Weg mit dem Pferd ist schön. Ich habe ihn mit zweieinhalb Jahren gekauft. Damals konnte ich nicht mal einen Huf hochheben, ohne dass er mich hauen wollte. Heute kann ich mit ihm ins Gelände, ohne dass er Probleme macht“, sagt Wittstock und lächelt. So wie fast alle Reiter der PSG Wittgenstein, wenn sie über ihre Pferde reden.