Wittgenstein. 13 Spiele sind absolviert in der Fußball-Kreisliga A - Zeit für ein Zwischenfazit. Was läuft bei den Wittgensteiner Teams gut, was nicht?

Rund einen Monat lang geht es in der Fußball-Kreisliga A in diesem Jahr noch rund, ehe die wohlverdiente Winterpause ansteht. 13 Hinrunden-Spiele sind in den Büchern, Schwachstellen, Stärken und hoffnungsvolle Ansätze werden über die Weihnachtszeit von den Entscheidungsträgern der jeweiligen Teams aufgearbeitet und analysiert. Klar ist: In dieser Liga ist alles möglich – und doch lassen sich gewisse Trends ableiten.

Wir haben die heimischen A-Ligisten vor dem Schlussspurt des Jahres unter die Lupe genommen. Während Birkelbach sicherlich das Überraschungsteam des Altkreises ist, ist bei den Sportfreunden Edertal, dem TSV Aue-Wingeshausen und dem SV Schameder gehörig Sand im Getriebe – aber auch hier gibt es Hoffnungsschimmer.

Sportfreunde Birkelbach

Trainerwechsel im Sommer, eine verdammt unruhige letzte Spielzeit und ein Kader, der „auf Kante genäht“ ist. Die Blicke vor der Saison 2024/25 wandten sich nach Birkelbach, nicht wenige gingen von einem wegweisenden Jahr für die Sportfreunde aus – eine Zäsur drohte.

„Man hatte den Eindruck, als wären viele Spieler aufgrund der negativen Ergebnisse der Vorjahre verängstigt gewesen“

Oliver Ullmann
Trainer der Sportfreunde Birkelbach

Doch nach nun 13 Spieltagen steht fest: Oliver Ullmann und Sven Engelke haben das wankende Schiff auf Kurs gebracht. Tabellenplatz vier, sieben Siege und 23 Punkte ist die Bilanz des einstigen Bezirksliga-Dinos, bis vor zwei Wochen hatte man gar noch ganz enge Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Beflügelt von zwei Derbysiegen stürmte die Ulmann-Elf nicht nur in sicheres Fahrwasser, sondern holte sich auch das dringend benötigte Selbstvertrauen zurück, das es braucht, um den gefährlichen Birkelbacher Umschalt-Fußball zu spielen, der den Verein viele Jahre überkreislich gehalten hat.

„Dass die Jungs Fußball spielen können, habe ich sofort gesehen. Deshalb sind diese Leistungen gar nicht mal so überraschend für mich. Aber man hatte den Eindruck, als wären viele Spieler aufgrund der negativen Ergebnisse der Vorjahre verängstigt gewesen“, erklärte der SFB-Coach. Auch Spieler wie Fabian Hansmann, Luca Grebe oder Kapitän Frederik Engemann erzählen von denselben Eindrücken – Birkelbach spielt wieder befreiter auf. Einzig für den ganz großen Angriff auf die Tabellenspitze scheint es nicht ganz zu reichen. Ein Umstand, mit dem die Sportfreunde allerdings gut umgehen können. Man darf zufrieden sein in Birkelbach.

Sportfreunde Edertal

Die Stimmung vor der Saison war ungewohnt gedämpft bei den Sportfreunden aus Edertal. Viele Abgänge wichtiger Spieler, Verletzungen und ein dadurch dünner Kader ließen keine Luftschlösser in Raumland und Berghausen zu. Nun, nach fast der Hälfte der Spielzeit lässt sich festhalten: Die Verantwortlichen um Trainer Andreas Schneider hatten mit ihrer nüchternen Einschätzung vollkommen recht.

Der SFE ist die Achterbahn-Elf der Liga, derzeit auf Platz neun rangierend. Zur Gefahrenzone ist genügend Luft, nach oben fehlen allerdings auch schon 13 Zähler. „Es ist ein einziges Auf und Ab. Wir mussten uns im Sommer quasi neu erfinden und sind noch inmitten dieses Prozesses“, ordnet Trainer Schneider die Leistungen seiner Elf ein – mehr als zwei Siege am Stück gab es am Limburg noch nicht zu feiern. Und dennoch zeigt sich der Übungsleiter relativ zufrieden mit den Leistungen seiner Elf: „Wir haben wieder bei null angefangenen, konnten auf den Vorjahren nicht aufbauen.“

Sportfreunde Edertal - SSV Sohlbach-Buchen, Fußball-Kreisliga A, 27.10.2024
Spielen eine Achterbahn-Saison: die Sportfreunde Edertal (in Gelb). © Nasser Trabulsi | Nasser Trabulsi

Sollte am Ende Platz sechs für die Sportfreunde in den Büchern stehen, wäre man im Lager der Blau-Gelben sicher nicht unzufrieden, aber: „Im Hinblick auf die Zukunft müssen wir etwas machen“, mahnt Schneider. Auch die Abhängigkeit von Peter Rosenblatt (zwölf von 27 Toren) könnte zum Problem werden.

TSV Aue-Wingeshausen

Auch der TSV Aue-Wingeshausen hat im Sommer einen Trainerwechsel vollzogen. Don von der Ahe leitet nun die Geschicke in der Wester, nachdem man sich in der vergangenen Saison relativ souverän aus dem Abstiegskampf herausgehalten hat. Nun allerdings ist man mittendrin im Gefecht um die Liga-Zugehörigkeit – zehn Punkte bedeuten derzeit den vorletzten Rang.

Der 26-Jährige hat es sich auf die Fahne geschrieben, dem TSV unter seiner Obhut spielerisch ein neues Gesicht zu geben. Längere Ballbesitzphasen, ein kontrollierteres Spiel, weniger Ballverluste im hinteren Drittel. Ein Prozess, der offenkundig länger andauert, als man es sich in der Wester erhofft hatte. Dabei hilft es der jungen TSV-Mannschaft sicher nicht, dass Leistungsträger wie Lars Koch, Michael Prib, Eric Grebe oder Maximilian Schreiber immer wieder fehlen – ansonsten herrscht viel „Jugend forscht“ in den Reihen der Auer.

„Es geht für uns darum, unsere Leistung kontinuierlich abzurufen. Chancenlos waren wir fast nie.“

René Röthig
Trainer des SV Schameder

Ein Umstand, der sich häufig in den Ergebnissen widerspiegelt. Besonders auffällig ist hierbei, dass sich die Rot-Weißen schon in den ersten 20 Minuten ständig Gegentore fangen – sieben Mal klingelte es in der Anfangsphase. Als Krönung ist zudem der letzte Spieltag zu werten, als man bis in die 87. Minute mit 3:1 führte, ehe man gegen Hickengrund noch drei Tore schlucken musste. Immerhin: Seit vier Spielen ist Aue-Wingeshausen ungeschlagen, die Formkurve stimmt. Vielleicht ist im neuen Jahr Besserung in Sicht.

SV Schameder

Der A-Liga-Neuling und Überraschungsmeister der Vorsaison müht sich redlich in der neuen Klasse, einzig die Ergebnisse stimmen einfach nicht. Magere fünf Punkte bedeuten schon jetzt sechs Zähler Rückstand auf die Nichtabstiegszone. Was wenig klingt, ist eine ganz schöne Hypothek für eine Mannschaft, die bisher erst einen Sieg errungen hat. Am Flugfeld weiß man die Situation richtig einzuschätzen, bezeichnete die Spielzeit stets als „großes Abenteuer“.

„Aufgegeben hat sich meine Mannschaft in keinem der Spiele. Es geht für uns darum, unsere Leistung kontinuierlich abzurufen. Chancenlos waren wir fast nie“, urteilt René Röthig, Trainer des SV. Der einzige Sieg, im Derby gegen den TSV Aue-Wingeshausen, hält die Hoffnung auf einen Liga-Verbleib noch am Leben. Doch die 43 Gegentore – 3,3 im Schnitt – sowie die erst zwölf selbst erzielten Treffer, verbreiten wenig Optimismus.