Bad Berleburg. Der Saisonstart des Fußball-Bezirksligisten gleicht einer Achterbahnfahrt. VfL-Spielmacher Kai Dengler spricht über Moral, Teamgeist und Selbstkritik.
Es ist derzeit keine einfache Situation für den Fußball-Bezirksligisten VfL Bad Berleburg. Ausgerechnet auf dem Stöppel, der sich in den ersten Spielen der laufenden Spielzeit als echtes Bollwerk entpuppt hat, muss die Mannschaft um Kapitän Yannik Lückel und Spielmacher Kai Dengler eine herbe 1:5-Schlappe gegen die SF Hüingsen hinnehmen. Tabellarisch sieht die Lage bei den Wittgensteinern nach den ersten neun Spieltagen nicht gerade rosig aus. Vor dem kommenden Kracher gegen TuRa Freienohl (So. 15 Uhr, Küppelkampfbahn Freienohl) räumt Dengler mit fünf Thesen gegen den VfL Bad Berleburg auf.
Auch interessant
These eins: Beim VfL Bad Berleburg herrscht nach den Niederlagen schlechte Stimmung
„Natürlich lügen wir uns nicht in die Tasche und sagen, dass alles gut ist. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut und das stimmt mich positiv“, betont Dengler. Keiner komme mit heruntergezogenen Mundwinkeln zum Training. Trotz der sportlichen Krise haben nach Dengler immer noch alle Spaß an der Sache. „Wir sind weit davon entfernt, uns alle zu zerfleischen und nur negative Stimmung zu haben“, wertet er die Situation positiv.
Berleburgs Niederlage gegen Hüingsen in Bildern
These zwei: Der VfL-Kader ist nicht eingespielt genug
Eine größere Kaderveränderung im Vergleich zum vergangenen Jahr gab es beim VfL nicht. „Wir wissen also, dass mehr drinsteckt. Wir haben eine Elf, die teilweise exakt so vergangene Saison auf dem Platz stand“, sagt Dengler und betont, dass es nicht an der Qualität fehle. Auch im Training zögen die Akteure immer mit und die Trainingsbeteiligung der vergangenen Woche könne sich trotz des holprigen Saisonstarts sehen lassen. Doch Dengler mahnt: „Wenn du so einen negativen Lauf hast und nach zehn Minuten wieder 0:1 hinten liegst, dann gehen schnell die Köpfe runter. Das ist eine Spirale, die manchmal nicht leicht aufzuhalten ist.“
Die Stimme des Trainers zum Spiel gegen Freienohl
„Es wird ein reines Kampfspiel gegen Freienohl. Beide Teams stehen mit dem Rücken zur Wand. Das Spiel wird über Zweikämpfe gewonnen und ich erwarte kein schönes Spiel. Wir müssen die individuellen Fehler abstellen und einen einfachen Fußball spielen. Klare Kommunikation ist wichtig. Zudem müssen wir wieder den Kopf hochnehmen und uns an die Momente erinnern, wo es gut lief. Wir müssen das Spiel annehmen und Bälle gewinnen“, sagt VfL-Coach Björn Breuer vor dem Match gegen TuRa Freienohl.
Die Ausfallliste beim VfL ist unerwartet unklar. Einige seiner Spieler sind laut Breuer dank der kalten Jahreszeit etwas kränklich. Dadurch wird kurzfristig entschieden, wer am Sonntag auflaufen kann, notfalls auch ohne Training.
Definitiv ausfallen wird Tim Kuhn, der wegen einer Muskelfaserverletzung mindestens vier Wochen nicht dabei ist. Steven Lichy verzichtet als frischgebackener Vater auf Auswärtsfahrten. Basti Wermeier ist vorne im Sturm wieder mit dabei und auch Keeper Ludwig Klein kommt nach seiner Rotsperre zurück. Auf Wermeier und Klein setzt Breuer angesichts ihrer Athletik und Erfahrung besonders.
Ganz bitter kommt es hingegen für Simon Lamb, der sich im Spiel der Reserve eine Schulterverletzung zugezogen hat. In seiner Schulter befinden sich zwei Platten, die ein bis zwei Jahre drinbleiben müssen. Bis dahin darf Lamb keinen Körperkontaktsport ausüben und fällt damit langfristig aus.
These drei: Dem VfL Bad Berleburg fehlt ein klassischer Stürmer
Bei der 1:5-Niederlage gegen die SF Hüingsen musste der VfL auf Stürmer Basti Wermeier verzichten, der aus privaten Gründen gefehlt hat. Sein Fehlen hat auch das Team gespürt. „Basti ist ein Spielertyp, den wir sonst nicht so haben. Er ist sehr geschickt im Eins-gegen-eins und auf engem Raum. Er bringt eine andere Komponente rein als Yannik Lückel oder Daniel Gora. Er ist ein anderer Spielertyp“, sagt Dengler. An einem guten Tag sei Wermeier ein Spieler, der es mit mehreren Gegenspielern aufnehmen könne und Chancen kreiere.
Auch interessant
These vier: Die Niederlagen gegen Hüingsen und Oberschledorn waren unvermeidbar
Der bekannte Satz aus dem Fußball: Machen wir das 1:0, geht das Spiel anders aus. So auch beim VfL. „Ich war auch noch derjenige, der das 1:0 nach dem Abstimmungsfehler zwischen Innenverteidiger und Torwart machen muss. So eine frühe Führung würde uns mal ganz guttun. Hüingsen hat sechs Mal aufs Tor geschossen und fünf Tore erzielt. Das ist brutal effektiv. Wir waren es nicht“, sagt Dengler. Berleburg habe die gleiche Anzahl an Chancen gehabt und die Tore nicht gemacht. Die Folge: Frustration. „Das darf natürlich nicht passieren, aber es ist in dieser Spielzeit zu oft passiert“, betont Dengler. Und spätestens dann beginne die Spirale im Kopf: „Wenn das zweite und dritte Gegentor fällt, kombiniert mit den Ergebnissen der vergangenen Spiele, dann hast du zu schnell im Kopf, wie es in den Vorwochen lief.“
Auch interessant
These fünf: Auswärts geht alles schief beim VfL Bad Berleburg
Dengler pflichtet bei, dass auswärts momentan beim VfL noch nichts geht. Aber das könnte sich schnell ändern. „Wir haben letztes Jahr und das Jahr davor in Freienohl gute Spiele gemacht. Es hilft nichts, da hinzufahren und zu sagen, dass uns auswärts nicht liegt. Da steht die gleiche Elf auf dem Platz wie zu Hause.“ In der vergangenen Saison sei es genau anders herum gewesen: Auswärts hui, daheim pfui. Daher gilt Freienohl als guter Maßstab für drei mögliche Punkte. „Man sieht es ja an der Tabelle, dass viele Teams ab Platz sieben nach unten auf Augenhöhe sind. Wir brauchen das Erfolgserlebnis, damit die Köpfe wieder nach oben gehen.“
Fazit: In der Defensive liegt die Kraft - wenn sie standhaft ist
Der Fokus des VfL liegt derzeit ganz klar auf der Defensive. Vorne stehen Lückel, Gora, Wermeier und Dengler bereit, doch die Verteidigung gibt Grund zur Sorge. „Es tut uns weh, dass Tim Kuhn mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausfällt. Wenn er ganz viel Pech hat, spielt er dieses Jahr gar nicht mehr. Das hilft uns in der jetzigen Situation nicht weiter“, sagt Dengler. Alle seien sich im Team einig, dass die Defensive wieder stabiler werden müsse. „Wir müssen hinten den Laden dichtkriegen“, bringt es der Spielmacher auf den Punkt. Damit das Thema Abstiegskampf beim VfL gar nicht erst aufkommt.