Erndtebrück. Die Alarmglocken schrillen am Pulverwald nach dem Remis gegen Sprockhövel etwas leiser. Warum der Achtungserfolg aber erst der Anfang sein muss.
Manchmal kann selbst die gesperrte Autobahn A45 etwas Gutes haben. In diesem Fall bescherte die Umleitung bei Lüdenscheid um die abgerissene Rahmedetalbrücke den Fußballern des Westfalenligisten TuS Erndtebrück eine längere Heimfahrt aus dem südlichen Ruhrgebiet – und so mehr Zeit, den Achtungserfolg des Tabellenletzten vom „Pulverwald“ vom 1:1 am 9. Spieltag beim Spitzenreiter TSG Sprockhövel in den Vereinsbussen gemeinsam genießen zu können.
Lange sechs Wochen zuvor waren die Wittgensteiner zuletzt mit einem Punktgewinn nach Hause an die Eder gefahren. Fühlte sich damals aber das 1:1 beim SV Sodingen aufgrund der vergebenen Torchancen eher wie eine Niederlage an, kam das Remis nun beim Oberliga-Absteiger Sprockhövel wie ein gefühlter Sieg daher.
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Zugetraut hatte dem weiterhin sieglosen „Schlusslicht“ von Trainer Mounir Saida den Achtungserfolg beim selbst ernannten Mitfavoriten auf den direkten Wiederaufstieg wohl kaum jemand. Umso größer war die Überraschung bei sämtlichen Beobachtern zwischen Ruhrgebiet und Wittgensteiner Land.
„Die Mannschaft hat gezeigt, zu was sie in der Lage ist.“
Und auch, wenn Saida im Vorfeld die Devise ausgegeben hatte, „das Unmögliche möglich machen“ zu wollen, kam das Unentschieden beim Liga-Primus auch für ihn eher unerwartet. „Wenn mir das jemand vorher gesagt hätte“, betonte der A-Lizenz-Trainer, „hätte ich das blind unterschrieben.“ Er sei „sehr zufrieden“, freute er und schickte ein dickes Lob an seine Spieler: „Die Mannschaft hat gezeigt, zu was sie in der Lage ist.“
TuS Erndtebrück: Spielsystem 4-3-3 passt dem Westfalenligisten und gefällt Trainer Mounir Saida
Als Schlüssel zum (Teil-) Erfolg will Saida indes seine Umstellung vom 4-2-3-1 zum 4-3-3-System nicht sehen. Vielmehr habe sein Team „mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung von der Nummer 1 bis zur Nummer 14, 15“ aufgewartet. Erndtebrück habe diesmal „sehr tief und kompakt gestanden“, erklärte der TuS-Trainer.
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In der neuen taktischen Formationen hätten die Abstände zwischen den Spielern, zwischen den Ketten gepasst. „Die Mannschaft hat Teamspirit und Kampfgeist gezeigt“, betonte der Übungsleiter, „ich hatte das Gefühl, dass sich die Mannschaft in dem System wohl gefühlt hat.“
Die Gastgeber hätten zwar „80 Prozent Ballbesitz gehabt“ und Oberliga-reifen Fußball gezeigt, sagte Saida, aber kaum eine klare Torchance bekommen. In der 7. Minute konnte Agon Arifi Schlussmann Oliver Schnitzler nicht überwinden. Und Erndtebrück spielte diesmal nahezu fehlerfrei.
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Lediglich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erlaubten sich die Wittgensteiner einen Patzer: Shion Ueno köpfelte eine Flanke über den hinter ihm bereit stehenden Schnitzler hinweg. Der Ball kam zum freistehenden Oussama Anhari, der das Spielgerät unbehelligt ins Netz schieben konnte.
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Ansonsten seien die Sprockhöveler Angriffe „viel Stückwerk“ gewesen, und Erndtebrück konnte auch das letzte Aufbäumen der favorisierten Elf nach dem 1:1 per Foulelfmeter von Elmin Heric (81.) schadlos überstehen. Saida betonte: „Wir haben denen ein Stück weit den Zahn gezogen.“
TuS Erndtebrück holt Punkt für die Moral, doch zwei zu wenig gegen den möglichen Westfalenliga-Abstieg
Zwei Wochen nach dem guten Auftritt bei der am Ende unglücklichen 0:1-Niederlage beim anderen Oberliga-Absteiger FC Brünninghausen, aber auch eine Woche nach der 1:4-Heimpleite im Kellerduell gegen den Lüner SV sagte Saida: „Wir haben in Sprockhövel unser bestes Spiel in dieser Saison gemacht.“ Nur, der eine gewonnene Punkt bei der TSG war sicherlich aller Ehren wert, hat Erndtebrück jedoch im Klassement nicht weitergebracht.
„Wir sind mittendrin im Abstiegskampf.“
Die Wittgensteiner warten nun sogar seit neun Spielen auf den ersten Saisonsieg, stehen mit nur drei Unentschieden weiter am Tabellenende, haben inzwischen schon sechs Zähler Rückstand auf den SV Hohenlimburg auf dem ersten Rang, der am Ende zum Klassenverbleib reichen würde.
Saida ist sich der schwierigen Lage in der Rangliste bewusst: „Wir sind mittendrin im Abstiegskampf.“ Bange machen will er sich nicht lassen, denn in Sprockhövel hätten „Bereitschaft und Intensität gestimmt“. Vorerst will er seine Mannschaft weiter in neu gefundener Kompaktheit auftreten lassen. Das soll am Samstag (16 Uhr) der Aufsteiger und Tabellenvierte Westfalia Herne zu spüren bekommen. Saida gibt sich zuversichtlich: „Das in Sprockhövel war ein guter Schritt in die richtige Richtung.“