Altenberg. Jacqueline Lölling liegt zur Halbzeit der Skeleton-WM in Altenberg vorne. Wer trotzdem Kritik übte und warum sie selbst von „geschenkt“ sprach.

Jacqueline Lölling zuckte kurz, als die Zeit ihrer Konkurrentin aus Russland im kleinen Monitor vor ihr aufleuchtete. Wenige Augenblicke später jubelte Lölling verhalten, weil sie und nicht Elena Nikitina bei der Weltmeisterschaft im Skeleton in Altenberg als Führende in den entscheidenden Freitag geht. Löllings Goldsuche setzt sich im Erzgebirge also fort. Elf Hundertstelsekunden beträgt ihr Vorsprung auf Nikitina – doch einer drückte sofort auf die Euphoriebremse.

Lölling: Zu viele Fehler

„Ich bin zufrieden mit den Plätzen“, sagte Chef-Bundestrainer Christian Baude nach den ersten beiden von insgesamt vier WM-Läufen der Damen, „aber mit den Fahrten bin ich nicht zufrieden, das muss ich ganz ehrlich sagen.“ Hinter Lölling und Nikitina liegt die amtierende Weltmeisterin Tina Hermann (WSV Königssee/+0.24 Sekunden) auf Rang drei.

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Sophia Griebel (Suhl) als Sechste und Junioren-Weltmeisterin Hannah Neise (Winterberg) auf Platz neun komplettierten das starke deutsche Zwischenergebnis. „Es waren zu viele Fehler in den Fahrten. Das überrascht mich etwas“, ergänzte Baude, „weil es im Training besser funktionierte.“

Zu dieser Einsicht kam allerdings auch die aus Brachbach stammende und für die RSG Hochsauerland startende Lölling trotz ihrer Halbzeitführung. „Es waren zwei solide Fahrten, das hat mir die Führung geschenkt“, sagte die 26-Jährige, die in beiden Läufen jeweils die zweitschnellste Zeit erreichte. „Die Bahn steht sehr anspruchsvoll, das Eis ist sehr hart. Mir sind auch Fehler passiert, im ersten und zweiten Lauf ab Kurve 14 – da habe ich ordentlich Zeit liegen gelassen“, ergänzte sie.

Lölling: Das ist so kompliziert

Warum nicht nur der Schneefall, sondern vor allem die tiefen Minusgrade es in Altenberg so kompliziert für die Pilotinnen machen? „Die Kufen drücken sich gar nicht richtig durch das Eis“, erklärte Lölling. Der Schlitten rutscht deshalb leichter hin und her. Ein prominentes Opfer dieser Bedingungen wurde die frischgebackene Gesamtweltcupsiegerin Janine Flock aus Österreich.

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Als Goldfavoritin gestartet, liegt sie nach zwei Läufen nur auf Rang 15 und weist unter normalen Umständen uneinholbare 2.25 Sekunden Rückstand auf Lölling auf. „Oft gehen Träume nicht in Erfüllung“, sagte sie: „Ich war überrascht im ersten Lauf. Ich bin extrem gerutscht und habe kaum Grip gehabt. Es war ein bisschen komisch im Vergleich zu gestern.“

Lölling: Videoanalyse für Freitag

Lölling und Co. hingegen wählten das richtige Material. „Aber jetzt ist Halbzeit, jetzt geht es darum, mit den Trainern eine vernünftige Videoanalyse zu machen, damit die Fehler am Freitag nicht nochmal passieren“, erklärte Lölling. Im vergangenen Jahr hatte sie bei der WM in Altenberg „nur“ Rang vier belegt – diese offene Rechnung will sie in den Läufen drei und vier am Freitag (9 Uhr und 10.30 Uhr) begleichen.

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Hannah Neise bläst hingegen zur kompletten Attacke am zweiten WM-Tag. „Ich habe auf jeden Fall im ersten Lauf einen guten Lauf herunter gekriegt für meine Verhältnisse“, sagte die Schmallenbergerin, die ihre WM-Premiere feiert und nach diesem Lauf sogar Rang drei belegte. Im zweiten Lauf erlaubte sie sich aber zu viele Fehler. „Ich habe schon im Training viele Probleme gehabt und war sehr verzweifelt“, sagte die 20-Jährige: „Aber morgen ist ein Tag zum Angreifen.“ 88 Hundertstelsekunden beträgt ihr Rückstand – auf Bronze.