Winterberg. Ihre Fans sorgen sonst für eine besondere Atmosphäre in Winterberg. So zieht Jacqueline Lölling aus einem Geisterrennen Motivation.

Fangesänge am Start, Tröten, euphorischer Jubel, wenn sie ins Ziel kommt - all das wird Jacqueline Lölling an diesem Freitag (14.30 Uhr) beim Skeleton-Weltcup in Winterberg vermissen. Zum einen gehen die Wettbewerbe in dieser Saison generell ohne Zuschauer über die Bühne, zum anderen wird Winterberg an diesem Wochenende nach dem Tagestouristen-Ansturm am vergangenen zu einer Art Sperrgebiet. Lölling ohne ihre Hundertschaft(en) aus Brachbach - kann das gut gehen?

Löllings Fans sind besonders

"Es ist natürlich schade, dass keine Fans zur Bahn kommen können, besonders beim Heim-Weltcup in Winterberg", sagte die 25-Jährige, die für die RSG Hochsauerland startet und aus Brachbach im Siegerland stammt, bereits vor der Saison. Auch zu den Rennen am Königssee oder in Altenberg reist der harte Kern der Fans ihr nach, doch ins Hochsauerland kommen die Brachbacher normalerweise mit mehreren Bussen.

Dieses Mal fehlt die lautstarke Anfeuerung - doch für Lölling ist gerade das ein Ansporn. Sie möchte ihren Fans wenigstens ein Top-Ergebnis schenken, wenn diese schon nicht live am Eiskanal sein können. Im Idealfall den Sieg, der zugleich den Titelgewinn bei der parallel gewerteten Europameisterschaft bedeutet.

Selbstvertrauen geholt

Allerdings lief es in der bisherigen Saison noch nicht optimal für die amtierende Gesamtweltcupsiegerin. Rang acht und Platz sieben beim Weltcup-Auftakt in Sigulda folgten die Platzierungen sechs und drei in Innsbruck. Derart lange musste "Jacka" in einer Saison noch nie auf den Sprung aufs Treppchen warten.

"Es kam aber auch nicht überraschend", sagte die Bundespolizistin: "In Sigulda habe ich einfach meine Probleme und Innsbruck ist auch eine Starterbahn." Eben dort, am Start, liegen ihre Defizite. Um das Fahrgefühl, welches sie besitzt, beneiden sie hingegen viele Konkurrentinnen. Umso wichtiger war der dritte Platz vor der Weihnachtspause für Lölling. "Das war eine kleine Erleichterung und hat mir neues Selbstvertrauen gegeben", sagte sie.

In Winterberg soll es jetzt im Eiskanal noch rasanter bergab und vom Ergebnis her bergauf gehen.

Das sagt der Cheftrainer

"Jacka hatte einen schwierigen Herbst", sagte Chef-Bundestrainer Christian Baude über die Olympia-Zweite von 2018. "Sigulda ist nicht ihre Bahn. Seit Innsbruck ist sie auf einem guten Weg. Mit Winterberg und St. Moritz kommen jetzt Bahnen, die ihr mehr liegen und die sie geschmeidig fahren kann”, ergänzte er.

Gleichwohl will Baude im Vorfeld nicht vom Sieg sprechen. Er weiß, wie stark die Konkurrenz vor allem bei den Damen ist. Und Jacqueline Lölling weiß das ebenso. "Janine Flock war bislang ziemlich dominierend, Kimberley Bos stets dicht dran. Dann haben wir noch Tina Hermann aus den eigenen Reihen und Elisabeth Maier hat in Innsbruck ihr Potenzial angedeutet", sagte Lölling. "Es wird ein spannendes Rennen, in dem sechs bis zehn Fahrerinnen um die vorderen Plätze kämpfen werden", ergänzte sie.

Ein warnendes Beispiel

Zu diesen wird sie gehören. "Dazu muss ich an meine Startbestzeit anknüpfen und zweimal konstant runter kommen", erklärte sie selbst zurückhaltend. Als warnendes Beispiel dient der Heimweltcup der vergangenen Saison. Ein Fahrfehler im zweiten Lauf ließ Lölling vom Podest auf den undankbaren vierten Platz rutschen. Zum ersten Mal in ihrer Weltcup-Karriere gehörte sie im Hochsauerland nicht zu den Top Drei. Dabei lautete das Ziel im Vorfeld: Den dritten Sieg in Folge holen.

Ihre Fans feierten Lölling vor fast genau einem Jahr dennoch. Und sie rief ihnen zu: „Eigentlich geht es mir mega gut, weil alle hier sind. Ihr seid spitze!“