In Winterberg: Darum müssen Fans Jacqueline Lölling trösten
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Winterberg. Sie wollte das Triple in Winterberg – am Ende blieben Jacqueline Lölling ein undankbarer Platz und eine Premiere. Aber ihre Fans trösteten sie.
Es ist nur ein sehr kurzer Moment, ein kleiner Augenblick während der Siegerehrung. Doch er lässt etwas tiefer in Jacqueline Löllings aktuelle Gefühlslage blicken, tiefer als es der 24-jährigen Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland vielleicht lieb ist. Plötzlich verschwindet das Lächeln aus ihrem Gesicht, sie schaut nach unten, wo sie in ihren Händen die soeben erhaltene kleine Glastrophäe wenig begeisternd hin und her dreht.
Denn Jacqueline Lölling ist unzufrieden, enttäuscht, sauer auf sich selbst. Weil sie zum ersten Mal bei einem Weltcup in der Veltins-EisArena, in ihrer Heimbahn, das Siegertreppchen verpasst. Die aus Brachbach stammende Siegerländerin beendet das Rennen in Winterberg, welches Tina Hermann (WSV Königssee) mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung vor der Kanadierin Mirela Rahneva und der drittplatzierten Österreicherin Janine Flock gewinnt, auf dem vierten Platz.
Doch ihre Unzufriedenheit möchte sich Lölling eigentlich nicht anmerken lassen. Während bei Hermann nach ihrem ersten Saisonsieg die Emotionen explodieren, winkt und lächelt Lölling zurückhaltend zu ihren Fans. Später wirkt sie fast gerührt von der großen Sympathie, die ihr entgegenschlägt, und den Versuchen, sie aufzumuntern.
Ein gescheiterter Plan
„Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit Platz vier zufrieden bin“, erzählt die amtierende Vizeweltmeisterin irgendwann. Als sie sich am frühen Nachmittag auf das Rennen vorbereitet, will sie etwas anderes: Sie will vor den jedes Jahr mehr werdenden Zuschauermassen, die aus Brachbach zu ihrem Rennen ins Hochsauerland reisen und für eine einzigartige, grandiose Stimmung sorgen, das Triple holen. Ihren dritten Sieg in Winterberg in Serie.
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Damit verbunden wäre die souveräne Verteidigung des Gelben Trikots als Gesamtweltcup-Führende sowie die Einstellung eines Rekordes, den Anja Huber-Selbach hält: Elf Weltcupsiege stehen auf Huber-Selbachs Konto, auf Löllings zehn.
Von ihren Zielen erreicht sie wenigstens die (knappe) Verteidigung des Gelben Trikots.
„Ich wollte eine Angriffsfahrt machen“, sagt die Bundespolizistin über ihren zweiten Lauf. Als vorletzte Starterin geht sie in einem Skeleton-Krimi in die Bahn – und rutscht noch vom Siegerpodest.
„Statt Angriff ist es eher in die andere Richtung gegangen“, erklärt Lölling: „Zu viele Fehler – es zog sich wie ein Roter Faden durch den Lauf. Und deshalb hat es eben nicht gereicht, weil die anderen drei zu stark waren.“ Bereits aus der Startspur sei sie „nach rechts abgebogen und dann war Unruhe drin. Für die Fehler, die ich gemacht habe, sind die anderen heute zu stark gewesen“.
Das sagt Löllings Heimtrainer
Sie nimmt die Niederlage ebenso sportlich wie Löllings Heimtrainer Heiner Preute: „Wenn du in so einem ausgeglichenen Feld deine Stärken nicht ausspielst, kannst du nicht gewinnen“, sagte er, „deshalb heißt es Spitzensport.“
Zum einen ist Rang vier ein starkes Ergebnis, zum anderen findet Lölling Trost bei Familie und Fans. „Eigentlich geht es mir mega gut, weil alle hier sind“, sagt sie grinsend und ruft in Richtung der vollbesetzten Tribünen: „Ihr seid spitze!“ Nur während der Siegerehrung kommt die Enttäuschung durch. Kurz.
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