Erndtebrück. Ein Streifzug über die Wittgensteiner Sportstätten nach den ersten Lockerungen zeigt: Vielerorten wird noch abgewartet. Rekord-Training in Banfe.
Während die immer grüner werdenden Bäume und die steigenden Temperaturen teilweise schon frühsommerlich anmuten, erwacht der Sport in Wittgenstein erst langsam aus einer Art Winterschlaf, der sich durch die Sperrung der Sportanlagen in den Coronavirus-Pandemie ergeben hat. Seit Donnerstag ist kontaktfreier Sport draußen wieder erlaubt, das gleiche gilt ab heute drinnen. Eine Fahrt durch Wittgenstein zeigt, wie sich die Situation am ersten Wochenende nach den Lockerungen gestaltet.
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Los geht es mit unserer Rundreise in Erndtebrück, wo wir auf einen leeren Sportplatz und verschlossene Türen an der Pulverwaldhalle treffen. Dem TuS geht es so wie dem Gros Vereine: Auf klar Informationen, unter welchen Bedingungen Sport möglich ist, musste erst gewartet werden. Auch gilt es einige Hürden zu überwinden, etwa dabei Reinigungs- und Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen und eine gewisse Corona-Logistik mit Meldelisten und einem „Corona-Beauftragen“ aufzubauen. „Vielleicht schaffen wir es bis Mittwoch“, ist der Vorsitzende Harald Wittig vorsichtig mit Versprechungen.
Im Detail seien die Abteilungen und Übungsleiter zuständig bei der Einhaltung der Coronaschutzverordnung sowie der Maßnahmen, die jeder Fachverband einzeln formuliert hat (siehe Infokasten) – wobei nicht hundertprozentig klar ist, ob die Papiere der Verbände Empfehlungen oder verbindliche Vorschriften sind. Wittig stellt jedenfalls fest: „Wenn man das alles beachtet, droht man bekloppt zu werden.“
Beim Tischtennis beispielsweise fordert der nationale Dachverband unter anderem Mundschutz und Handschuhe beim Auf- und Abbau, dazu soll es feste Trainingspartner geben. Schläger, Bälle und Tische werden nach jeder Paarung desinfiziert. Benutzt werden sollen außerdem verschiedenfarbige Bälle. Erndtebrücks Vorsitzender Harald Wittig: „Es gibt auch Leute im Verein, die sagen: ,Dann lassen wir es besser.’“
Videokonferenz mit Bernd Fuhrmann
Zweite Station unserer Reise ist der Tennisplatz des TC Gottfried von Cramm Erndtebrück, wo vier Männer auf zwei Plätzen die Bälle übers Netz jagen. Die Stimmung ist prächtig. „Es hat schon Bock gemacht, endlich mal wieder zu spielen“, lacht Arne Löcherbach. „Offiziell starten wir ab Montag. Ab dann wird der Platz wohl restlos ausgebucht sein.“
Theoretisch hätte es bereits Donnerstag losgehen können, doch auch im Weihergrund mussten noch Voraussetzungen geschaffen werden. Bevor sie zum Schläger griffen, haben Löcherbach und Co. am Samstag offizielle Wartebereiche eingerichtet, Schilder ausgehängt, die Platzbelegung organisiert und Desinfektionsmittel beschafft.
Zehn Kilometer weiter nordöstlich, auf der Anlage des Reit- und Fahrvereins Aue-Wingeshausen, bringt Kristin Afflerbach ihr Pferd auf Trab. Auf der Anlage gelte vorerst weiter, was seit knapp acht Wochen gilt: Nur vier Leute gleichzeitig dürfen da sein, dies nicht länger als zwei Stunden und nur mit Eintrag in eine Anwesenheitsliste.
Die Golf-Welt ist in Ordnung
„Wir haben das offizielle Ok für den Reitunterricht, haben ihn aber noch nicht wieder aufgenommen“, sagt Afflerbach. Der Verein will noch eine Videokonferenz mit Bürgermeister Bernd Fuhrmann am Mittwoch abwarten, aus der man sich Klarheit zu Detailfragen verspricht. Afflerbach: „Gerade mit Kindern wird der Reitunterricht bei den ganzen Auflagen schwierig.“
Auf dem Weg von der Reithalle zum Golfplatz in Sassenhausen geht es vorbei an den Fußballplätzen des TSV Aue-Wingeshausen, des VfL Bad Berleburg und der Sportfreunde Edertal. Überall herrscht gähnende Leere, denn die Plätze sind seitens der Stadt noch nicht freigegeben. Ideen für die kontaktfreie Trainingsgestaltung gibt es in den Whatsapp-Gruppen der Teams reichlich, doch noch müssen die Füße still gehalten werden.
Auf dem Parkplatz des Golfclubs Wittgensteiner Land hingegen ist ordentlich Betrieb, wenngleich noch Plätze frei sind. Auch, weil die Öffnung recht kurzfristig kam. „Die Leute haben sich teilweise noch andere Sachen eingeplant“, sagt Geschäftsstellenleiter Sascha Jürgens.
Er begrüßt die Spieler, beantwortet ihre Fragen, erläutert den Sinn von aktuellen Regelungen. Gespielt werden nur 2er-Flights und höchstens zwölf Löcher, damit es nicht zu voll wird. Damit nicht alle in den Ballautomaten greifen müssen, stellt der Verein Range-Bälle vorerst kostenfrei zur Verfügung.
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Mit den Einschränkungen können die Golfer gut leben – Platz ist auf dem weitläufigen Gelände sowieso zur Genüge. Die Golf-Welt ist wieder in Ordnung: Man sieht fröhliche Gesichter, die Sonne lacht, die Vögel zwitschern. Jürgens: „Ruhiger geht es nicht. Aktuell haben wir ja nicht einmal Fluglärm.“
Geordnete Abstände
Acht Kilometer weiter südlich jagen seit Samstag die Tennisspieler des TC Rot-Weiß Bad Laasphe wieder der Filzkugel nach. Dies zwar auch nur unter Auflagen, nach einer Anmeldung über das Platzbuchungssystem auf der Homepage und ausschließlich im Einzel, doch auf dem Court ist es beinahe so, als gäbe es keine Pandemie.
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Anders sieht das beim Fußballtraining des VfB Banfe aus, der damit am Freitag gestartet ist. Ohne Abschlussspiel und Zweikämpfe fühlt es sich noch nicht „richtig“ an. Dennoch: Wie groß die Sehnsucht nach Fußball bei den jungen Männern ist, belegt die (vorgeschriebene) Anwesenheitsliste von Trainer René Röthig: 19 Namen sind darauf notiert. Es ist, selbst ohne bevorstehende Spiele, die am besten besuchte Trainingseinheit der Saison.
Zur Begrüßung tut es, mit einem Grinsen, der Ellenbogen-Gruß. „Wir mussten uns zusammenreißen, uns nicht die Hand zu geben. Aber Jeder war froh, wieder da zu sein“, berichtet Röthig, der das Training in Gruppen aufteilte. Während ein Teil zum Laufen verschwand, absolvierte der andere Ballübungen auf dem Platz. Röthig: „Der Verein hat das super vorbereitet. Da wurden Holzstücke geschnitten und mit Namen beschriftet, damit neben dem Feld alle ihre Kleidung und Verpflegung in geregeltem Abstand haben.“
Auf die Zeit, in der auch Trainingsspiele erlaubt sind, freut sich Röthig jetzt schon: „Wir brauchen das einfach. Wir brauchen nicht nur die langen Läufe, sondern auch die schnellen Bewegungen. Aber wir hatten auch jetzt schon viel Spaß.“