Sassenhausen. Präsident Dieter Rehberg erklärt, warum der Verein vorerst gut aufgestellt ist – und ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung keine Option ist.
Es herrscht eine ungewohnte Ruhe, wenn Dieter Rehberg dieser Tage am Golfplatz nach dem Rechten sieht und kleine Arbeiten erledigt. Vor den Zugängen zur Platzanlage des Golfclubs Wittgensteiner Land stehen Bauzäune und ein großes Schild, das verkündet: „Golfanlage gesperrt“. Daran halten sich die Spieler, zumal es sowieso schwierig wäre, zu spielen – die Fahnen, die normalerweise das Ziel markieren, sind entfernt worden.
Einzig das Brummen eines Rasenmähers stört das Konzert der Vögel, die derzeit besonders eifrig Zwitschern. So, als wäre es ihre Aufgabe, das Geräuschvakuum während der Coronavirus-Pandemie zu füllen. Blauer Himmel, warme Temperaturen, frisch blühendes Grün und gute Platzbedingungen – eigentlich wären es aktuell traumhafte Bedingungen zum Golfen und für die anstehende Saisoneröffnung. Eigentlich.
Aerifizierung statt Saisoneröffnung
„Wir versuchen mit unseren Greenkeepern ein einigermaßen normales Arbeiten aufrecht zu erhalten, haben die Arbeiten aber auf ein Minimum herunterfahren“, gibt Rehberg, Präsident des Vereins, Auskunft über die Situation. Das Minimum sind die Platzpflegearbeiten, um die kein Weg herum führt. „Das Gras würde kaputtgehen, wenn es nicht ständig gemäht wird. Aber auch das machen wir jetzt nicht mehr jeden Tag, sondern nur jeden zweiten“, ergänzt der Berghäuser.
Neben Mähen, Düngen, Stutzen und Baumschnitt steht aktuell eine zusätzliche, mehrtägige Aerifizierungsmaßnahme an, bei der der Rasen durch das Einbringen von Löchern belüftet wird.
Das Ziel ist, den Mitgliedern bei der Wiedereröffnung die bestmögliche Platzqualität bieten zu können. Von den 430 Mitgliedern haben fast alle ihren Jahresbeitrag und damit den Betrag für das Jahresspielrecht in Sassenhausen bereits vor Ausbruch der Krise überwiesen. „Deshalb haben wir Sicherheit“, muss Rehberg einen Engpass in der Kasse nicht befürchten – vorerst.
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Anders wäre es, wenn auch in der zweiten Jahreshälfte keine Bälle geschlagen und Turniere gespielt werden könnten, wenn weiter Entgelte vereinsfremder Spieler ausblieben. „Die Greenfees und Spenden brauchen wir“, verweist Rehberg auf anfallende Pachtgebühren, die Honorare der je drei haupt- und nebenberuflichen Greenkeeper, die Kosten der Geschäftsstelle und verschiedene Abgaben. Bemühen wird er sich um Hilfsgelder des Landes, über deren Verfügbarkeit er in seinen anderen Funktionen, unter anderem als Präsident des Westfälischen Schützenbundes, ohnehin immer auf dem Laufenden sein muss.
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Wann es wieder losgeht, steht indes in den Sternen. „Da bin ich hilflos“, sagt Dieter Rehberg, der sich über eine länger anhaltende Sperrung von Sportanlagen nicht wundern würde, weil Experten langfristig eine Zahl von 50 Millionen oder mehr Corona-Infizierten in Deutschland für möglich hält. „Aktuell sind wir gerade mal bei 100.000“, stellt Rehberg fest. Soll heißen: Wenn in Deutschland eine größere Ausbreitungswelle erst noch bevorstehe, könne es auch mit Genehmigungen für den Sport noch dauern.
Golfen für Jedermann
Für den 70-Jährigen ist es übrigens keine Option, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen, wie es andere Golfclubs getan haben – mit Verweis darauf, dass Golfen theoretisch auch unter Einhaltung aller Ge- und Verbote der Kontaktsperre möglich wäre. Und: Golfplätze sind etwa in Dänemark oder Norwegen unter strengen Auflagen bereits in dieser Woche wieder geöffnet worden.
Keines dieser Argumente führt Rehberg an. Er stellt klar: „Unsere Gesamtidee war ja immer, Golfen für Jedermann. Hier gibt es nichts Elitäres.“ Auch vor dem Hintergrund dieses Credos sei es keine Option, auf Extrawürste zu pochen. Rehberg: „Ich werde diesen Golfplatz nicht öffnen, solange nicht Schulen, Kinderspielplätze und Fußballplätze wieder geöffnet haben.“