Wittgenstein/Bad Laasphe. Verbandsempfehlung sorgt für lange Gesichter in Wittgenstein. Es wird wohl keinen zweiten Aufsteiger in der B-, C- und D-Liga geben.

„Alea iacta est“, sagte einst schon Julius Gaius Cäsar – die Würfel sind gefallen. Bezieht man diese Redewendung nun auf die Entscheidungen des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) ist jedoch zumindest einer dieser entscheidenden Würfel auf der Kippe stehengeblieben, denn eine endgültige Entscheidung über die Wertung der abgebrochenen Saison ist noch nicht gefallen.

Zwar hat der Verband einen Plan vorgelegt, wie die Spielzeit, die aufgrund des Coronavirus zum erliegen gekommen ist, künftig gewertet werden soll, dieser muss allerdings noch auf dem Verbandstag final abgesegnet werden.

Die Regelung dabei ist einfach: Absteiger gibt es keine, der Tabellenführer der aktuellen Tabelle steigt auf. Zudem haben sich die Verantwortlichen darauf geeinigt, dass Herbstmeister, falls dieser nicht der momentane Tabellenführer ist, ebenfalls aufsteigt.

Sprich: Gibt es nach Beendigung der Hinrunde einen anderen Erstplatzierten als momentan, so steigen beide Mannschaften auf – so zumindest die Empfehlung des VFA, die gute Chancen hat bewilligt zu werden. Für den Kreis Wittgenstein dürfen sich deshalb der SV Feudingen (Kreisliga B2) und die Sportfreunde Edertal II (Kreisliga D3) freuen.

Geisweid darf jubeln

Dahinter wird es jedoch spannend. Mit dem Tabellenersten SG Mudersbach/Brachbach steht ein Siegen-Wittgensteiner Aufsteiger aus der A-Liga fest, dazu rückt der zweite Tabellenplatz der A-Liga in den Fokus. Dort stand nach der Hinrunde der VfL Klafeld-Geisweid.

Nach momentanem Stand sind die Geisweider jedoch von der SG Siegen-Giersberg tabellarisch überholt worden. Da Giersberg ein Spiel mehr als die Klafelder aufzuweisen hat, kommt nun die berüchtigte Quotientenregel zur Anwendung (Zahl der gewonnenen Punkte geteilt durch Anzahl der Spiele). Dadurch wäre Klafeld wieder Zweiter und zur Aufstiegsrelegation gegen einen Vertreter aus dem Hochsauerland befugt. Da keine Relegationsspiele stattfinden können, marschiert Geisweid ebenfalls in die Bezirksliga. So weit so gut.

Nun wird es jedoch kontrovers: Vor der Saison veröffentlichte der Kreisvorstand wie immer seine Auf- und Abstiegsrechnung. In dieser heißt es, dass der Tabellenzweite der Kreisliga B2, in diesem Fall die SG Laasphe/Niederlaasphe in die Kreisliga A aufsteigt, wenn es zwei Aufsteiger aus der A-Liga in die Bezirksliga und umgekehrt keine Absteiger von dort gibt. Weil der zurückgezogene TuS Alchen in die Kreisliga B absteigt, werden drei Plätze in der Kreisliga A frei.

Nicht hüben, wie drüben

Die Schneider-Elf, bester Zweiter der beiden B-Liga-Staffeln, könnte dem Nachbarn aus Feudingen nun also in die höchste Kreisklasse folgen – dies könnte man zumindest meinen.

Beim Sprung von der Kreis- auf die Bezirksebene profitieren schließlich auch alle Teams, die ein (nun nicht durchführbares) Entscheidungsspiel hätten bestreiten müssen, also hier auch die „Orangenen“ . Dem ist aber effektiv nicht so.

„Diese Regelung wurde im Fall getroffen, dass die Saison regulär zu Ende gespielt wird. Es wird darauf hinauslaufen, dass von diesen Ligen nur der Erstplatzierte aufsteigt, da diese Relegationsplätze keine festen Plätze sind wie in der Kreisliga A, sondern nur mathematische. Diese Rechnung geht nun aber nicht mehr auf“, erklärt Kreisvorsitzender Marco Michel.

Die Reformen, die nun vom VFA vorgetragen wurden, lassen sich nur schwer auf die Kreisebene übertragen, weshalb, um auch dem Szenario eines Massenaufstiegs zu entgehen, die SG Laasphe/Niederlaasphe wohl in die sprichwörtliche Röhre gucken würde. „Ich würde es den Vereinen gönnen, aber praktikabel wäre es so natürlich nur schwer.“

Auch die Sportfreunde Edertal wären von dieser Regel normal betroffen, da sie sogar als Tabellendritter der Kreisliga B2 rein rechnerisch als weiterer Aufsteiger in Frage gekommen wären – dies scheint nun hinfällig zu sein.

Michel gab zwar an, dass er diesen Vorschlag weiter einbringen will, geht aber selbst nicht davon aus, dass es einen solchen „Massenaufstieg“, da auch die C- und D-Ligen davon betroffen wären, geben wird. In der Kreisliga C2 gehen also der SV Eckmannshausen, der VfL Bad Berleburg II und der FC Ebenau leer aus, in der Kreisliga D3 wären es der TSV Aue-Wingeshausen II und der VfB Banfe II.

Unverständnis und Empörung

Im Lager der SG Laasphe/Niederlaasphe stößt diese Information indes nur auf wenig Gegenliebe. Die Hoffnung, dass es den Sprung in die A-Liga am Wabachstadion gibt, war schließlich nicht gering.

„Es gab viele Szenarien, in denen wir Feudingen in die nächste Liga gefolgt wären. Aber letztendlich kommt es immer anders, als man denkt“, hebt Marco Schneider, Trainer der Spielgemeinschaft, resignierend die Schultern. „Wir dachten, dass der Zweite mit hochgeht. Wir haben gezeigt, dass wir um den Meistertitel kämpfen können und haben durch unseren Sieg in Feudingen auch gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind. Wenn ich nun höre, dass eine Aufstiegsrechnung vor der Saison verabschiedet, jetzt aber wieder gekippt wird, muss ich an den Entscheidern zweifeln“, macht der Übungsleiter seiner Enttäuschung Luft.

Schneider hatte vor einigen Tagen bereits betont, dass er eine komplette Annullierung der Spielzeit als fair empfunden hätte und sieht sich nun in seiner Meinung bestätigt. „Die Regeln waren beschlossen, nun ist eine Regelung für die Ausnahmezeit gefunden worden, dann sollen sie auch bitte durchgezogen werden. Je länger ich darüber nachdenke, umso ärgerlicher ist es.“

Die Würfel in diesem Rechenspiel um Aufstieg und Klassenverbleib scheinen also so gut wie gefallen zu sein – wenngleich noch immer Hintertüren bestehen. Dass aber jeder Verein mit den metaphorischen Augenzahlen dieser Würfel zufrieden ist, scheint schon jetzt als ausgeschlossen.