Westfeld. Für ihre herausragende Vorsaison erhält Lilli Bultmann den Silbernen Ski des WSV. Im Interview erklärt sie, warum es in diesem Winter nicht läuft

Es war ein Nachmittag, der Lilli Bultmann das schönste Lächeln aufs Gesicht zauberte. Erst sah die 16-Jährige den überlegenen Sieg ihrer jüngeren Schwester Lotta bei den Biathlon-Verbandsmeisterschaften (siehe Text unten), dann erhielt sie aus den Händen ihres früheren Trainers Steffen Richter, Biathlon-Sportwart im Westdeutschen Skiverband, den Silbernen Ski des WSV für das Jahr 2019. Der Ehrenpreis des Landesverbandes, wie ein wertvoller Ring in eine Schmuckschatulle gelegt, war zuletzt 2015 (für Anna Luisa Born) an den Stöppel gegangen.

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Auch Heike Bienstein, Leiterin des Bundesstützpunkts Ski Nordisch, gratulierte und brachte Geschenke mit. So stand Bultmann mit einer großen neuen Sporttasche, dem silbernen Ski sowie einem Beutel mit einer neuen Sportbrille auf dem Podest und wurde von den Schülern beklatscht, für die sie nach dem Gesamtsieg im Deutschlandpokal der Jugend I, garniert mit vier Tagessiegen, durchaus ein Vorbild ist.

Erst zwei Rennen in diesem Winter

Es ist eine Ehrung, die der Bad Berleburgerin, die seit eineinhalb Jahren als Internats-Schülerin am Standort Willingen unter Susen Fischer trainiert, Auftrieb geben sollte. Nachdem Lilli Bultmann im vergangenen Winter das Siegerpodest in nur in drei von 13 Rennen verfehlte, stand sie im aktuellen noch gar nicht auf dem „Stockerl“. Gesundheitsbedingt bestritt sie nur zwei von sieben Rennen, belegte zuletzt Rang elf im Sprint im Oberhof. Im Interview spricht sie über die Gründe und die Situation.

Hallo Frau Bultmann, wie lässt sich Ihre Saison zusammenfassen?

Die Vorbereitung lief ganz gut, beim Herbst-Wettkampf war ich Vierte. Die Probleme gingen beim Quali-Wettkampf für die Jugend-Winterspiele in Obertilliach Ende November los.

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Da lief es katastrophal für mich. Ich habe Fehler geschossen ohne Ende und beim Laufen habe ich gedacht, dass ich sterbe. Dann bin ich mit einer Erkältung krank geworden und habe den Deutschlandpokal in Martell ausgelassen, habe aber dummerweise weitertrainiert, was nicht hilfreich war.

Im neuen Jahr ging es dann aber genauso schwierig weiter.

Über Weihnachten und Silvester bin ich zuhause geblieben und habe die Sache mit Antibiotika auskuriert, dann wieder das Training begonnen.

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Nach drei Wochen Training bin ich dann jetzt in Oberhof gestartet. Da war ich am Samstag eigentlich zufrieden, habe aber Halsschmerzen bekommen und dann beschlossen, das zweite Rennen auszulassen, weil ich nicht wieder krank werden wollte. Das ist dann aber doch passiert.

Und ausgegangen ist das alles von einer einfach Erkältung?

Wir haben an einen Virus gedacht, aber es hat sich gezeigt, dass sich Bakterien lange festgesetzt hatten. Es war auch immer nur eine leichte Erkältung, die nicht erheblich war.

Deshalb habe ich weitertrainiert, aber im Wettkampf war es dann zu viel. Meine aktuelle Erkältung ist so eine, die jeder hat – mit entzündeter Schleimhaut und zwölf Tagen Sportpause. Davon ist jetzt die Hälfte um. Die Saison ist für mich jetzt aber eigentlich schon gelaufen.

Wie ist nun die Planung?

Der Plan ist jetzt, einfach wieder fit zu werden und neu aufzubauen, an Kraft zu gewinnen und zu versuchen, vielleicht noch Wettkämpfe mitzulaufen. Jetzt habe ich auch keinen Druck mehr, weil der Kaderstatus von den Punkten eh nicht mehr zu erreichen ist. Nächste Woche geht es wieder mit dem Training los, aber es ist viel aufzuarbeiten. Ich habe so viele Muskeln verloren, das glaubt man gar nicht. Von meiner Form bin ich weit weg.

Woran zeigt sich das?

Ich kann durchaus schnell laufen – wenn es flach ist. Sobald ein klitzekleiner Hügel kommt, sind meine Beine sofort zu und blau. Da fehlt dann die Kraft.

Wie geht es Ihnen mit dieser Situation?

Es ist auf jeden Fall traurig. Es war nicht einfach, die Situation zu akzeptieren, aber ich kann es jetzt nicht ändern. Ich kann nur im nächsten Jahr alles besser machen.

Was bedeutet das genau?

Ich habe gesehen, was ich davon habe, wenn ich falsch trainiere. Deshalb werde ich jetzt nicht wieder zu früh anfangen und werde mehr auf meine Regeneration achten. Die kam manchmal zu kurz. Die Bluttests haben außerdem gezeigt, dass ich Vitam-D- und Eisenmangel habe, was anfälliger macht. Da muss ich mehr auf die Symptome achten, genau wie auf das gute alte Händewaschen.