Dortmund. Fünf Wittgensteiner mischen bei den Westfalenmeisterschaften mit. Elias Dickel von der LG Wittgenstein startet in gleich drei Disziplinen.
Im vergangenen Jahr stimmten die Leistungen, doch bei den großen Meisterschaften es gab kein Vorbeikommen an den besten Athleten aus dem älteren Jahrgang der U18. 2020 könnte hingegen das Jahr werden, in dem Till Marburger und Malin Böhl reichlich Titel sammeln. Der Anfang ist gemacht: Bei den Westfälischen Hallenmeisterschaften der Hauptklassen und der U18, die am Samstag in der Helmut-Körnig-Halle in Dortmund stattfanden, sicherten sich beide jeweils ein „Westfalenpferdchen“ – den begehrten Aufnäher, den es für den Sieg bei den Landesmeisterschaften gibt.
Der von Malin Böhl im Kugelstoß der weiblichen U18 hätte souveräner kaum sein können. Dreimal schaffte es die Sportlerin aus Christianseck über die 13-Meter-Marke und mit ihrem besten Versuch gar auf 13,60 Meter, während für ihre Konkurrentinnen bestenfalls eine elf vor dem Komma stand.
Dem Titel bei ihrem Debüt im Leibchen des TV Wattenscheid ließ die Wittgensteinerin am Sonntag einen zweiten Platz im Diskuswurf folgen. Mit 40,62 Metern bei den NRW-Winterwurfmeisterschaften in Leverkusen wurde sie um hauchzarte 14 Zentimeter von der Gevelsbergerin Marie-Sophie Macke (TV Wattenscheid) geschlagen. „Malin ist eigentlich Diskuswerferin“, bescheinigt ihr Wattenscheids Trainerin Maike Schmidt mit der Scheibe die größten Perspektiven. Dabei denkt sie nicht nur an die Hebel, die Böhl von Natur aus mitbringt: „Sie hat ein unheimliches Technik- und Bewegungsempfinden.“
EM-Norm ist in Reichweite
Unter Schmidt, mit 27 Jahren eine Exotin unter den meist älteren, männlichen Kollegen auf der Trainer-Brücke in der Körnig-Halle, stellt Böhl derzeit ihre Technik um. Statt aus dem Stand schleudert sie den Diskus nun im Sprungwurf. „Die Bewegung wird schneller, aber dabei vergisst man viele Kleinigkeiten. Die ganzen Kleinigkeiten, zum Beispiel die Haltung des Oberkörpers, muss man sich neu erarbeiten“, sagt Schmidt, die daran mit Böhl in stetigen Wiederholungen feilt.
Wohin es gehen kann, sah das Gespann kürzlich im Training, als nur 15 Zentimeter zur Norm (45,00 Meter) für die U18-EM im Sommer in Italien fehlten.
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15 Zentimeter zur EM-Norm von 4,75 Metern fehlen, gemessen an der persönlichen Bestleistung auch Till Marburger – im Stabhochsprung der männlichen U18. Dort ist der Birkelbacher in seinem Jahrgang derart unangefochten die Nummer eins in Westfalen, dass ihm schon seine Einstiegshöhe von 4,20 Metern, die er im ersten Versuch schaffte, zum Titel gereicht hätte.
Die weiteren Versuche waren also Training unter Wettkampfbedingungen, für die Marburger die größeren, 4,90 Meter langen Stäbe auspackte. „Mit dem kleineren Stab wäre ich vielleicht höher gekommen, aber das Ziel ist, diese Länge im Sommer gut springen zu können“, sagte der Athlet der LG Olympia Dortmund und ergänzte detaillierter: „Bei den langen Stäben muss ich mit dem Aufrollen länger warten – und das fällt mir schwer, weil man im Rumpf viel mehr Spannung halten muss. Aber ich arbeite daran.“
Immerhin die Technik habe gestimmt. „Ich habe besser gefühlt, was der Stab mit mir macht“, sagte Marburger und legte im Fachjargon nach: „Heute ging es um Sicherheit und darum, mit dem Stab zu springen und nicht gegen den Stab.“ Was immer das heißen mag.
Nach dem ersten Fehlversuch über 4,50 Meter, die er kürzlich in Leverkusen noch gemeistert hatte, ließ Marburger die beiden weiteren Versuche übrigens aus, schließlich hatte er noch ein strammes Programm zu bewältigen. Am Abend, neun Stunden nach dem Beginn des Stabhochsprungs, rannte der Birkelbacher im Finale über 60 Meter Hürden mit, für das er sich in 8,91 Sekunden qualifiziert hatte und das er als Sechster in 9,02 Sekunden beendete.
Gesprächsstoff für die große Pause
Die Wartezeit zwischendurch verkürzte sich Marburger, seit diesem Jahr für die LG Olympia Dortmund aktiv, mit dem Wettkampf im Kugelstoß, wo er Vierter wurde. Hier landete seine Kugel mit einer persönlichen Bestleistung nach 13,73 Metern im Sand – und damit vier Zentimeter hinter der Weite, mit der Elias Dickel von der LG Wittgenstein auf Platz 3 gemessen wurde.
Für Gesprächsstoff ist also gesorgt, wenn die beiden Klassenkameraden am Montag wieder die Schulbank drücken. Auch deshalb, weil Dickel das Ende gar nicht mitbekam. Nach dem vierten Stoß schnappte sich der Birkefehler seinen Jutebeutel, die Wasserflasche und das Klebeband für seine Anlauf-Markierung und marschierte hinüber zum Hochsprung, wo er zwischen all den schlaksigen Leichtgewichten wie der Hecht im Karpfenteich wirkte.
Dickel knüpfte an seine guten Leistungen aus dem Vorjahr an, schaffte allerdings keine Steigerung. 1,72 und 1,77 Meter packte er im ersten Versuch, die 1,82 und 1,87 Meter klappten jeweils im dritten Anlauf – und bei 1,90 Metern, der Sieghöhe von Louis Robertz (LG Olympia Dortmund), war für Dickel Schluss.
Ihm fehlten zwar nur drei Zentimeter zum Ersten, in einem Feld mit guter Leistungsdichte holte er aber „nur“ Platz vier. Kommende Woche, bei den „Westdeutschen“ an gleicher Stelle, gibt es ein Wiedersehen in fast identischer Besetzung, bei dem nur zwei Rheinländer als Außenseiter qualifiziert sind.
Dem Zehnkampf abgeschworen
Den Zehnkampf hat Elias Dickel inzwischen übrigens abgehakt.
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„Er hat ein paar Disziplinen, zum Beispiel den Speerwurf, in denen er zu viele Punkte verliert. Und den Stabhochsprung hat er noch gar nicht gelernt“, erklärt seine Trainerin Katja Böhl: „Die Frage wäre ja auch, wo das möglich ist.“ So trainiert Dickel derzeit vor allem den Hochsprung, Kugelstoß und Diskuswurf. In der letzteren Disziplin nahm er am Sonntag auch an den Westdeutschen Winterwurf-Meisterschaften in Leverkusen teil und wurde mit 29,08 Metern Achter.
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Gemeldet waren übrigens noch zwei „Ehemalige“ der LG Wittgenstein, für die sich der Tag allerdings als Reinfall entpuppte. Jonathan Schröder sollte in der „ersten“ 4x200-Meter-Staffel der LG Kindelsberg Kreuztal mitlaufen, die aber platzte – seine Teamkollegen Luis Vieweg und Gassimou Kake mussten verletzt passen.
Jannis Kozian wechselt zur LG Olympia Dortmund
Nicht besser erging es seinem Kumpel Jannis Kozian, der in der Staffel der LG Olympia Dortmund als Startläufer eingesetzt wurde – das LGO-Quartett wurde jedoch disqualifiziert. Grund für das Ausscheiden der „Rothosen“ war ein Wechselfehler auf der neuen, recht schmalen Laufrunde mit sechs (statt bisher vier) Laufbahnen.
In die Westfalenmetropole ist Jannis Kozian in diesem Winter von der LG Kindelsberg Kreuztal gewechselt, weil er nach Dortmund umgezogen ist. Bei der LGO will der Bad Berleburger nicht mehr im trainingsintensiven Zehnkampf starten, sondern sich auf den 110-Meter-Hürdensprint spezialisieren.