Paderborn. Zehnkampf, Hochsprung oder Wurf? Über diese Frage denkt Elias Connor Dickel von der LG Wittgenstein nach. Was dazu der Landestrainer sagt.
Gemeinsame Mahlzeiten, Training, Leistungsdiagnostik und dann noch ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit – Elias Dickel bekam einen Vorgeschmack darauf, wie sich das von morgens bis abends durchgetaktete Leben eines Profisportlers anfühlt. Vier Tage lang besuchte er als einer von 90 Nachwuchs-Leichtathleten aus NRW das „Goldgas-Talent-Camp“, das der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) ausrichtete.
In Paderborn war er nicht nur als einer von Vielen dabei, sondern in einer besonderen Rolle. Als einer von sechs Athleten saß Dickel am Samstagabend in einer Talkrunde zum Thema „Nachwuchs-Leistungssport in der Leichtathletik“, an der unter anderem die leitenden Landestrainer der beiden NRW-Verbände, hochrangige Funktionäre und Sponsorenvertreter teilnahmen. „Im ersten Moment habe ich mich da etwas überfordert gefühlt“, schmunzelt der Birkefehler im Rückblick auf die Runde, bei der die weiteren Camp-Teilnehmer sowie deren Vereinstrainer das Publikum bildeten.
Die Athleten berichteten von Leistungsdellen und vom Umgang mit Verletzungen, vor allem aber von ihren Erfolgen in diesem Jahr. Dickel konnte dabei auf zwei Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften verweisen – auf die im Blockwettkampf und die im Hochsprung der U16. Seine größte Stunde hatte Elias allerdings beim U16-Länderkampf zwischen dem Team NRW und den Niederlanden, als er mit 1,90 Metern im Hochsprung nicht nur kräftig für NRW punktete, sondern auch die tagesbeste Leistung aller Athleten erzielte. „So eine Höhe habe ich mir vorher selbst nicht zugetraut, aber ich habe mich natürlich gefreut“, erzählte Dickel am Mikrofon.
Auf Herz und Nieren getestet
„Ernst“ wurde es für ihn am Sonntag und Montag, als neben den Trainingseinheiten auch ein Physio-Check und eine professionelle Leistungsdiagnostik auf der Tagesordnung standen. In verschiedenen Tests wie 30-Meter-fliegend-Sprint, Drop-Jump, dem Yo-Yo-Test oder dem 5er-Sprunglauf wurden alle Athleten auf ihre Fähigkeiten in den Bereichen Schnelligkeit, Ausdauer, Schnellkraft und Koordination getestet. „Das sind Grundfähigkeiten, die jeder Leichtathletik braucht“, erklärte FLVW-Trainer Winfried Vonstein. „Durch diese Tests finden wir Stärken und Schwächen und damit das Potenzial für eine Leistungssportkarriere heraus.“
Für Dickel boten die Tests ebenso wichtige Erkenntnisse wie die Gespräche mit den Trainern, denn er steht aktuell vor einer schwierigen Entscheidung – nämlich der, wie er künftig seine sportlichen Schwerpunkte setzt. „Ich habe alle Wege offen“, stellt Dickel fest und verrät: „Ich bin noch nicht zu einem Entschluss gekommen.“
Eine Option: Zehnkampf in Kreuztal
Denkbar wäre beispielsweise, den Zehnkampf anzugehen, für den er gute körperliche Anlagen und gute Basis-Leistungen in vielen Disziplinen mitbringt. Dazu fehlt ihm allerdings der Stabhochsprung, den er bei der LG Wittgenstein mangels Anlage und Disziplin-Trainer nicht trainieren kann. So wie zuletzt für Till Marburger (Birkelbach) wäre deshalb ein Vereinswechsel zur LG Kindelsberg Kreuztal notwendig.
Das sagt der Landestrainer
Möglich wäre auch eine Spezialisierung auf Einzeldisziplinen, etwa im Bereich Wurf – oder natürlich im Hochsprung. „Das ist die Disziplin, die mir im Moment am meisten Spaß gemacht hat. Sich so stark zu verbessern und so gute Platzierungen zu erzielen, ist immer mit einem Glücksgefühl verbunden“, sagt der 15-Jährige, der aber auch darum weiß, dass er nicht die typische Hochspringer-Figur mitbringt: „Ich bin vergleichsweise schwer, da könnte es im Hochsprung irgendwann nicht mehr so gut klappen.“
Andererseits: Ausgereizt hat er sein Potenzial beim Sprung über die Latte noch nicht. „Mit seinen 1,90 m wäre er in dieser Altersklasse in anderen Jahren Deutscher Meister geworden. Elias hat dieses Jahr ganz viel aus sich herausgeholt, aber seine Technik bietet noch Entwicklungspotenzial“, sagt Hochsprung-Landestrainer Tim Husel aus Essen.
Er hat Dickel für den Nachwuchs-Landeskader (D-Kader) vorgeschlagen, für den der Wittgensteiner die Norm (locker) erfüllt hat. Das letzte Wort hat aber der Landestrainer, der – wir übersetzen die Kader-Kriterien an dieser Stelle frei – prüfen muss, ob ein Athlet auch vom Kopf her für den Leistungssport taugt. Husel: „Die NRW-Verbände trennen sich gerade wieder. Ich arbeite für den Verband Nordrhein. Für Elias wäre ab der neuen Saison der FLVW-Landestrainer Hochsprung zuständig. Und der steht noch nicht fest.“