Erndtebrück. Nach dem Rücktritt von Alfonso Rubio Doblas richtet der TuS Erndtebrück den Blick nach vorn. Michael Müller sagt, wo es anzusetzen gilt.
Paukenschlag am Pulverwald: Fußball-Oberligist TuS Erndtebrück bestreitet die restliche Saison mit einem neuen Trainer. Michael Müller übernimmt zum bereits zweiten Mal in diesem Kalenderjahr interimsweise das Aushängeschild des Wittgensteiner Fußballs. Der Erndtebrücker betreut die Mannschaft bis zum Saisonende und soll die Mannschaft vor dem Klassenerhalt bewahren.
Sein Nachfolger und Vorgänger, Alfonso Rubio Doblas, hatte aus dem bislang enttäuschenden Saisonverlauf seine Konsequenzen gezogen und dem Vorstand des TuS Erndtebrück seinen Rücktritt angeboten.
Dieser Bitte ist der TuS Erndtebrück nachgekommen – und Michael Müller sagte nach kurzer Bedenkzeit am Dienstagmorgen zu. Er leitete bereits am Dienstagabend das Training, zuvor wurden erst die Mannschaft und dann die Öffentlichkeit über die Entwicklung informiert. Lirian Gerguri ist von dieser nicht betroffen: Er bleibt weiterhin Co-Trainer und bereitet das Team nun gemeinsam mit Müller auf die Partie am Sonntag gegen Preußen Münster II vor.
Haluk Arslan ist zurück im Training
Kompakter stehen und weniger Räume anbieten, unter Druck weniger riskant das Spiel eröffnen, geschlossener als Mannschaft auftreten – diese Marschroute gab Müller seinen Spielern gestern Abend mit auf den Weg. Keine revolutionären Ideen also, doch tatsächlich offenbarte die Mannschaft in diesen Punkten zuletzt ja Er verfolgte das Gros der bisherigen Heimspiele vom Clubhaus-Balkon, war zuletzt auch bei der herben 1:7-Niederlage in Holzwickede dabei, die noch höher hätte ausfallen können und für Rubio Doblas wohl das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
„Das Umschaltspiel muss besser werden, ansonsten werden wir aber nicht viel über vergangene Fehler sprechen“, sagt Müller, der auf eine Reihe erfahrener Spieler bauen kann: „Die Mannschaft hat sicher mehr Potenzial als die Tabellenposition zeigt. Mehdi Reichert hat schon viele Spiele in hohen Klassen auf dem Buckel, mit Moritz Brato und Mehmedalija Čović haben wir sehr viel Erfahrung in der Abwehr. Vorne drin hat sich Manni [Ruzgis, Anm. d. Red.] bereits in der Regionalliga bewiesen. Die Achse ist schon vorhanden“, sagt Müller.
Er kann künftig im Mittelfeld auch wieder auf Haluk Arslan setzen, der am Dienstag erstmals nach acht Wochen Verletzungspause wieder mittrainierte. „Es wäre wichtig, wenn er zumindest schon wieder eine Option wäre“, sagt Müller, der beim Neustart viel spielen ließ, aber auch schon klare Ansagen in Sachen Verhalten machte.
Nur bis zum Saisonende
Aus beruflichen Gründen – Müller arbeitet beim Erndtebrücker Eisenwerk – sowie mit Blick auf seine Familie begrenzt er seinen Job auf die laufende Saison. Dem TuS zu helfen, ist für den 40-Jährigen Ehrensache: „Ich bin lange im Verein, hänge am Verein und hänge nach der letzten Saison auch an dem einen oder anderen Spieler.“
In der Vorsaison hatte Michael Müller den TuS sechs Spiele vor Saisonende von Ivan Markow übernommen und mit zwei Siegen und zwei Remis den Klassenerhalt geschafft, dazu in furioser Weise den Kreispokal gewonnen – was auch diesmal gut möglich ist, denn Erndtebrück ist im Halbfinale der bei weitem klassenhöchste Verein.
Diesmal ist die Aufgabe für Müller aber schwieriger: Anders als im Frühjahr muss der TuS in der Tabelle vier Punkte Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen gutmachen. Dazu haben viele Leistungsträger den Verein verlassen.
Keine Doppelbelastung mehr
„Dieser Schritt von Alfonso verdient höchsten Respekt und das schätzen wir sehr“, sagt Erndtebrücks Abteilungsvorsitzender Dirk Beitzel über den Rücktritt von Rubio Doblas. „Wir hatten ein intensives, aber gutes und offenes Gespräch. Fachlich und insbesondere menschlich passt Alfonso total zu uns und daher würden wir es sehr bedauern, ihn komplett zu verlieren“, ist Beitzel froh, dass Rubio Doblas dem Verein erhalten bleibt. Seinen Posten als Sportlicher Leiter, den er seit Juli in Personalunion bekleidete, übt er weiter aus.
„Alfonso hatte den Eindruck, dass die Mannschaft einfach einen frischen Wind von außen braucht. Dennoch besitzt er einen unverändert guten Draht zu den Jungs. Er sollte in unseren Augen dafür verantwortlich sein, eine Mannschaft für die kommende Saison aufzustellen. Die Doppelbelastung, in Personalunion Trainer und sportlicher Leiter eines Fußball-Oberligisten zu sein, ist auch einfach nicht zu unterschätzen“, räumt Beitzel ein.
Er ergänzt: „Die kurzfristige Bereitschaft Michael Müllers, die Mannschaft in der schwierigen Situation zu übernehmen, verdient ebenfalls unseren höchsten Respekt. Wir wünschen ihm an dieser Stelle ein glückliches Händchen und stehen bedingungslos hinter dem neuen Trainer.“
Alfonso Rubio Doblas war im Sommer – wie viele seiner Vorgänger im zurückliegenden Jahrzehnt – als Trainer der zweiten Mannschaft zum Coach der „Ersten“ befördert worden. Für viele Außenstehende war es eine überraschende Personalie.