Erndtebrück. . Ahmad Ibrahim ist beim VfL Bad Berleburg Ausnahmekönner und Reizfigur. Der Syrer verrät, was er vom Winter hält und wann er seinen Abschied plant

Auf seine individuelle Klasse haben sie vor dem Derby beim TuS Erndtebrück II gebaut. Statt wie gewohnt mit zwei Spitzen agierte Fußball-Landesligist VfL Bad Berleburg diesmal im 4-1-4-1, also mit mehr Kompaktheit im Mittelfeld und Ahmad Ibrahim als Einziger vorne. Der Plan des Berleburger Trainergespanns Martin Uvira und Marcus Goßler ging auf – hinten waren die Schotten dicht, vorne schoss der Syrer beide Tore beim 2:1-Sieg.

„Erndtebrück hat alles zugestellt, aber mit einer Finte zieht er zwei Spieler nach außen und öffnet sich einen Schusskanal. Das ist einfach gut“, sagt Goßler über Ibrahims ersten Streich, bei dem er den Ball mit links an den Innenpfosten und ins Tor schlenzte. Die „Zaubermaus“ setzte sich drei Minuten später im Zweikampf gegen Erndtebrücks Abwehrhünen Till Hilchenbach durch, mogelte sich mit etwas Glück auch an Sven Engelke vorbei und traf erneut – diesmal mit dem rechten Fuß, aber ebenso wuchtig und platziert.

Zur Belohnung gab es bei der Auswechslung in der Schlussminute den Applaus der VfL-Fans, die in der Pulverwaldkampfbahn hörbar in der Mehrzahl waren, sowie den Dank der Teamkollegen und von Alexander Krowarz sogar ein Küsschen auf die Stirn.

Regionalliga-Chance verschlafen

Keine Erfolgsgeschichte: Ahmad Ibrahim im Trikot des TuS Erndtebrück.
Keine Erfolgsgeschichte: Ahmad Ibrahim im Trikot des TuS Erndtebrück. © Peter Kehrle

Die Teamkollegen sind natürlich begeistert von den Qualitäten ihres Mitspielers, an dem sie manchmal aber auch verzweifeln. Als Ibrahim in der Nachspielzeit mehrfach mit Kabinettstückchen anfing, handelte er sich einen deutlichen Rüffel von Kapitän Christopher Geisler ein. Auch sonst müssen sie sich mit Marotten arrangieren – mit Verspätungen, Vergesslichkeiten oder (eher selten) unmotivierten Spielen. All das ist nichts Neues.

„Das nervt schon mal, aber als er vor fünf Jahren nach Bad Berleburg gekommen ist, war er auch schon so. Wir nehmen das in Kauf, denn er ist menschlich total korrekt, nur manchmal noch ein Kind im Kopf“, sagt Alexander Krowarz, Mitspieler und Freund von Ibrahim: „Man muss ja auch sehen, wo wir ohne seine Tore stehen würden. Da laufen wir dann gerne für ihn mit.“

So sieht es auch der Trainer. „Hier in Erndtebrück hatte er bei Schnorrenberg die Chance, Regionalliga zu spielen. Was macht er? Er verschläft. So ist er eben“, zuckt Uvira mit den Schultern. In der Winterpause wurde es dem Feudinger aber doch zu bunt. Weil Ibrahim in der Vorbereitung mehrfach fehlte und sich dabei zu spät abmeldete, saß der Torjäger im ersten Rückrundenspiel, dem 4:2 gegen Neheim, lange Zeit auf der Bank.

Lust auf höhere Ligen

TuS Erndtebrück II - VfL Bad Berleburg; Ahmad Ibrahim
TuS Erndtebrück II - VfL Bad Berleburg; Ahmad Ibrahim © Florian Runte

„Ich habe dann wieder mehr gemacht, um das Vertrauen des Trainers wieder zu gewinnen“,sagt Ibrahim nach dem Spiel mit einem Becher Tee in der Hand. Dass ihn Laufeinheiten im Schnee abschrecken, räumt er ein. „Das Wetter spielt bei mir auf jeden Fall eine Rolle. Ich komme mit der Kälte ehrlich gesagt nicht klar, die ist unnormal für mich“, erklärt Ibrahim, der sich dennoch gut präsentiert – fitter sogar als im vergangenen Jahr.

„Ich möchte noch einmal in einer höheren Liga spielen“, sagt der 24-Jährige. Seinen Vertrag beim VfL bis 2020 will er aber erfüllen. „So lange bleibe ich auf jeden Fall. Es macht Spaß beim VfL und Martin Uvira ist ein toller Trainer, der uns alle voranbringt“, verrät „Janov“: „Bad Berleburg gefällt mir, aber ich möchte noch mal etwas anderes sehen, eine größere Stadt.“

Kickboxen in Dillenburg

Um sich zu empfehlen, hat Ibrahim im Winter sein Training neben dem Teamtraining intensiviert. Neben Krafteinheiten im Fitnessstudio geht er für die Ausdauer zum Kickboxen nach Dillenburg. „Das gibt mir mehr Luft“, erklärt Ibrahim, der zuletzt in den drei Spielen fünf Tore erzielte und seit der Rückrunde in gold-gelbenen Fußballschuhen aufläuft. Er schmunzelt: „Das soll nichts bedeuten. Ich trage immer bunte Schuhe, vorher waren es rote. Hauptsache ist, dass sie passen.“