Wenden/Chattanooga. Hautnah bekam Simon Huckestein die Naturgewalten zu spüren. Schwimmen war im Tennessee River nicht möglich, somit wurde der Triathlon zum Duathlon.
Er habe sein Bestes gegeben im Triathlon, hatte aber, wie öfters in diesem Jahr, etwas Pech. So begann Simon Huckestein von der SG Wenden seine Informationen an seine zahlreichen Follower auf Instagram nach dem Ironman in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Und zwischen dieser Aussage und seinem Ausblick auf 2025 lag zweifellos ein außerordentlich erfolgreiches Jahr, das mit einem zum Duathlon mutierten Triathlon endete.
Der Hurrikan Helene streifte auch den südöstlichen Bundesstaat Tennessee. Betroffen davon war unter anderem der Tennessee River, in dem eigentlich der Triathlon gestartet werden sollte, ersatzlos aber gestrichen werden musste. Vorteil Huckestein? Vielleicht. Und doch: „Schwimmen ist ja nicht gerade meine Stärke“, sagte er, „aber im Fluss kommt es mir mehr entgegen als im stehenden Gewässer.“
Start war demzufolge sofort auf Asphalt, in 30-Sekunden-Intervallen. Und mit dabei sehr viel Weltklasse. „Das ist genau das, was ich suche“, gab der deutsche Top-Athlet im Laufe des Jahres immer wieder zu Protokoll, und er legte sofort los auf seiner Rennmaschine. Die Motivation war hoch, zumal es der Abschluss eines wechselvollen Jahres werden sollte. Bereits Anfang des Jahres verbrachte er viele Stunden im Windkanal und verbesserte seine Aerodynamik. Das sollte sich auch in Chattanooga auszahlen.
- Simon Huckestein erringt Deutschen Meistertitel
- Huckestein: „Mein bester Triathlon“
- „Ich musste zur Siegerehrung getragen werden“
Während des Rennens stieg das Adrenalin weiter an –zwischenzeitlich bei etwa 90 Kilometer immerhin Platz zwei, das pusht weiter. Simon Huckestein war auf dem besten Weg zu einem klasse Ergebnis. Es kam ja „nur noch“ der Marathon, seine Lieblingsdisziplin. Doch der Weg zur Wechselzone verzögerte sich: Panne. Der hintere Reifen war platt. „Der Versuch, den Reifen mit CO2-Pumpe zu flicken, ging daneben“. Und damit ist der Katalog von Pleiten, Pech und Pannen vollständig.
„Ich hatte natürlich eine entsprechende Druckluft-Kartusche dabei, aber das Loch im Schlauch war zu groß“ erklärt der Triathlon-Profi. Sechs, sieben Minuten dauerte es, bis ein offizieller Servicemann auf dem Motorrad kam, „aber der hatte kein Ersatzrad dabei“. Letztlich war aber Aufgeben keine Option für Simon Huckestein. „Ich wollte schließlich wenigstens meine Form beim Marathon nach den 180 Kilometer auf dem Rad testen. Was macht dein Körper?“ Und die Form war gut. Mit 2:38:08 Stunden lief er den schnellsten Marathon innerhalb einer Langdistanz. Die 18 Minuten, die er durch die Zwangspause verlor, konnten natürlich nicht wettgemacht werden. Am Ende war‘s Platz 12. „Aber Platz vier oder fünf wären durchaus realistisch gewesen“, so seine Einschätzung.
Schreck an der Gepäckwaage
Und dann gab Simon Huckestein noch eine kleine Anekdote vor dem Rückflug zum Besten: „Beim Wiegen meines Fahrradkoffers wurde Übergewicht festgestellt. Klar, da waren ja auch meine vielen nassen Klamotten dabei, und die wiegen eben.“ Doch ein kurzes klärendes Gespräch mit einer freundlichen Angestellten führte zu keinen weiteren finanziellen Belastungen.
Es war der „krönende“ Abschluss einer Saison, die teilweise einer Achterbahn gleichkam. Standort Klagenfurt. Juni 2024. Es regnete. 56:48 Minuten braucht er für die 3,8 Kilometer im Wasser. Für ihn zufriedenstellend. Aber 4:45:30 Stunden auf dem Rad? Unterirdisch für ihn. Erklärung: „Ich habe 179 Kilometer nur mit einer Hand lenken können. Mit der anderen Hand musste ich das Trinksystem festhalten, abgebrochen.“
Nächster Wettkampfort Baskenland. „Da hatte ich einige Tage zuvor massive Magenprobleme, Durchfall. Nach 120 km auf dem Rad ging nichts mehr. Auch der Marathon war mehr ein Traben als ein Lauf.“ Aber – siehe oben – Aufgeben ist keine Option. Dann Norwegen, Ende August. „Ich wollte bei drei Profi-Rennen für die Weltrangliste Punkte sammeln.“ Doch der Auftakt der Trilogie in Südnorwegen war ein einziger Reinfall. Vor Ort abgesagt. Außer Spesen nix gewesen? „Doch, es waren schon enorme Unsummen, die ich in die Vorbereitung einschließlich Flug gesteckt habe.“
Es folgte Köln: Carglass 70.3 (Mitteldistanz) mit Platz vier, ein sehr zufriedener Simon Huckestein – vor allem mit dem Schwimmen im Rhein, das gleichzeitig als Vorbereitung für den Tennessee River gedacht war. Doch dann kam Helene…und dann das Loch im Hinterrad. Es war nicht unbedingt das, was sich der sympathische Athlet aus Olpe für 2024 vorgenommen hatte. Aber manchmal kommt es doch anders, als man denkt.
Es gibt einige Stellschrauben. Schwimmen, natürlich. Rad: Weitere Verbesserung der Aerodynamik. Auch ohne Windkanal. „Das kostet ja rund zweitausend Euro.“ Und so dicke hat es ein Triathlon-Profi nun auch nicht. „Ich arbeite noch 19 Stunden pro Woche bei der Hessischen Landesbank in Frankfurt“, sagt er, „ich muss ja auch an die Zeit danach denken.“ Aber noch befindet er sich im Hier und Jetzt: „Let’s continue this road und do great things in 2025“: Sein erster Ironman unter acht Stunden?