Finnentrop/Bamenohl. Einst trennen die SG Finnentrop/Bamenohl und SG Wattenscheid 09 sechs Ligen. Jetzt sind sie Gegner - in der Oberliga. Ein Blick in die Historie.

Fragt man die Anhänger der SG Finnentrop/Bamenohl, auf welchen Gegner sie sich am meisten freuen in der Fußball-Oberliga, dann dürfte der Name „Wattenscheid 09“ am häufigsten fallen. Der Name hat Klang. Er ist das Synonym für große Fußballgeschichte. Und für Emporkömmlinge ist er ein Indiz dafür, dass sie es weit gebracht und in ihrer Region eine Spitzenstellung erreicht haben.

Eben wie die Mannschaft von Ralf Behle. Und am Sonntag um 15 Uhr schlägt für sie die Stunde: Dann gastieren die Wattenscheider zum ersten Mal in der H&R-Arena. Die beiden Kontrahenten haben extreme Entwicklungen hinter sich. Der eine aufwärts, der andere abwärts. Dass sich die beiden SG jemals auf Augenhöhe, sprich in einer gemeinsamen Liga, begegnen würden, war in den 90er Jahren unvorstellbar. Ehe das passieren würde, würde die Lenne von Finnentrop nach Bamenohl fießen. Also rückwärts.

Vier Jahre Bundesligaerfahrung

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Fünf Ligen trennten die Vereine damals. Von der Infrastruktur ganz zu schweigen. Vor ihrem Aufstieg in die Bundesliga war die SG Wattenscheid schon 16 Jahre lang ein etabliertes Mitglied der 2. Liga, und immer mal wieder ein Kandidat für ganz oben. Warum die Vorfreude auf Wattenscheid größer ist als auf andere Gegner? Es ist die Geschichte dieses Vereins.

Keiner der 21 aktuellen Oberligisten hat vier Bundesligajahre vorzuweisen. Hat acht Mal gegen Bayern München oder Borussia Dortmund um Punkte gespielt. Westfalia Herne hat ein paar Zweitliga-Saisons in seiner Chronik, der FC Gütersloh auch. Die Sportfreunde Siegen hielten sich eine Spielzeit in der 2. Liga. Doch die Prominenz der SG Wattenscheid 09 resultiert aus den Jahren 1990 bis 1994.

Fünf Klassen Differenz

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Da hatte die Elf von Trainer Hannes Bongartz und Spielern wie Thorsten Fink, Suleyman Sané oder Marek Lesniak ihre große Zeit. Jetzt also Oberliga. Und die Tour ins Sauerland. An den Lennestrand. Weil die SG Finnentrop/Bamenohl von weit unten kommt, ist die Frage interessant, was eigentlich mit ihr los war in den Jahren 1990 bis 1994. Wie weit entfernt war sie seinerzeit vom morgigen Gegner? Antwort: Es waren, fußballerisch gesehen, Welten.

Was die beiden SGs gemeinsam haben: Ein triumphales Jahr 1990. Einen Aufstieg. Die eine feierte den Sprung in die Bundesliga, die andere den in die Bezirksliga. Fünf Klassen trennten die Gegner einst. Wäre die SG Wattenscheid ein Jahr später abgestiegen, wäre die Kluft auf sechs Ligen angewachsen, da 1994 die drittklassige Regionalliga zwischen die nunmehr viertklassige Oberliga und die 2. Bundesliga geschoben wurde. Detlef Klein war Vorsitzender, als die SG Finnentrop/Bamenohl 1990 in die Bezirksliga aufstieg. „Spielertrainer war damals Matthias Rademacher“, erinnerte er sich.

Mehr als 2000 Zuschauer beim Entscheidungsspiel

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Der war als aktueller Verbandsliga-Torschützenkönig vom SV Ottfingen gekommen. Es war der zweite Anlauf Richtung Bezirksliga. 1989 war die Elf noch knapp gescheitert. „Da mussten in der Kreisliga A die drei erstplatzierten und punktgleichen Mannschaften SV Fretter, FC Lennestadt und Finnentrop/Bamenohl noch in einer Dreierrunde den Meister ermitteln“, wusste Detlef Klein.

Finnentrop/Bamenohl setzt sich hier durch, verlor aber in Rhode nach Sieg und Niederlage gegen den Parallel-Meister SV Rothemühe das dritte Entscheidungsspiel vor mehr als 2000 Zuschauern. Die Euphorie war grenzenlos. Wie groß, zeigt eine Anekdote, die Detlef Klein zum Besten gab: „An dem Abend als wir in Rhode spielten, wurde bei Martin Saure in der Tankstelle in Bamenohl eingebrochen. Da wussten die Einbrecher, dass ganz Finnentrop und ganz Bamenohl in Rhode waren.“

Ex-Wattenscheider übernimmt

1990 klappte es dann. Und das per Direktaufstieg. Namen wie Reiner Krummenerl, Michael Rex, Edgar Plaßmann, Uwe Kleppel, Karl-Heinz Ax und Matthias „Knuppi“ Hasenau gehörten zu jener Mannschaft, die noch auf Asche spielte. Der Kunstrasen kam erst 2001.

1991 verließ Mathias Rademacher die SG Finnentrop/Bamenohl. Sein Nachfolger wurde Dieter Richard aus Cobbenrode. Der hatte Profierfahrung vorzuweisen, ehe er die Trainerlaufbahn einschlug. Und wo hat er die gesammelt? Bei einem Zweitligisten namens SG Wattenscheid 09.