Balve. . Ihr Aufstieg setzt sich unaufhaltsam fort. Und deshalb geht Titelverteidigerin Helen Langehanenberg auf Damon Hill als Favoritin in die Dressur der Deutschen Meisterschaften im Rahmen des Reitturniers Balve Optimum vom 6. bis 9. Juni. Ihre Klasse überstrahlt sogar ein anderes Thema.
Es ist nur ein Wort, welches Monica Theodorescu schmallippig werden lässt. Plötzlich verstummt die Bundestrainerin der deutschen Dressurreiter. Sie, die Augenblicke zuvor so leger am Geländer des Balkons oberhalb des Reitstadions in Balve lehnt, entspannt in die Sonne blinzelt und ausführlich zu allen Themen Rede und Antwort steht. Zu fast allen Themen. Denn dieses Wort schneidet eins an, das Theodorescu offensichtlich wenig Freude bereitet: Totilas.
Wie geht es Totilas?
Wie geht es dem einstigen Wunderhengst? Trainiert er mit seinem Reiter Matthias Alexander Rath? Wann startet das Duo wieder?
Obwohl Rath seine Teilnahme an der deutschen Meisterschaft im Rahmen des Balve Optimum (6. bis 9. Juni) bereits vor Tagen absagte, prasseln diese Fragen auf die Bundestrainerin ein. „Ich weiß es nicht“, sagt sie ehrlich und lässt durch ihren Tonfall den Interpretationsspielraum, dass das Verhältnis zwischen ihr, Rath und den Totilas-Besitzern belastet ist.
„Ich bin für die Kaderreiter zuständig. Er gehört nicht mehr dazu“, sagt sie. „Ich gehe davon aus, dass Totilas irgendwann in den Turniersport zurückkehren soll, und dann werden sie mich das auch wissen lassen.“ Punkt. Aus. „Und außerdem“, ergänzt Monica Theodorescu, „gibt es hier doch viel schönere Themen.“
Unglaubliche Erfolgsgeschichte von Helen Langehanenberg
Zum Beispiel die unglaubliche Erfolgsgeschichte von Helen Langehanenberg und ihrem von Züchter Heinz Sauer aus Bad Sassendorf gezogenen Hengst Damon Hill. An den Ort kehren die beiden in der kommenden Woche zurück, an dem ihr Stern am Dressur-Himmel aufging. Ein Stern, der nicht zuletzt auf Grund des Triumphes im Weltcup-Finale von Göteborg Ende April so hell leuchtet wie nie zuvor. „Sie sind die Top-Favoriten auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft“, sagt Theodorescu. Und die Titelverteidiger.
Denn vor einem Jahr entzauberten Langehanenberg und der von ihr liebevoll „Dami“ genannte 13-jährige westfälische Hengst im Schatten von Schloss Wocklum - wen? Rath und Totilas.
Seitdem setzte sich der Aufstieg der 31-Jährigen aus Havixbeck zum sympathischen Gesicht der deutschen Dressur unwiderstehlich fort. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London führte sie die deutsche Mannschaft zur Silbermedaille und verpasste Einzel-Bronze als Viertplatzierte nur hauchdünn. „Sie hat sich akribisch nach oben gearbeitet“, sagt Monica Theodorescu über die nur 1,65 Meter große Blondine. Und: „Pferd und Reiterin passen optimal zusammen. Sie kennen sich zudem in- und auswendig.“ Und das werden sie auch in Balve zeigen. Obwohl die Konkurrenz im Dressurviereck stark sein wird.
Meredith Michaels-Beerbaum startet bei Springreitern nicht
Im Gegensatz zu den Springreitern, bei denen neben den bereits bekannten Stars Ludger Beerbaum, Marco Kutscher und Philipp Weishaupt auch Meredith Michaels-Beerbaum den Titelkämpfen fern bleibt, fehlt in der Dressur von den Kaderreitern nur Kristina Sprehe, weil ihr Pferd Desperados noch geschont werden soll. Der Hengst hatte sich vor dem Weltcup-Finale in Göteborg verletzt.
DM beim Balve Optimum 2012
Dressurpferd Desperados wird für das CHIO in Aachen geschont
Mittlerweile sei Desperados wieder fit und im Training, sagt Theodorescu. „Er soll aber nicht zu früh einem Titelkampf mit den drei schweren Prüfungen Grand Prix, Grand Prix Special und Kür ausgesetzt werden.“ Beim CHIO in Aachen rechnet die Bundestrainerin wieder mit dem Paar. Doch vorerst liegt die Konzentration auf Balve, auf der deutschen Meisterschaft am Schloss. „Es wird ein interessantes Feld“, sagt Monica Theodorescu. Auch ohne Desperados und Totilas.
Die Entscheidungen der Deutschen Meisterschaften fallen in der Dressur am Samstag, 8. Juni, und Sonntag, 9. Juni, jeweils ab 10 Uhr. Die Titel im Springreiten werden beim Balve Optimum am Samstag (Damen, ab 14.30 Uhr) und Sonntag (Damen und Herren, ab 13.30 Uhr) vergeben.
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