Bösperde. Thomas Albracht trainiert seit einer Dekade die Fußballer der DJK Bösperde. Warum er immer noch keine Abnutzungserscheinungen feststellt.
Zehn Jahre bei einem Verein zu verbringen, spiegelt nicht nur eine unglaubliche Treue wider, sondern ist auch extrem ungewöhnlich. Im Profisport ohnehin, aber auch im Amateurbereich. Gerade als Trainer steht man dauerhaft in der Verantwortung und wird meistens als Erstes ersetzt, wenn es nicht mehr läuft.
Umso beeindruckender ist es, über ein Jahrzehnt an der Seitenlinie von ein und demselben Klub zu stehen. Diesen Meilenstein hat Thomas Albracht, Trainer der DJK SG Bösperde in der Fußball-Kreisliga A, nun erreicht. „Es hat für mich nie einen Grund gegeben, einen anderen Gedanken zu hegen oder etwas zu ändern“, sagt der Coach, der zusammen mit Barry Alcock das Trainerteam bei der DJK bildet.
Ans Aufhören denkt Albracht weiterhin nicht. Nach einem Jahrzehnt an der Seitenlinie in Bösperde sei das Team zu einer „zweiten Familie“ herangewachsen - und er verrät hinsichtlich einer möglichen Vertragsverlängerung: „Ich fühle mich hier komplett wohl. Wir haben schon erste Gespräche geführt und sind auf einem guten Weg. Offiziell ist aber noch nichts.“
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Der damalige DJK-Vorsitzende Jörg Krabbenhöft holte den Coach im Dezember 2015 nach Bösperde. Durch seinen Bruder, der genauso wie seine Eltern in Menden wohnt, und seine aktive Zeit als Spieler kannte Albracht Krabbenhöft und den Verein bereits. „Zwei oder drei Jahre vorher hatten sie schon einmal bei mir angefragt, aber zu dieser Zeit brauchte ich noch etwas Abstand vom Fußball“, sagt der Trainer.
Nach dem Jahreswechsel trainierte er zum ersten Mal die Mannschaft. Der Zeitpunkt - mitten in der Saison - und der Fakt, dass sich der Kader in einem Umbruch befand, sorgten für eine Ungewissheit bei Albracht. „Du weißt natürlich nie, wie gut das Ganze funktioniert, wie man selbst ankommt oder in welcher Form das Team zusammenbleibt. Das war schon schwierig zu Beginn.“
Der nächste Umbruch bereits ein halbes Jahr später
Ein Vorteil war, dass der Klassenerhalt bereits gesichert wurde. So konnte der Trainer in aller Ruhe seine Spieler und die Leute im Verein kennenlernen. Zudem half dies, um sich einen „Vorsprung“ für die darauffolgende Saison zu erarbeiten. Daraus wurde allerdings nichts.
Denn im Sommer 2016 gab es den nächsten Umbruch in der Mannschaft. „Bestimmt 60 Prozent des Teams haben da den Verein verlassen“, betont Albracht. Die Lösung des Problems lieferte die zu der Zeit sehr gut aufgestellte zweite Mannschaft der DJK Bösperde, gespickt mit vielen jungen Spielern.
In der Folge wurde ein Kader aufgebaut, den es auch jetzt größtenteils noch gibt. Bereits damals merkte der Trainer, dass er einen guten Draht zu den Spielern hat. „Ich habe sofort gesehen, dass die Jungs wollen und sie Spaß haben.“ Trotzdem gab es in den Jahren danach immer wieder sportliche Probleme.
Frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern, gestaltete sich als schwierig. Der Abstand auf die Abstiegsplätze war immer relativ klein und in einem Jahr mussten die Bösperder sogar die Abstiegsrunde spielen – eine Situation, die Albracht nie vergessen wird. „Das war Abstiegskampf pur, verlierst du, bist du weg.“
Abstiegsrunde für Thomas Albracht ein Höhepunkt, den er nicht vergessen wird
Der Druck war groß und gespielt wurde gegen den MSV Iserlohn und den ASSV Letmathe II. Am Ende hielt die DJK Bösperde die Klasse. „Obwohl es sportlich gesehen eine negative Situation war, ist es für mich rückblickend ein Höhepunkt, denn in diesen Partien sind wir noch enger zusammengerückt als Mannschaft.“
Eine emotionale Phase, die der Coach als Bestätigung ansah, dass sich die Mannschaft auf dem richtigen Weg befand und dies auch sportlich umsetzen konnte. Es sollte ein Wendepunkt für die DJK sein. Danach wurden die Leistungen immer stabiler und die Bösperder kämpften sich stetig nach oben.
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Die Saison 2021/2022 beendete der A-Ligist auf dem dritten Platz. „Das war für mich schon eine sehr tolle Spielzeit, die mir noch einmal einen besonderen Kick verlieh“, betont der Coach. Mittlerweile ist neben dem Trainer auch der Großteil der Mannschaft zehn Jahre älter.
Das war für Thomas Albracht, Trainer der DJK Bösperde, nie eine Option
Als Spielertrainer anzufangen, war für Albracht, obwohl er Fußballer durch und durch ist, nie eine Option. Mit 34 Jahren beendete er seine aktive Karriere und ihm war schnell bewusst, bei den Altherren werde er nicht spielen. „Ich finde, dass du als Coach an die Seitenlinie gehörst. Du hast von dort einfach einen viel besseren Überblick. Zudem hätte ich mich dann immer zwischen einem Spieler und mir entscheiden müssen, das wollte ich nicht.“
In der aktuellen Spielzeit steht die DJK auf dem neunten Platz mit 24 Punkten. Auch in der Zukunft ist es das Ziel von Alcock und Albracht, die Spieler besser zu machen, um sich langfristig im oberen Bereich der Kreisliga zu etablieren. Dabei legt der Cheftrainer stets einen großen Fokus auf die Attribute Ehrlichkeit und Selbstreflexion. In der ersten Begegnung nach der Winterpause trifft die DJK Bösperde auf den FC Iserlohn II.