Menden. Zwei Frauen etablierten sich an der Spitze des BSV Menden und der SG Menden Sauerland. Ärger gab es gerade mit wütenden Männern.
Meinungsstark, sportbegeistert und standfest: Mindestens diese drei Grundeigenschaften sind wohl Voraussetzung eines jeden Leiters eines Sportvereins. Oder auch einer Leiterin? Die Vorstände und Leitungen von Sportvereinen sind immer noch weitgehend Männerdomänen. Marlene Leipertz und Birgit Völker-Albrecht sind Vorzeige-Gegenbeispiele.
Beide standen jeweils über ein Jahrzehnt an der Spitze eines Sportvereins - nämlich beim BSV Menden und bei der SG Menden Sauerland Wölfe. Sie berichten, wie mit ihnen als Frau in Vorstandspositionen umgegangen wurde – und erzählen zwei völlig verschiedene Geschichten.
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Als Leipertz 1998 Jugendleiterin wurde, waren lange nicht alle davon begeistert – und das, obwohl sich der Jugendvorstand kurz vorher komplett auflöste und Leipertz quasi die einzige Rettung war. Sie spricht von „grauen Eminenzen“, die zwar nie ein Vorstandsamt bekleidet hätten, aber immer viel beizutragen hatten. Eben auch dazu, dass Leipertz als Frau, die nicht gebürtig aus Menden kommt, ein solch hohes Amt einnimmt.
„Auch sie haben gesehen, dass in der Jugendabteilung alles den Bach hinunterging, aber so eine Kombination wollten sie dann auch nicht“, sagt sie. Mit den Trainern allerdings habe sie immer ein gutes Verhältnis gehabt: „Da habe ich nie ein Vorbehalten gefühlt. Das war anders mit den Eltern.“
Marlene Leipertz erlebte eine schwierige Zeit als Jugendleiterin des BSV Menden
Besonders zu spüren bekam sie, dass sie eine Frau ist, als sie die Jugendabteilung umstrukturierte. Heute ist die Einteilung in U-Mannschaften selbstverständlich. Früher ging es nach Leistung. Sie wollte die Jugend altersgerechter gestalten. „Das gab einen Aufschrei“, erzählt Leipertz. Ein Vater, der mit dieser Umstellung nicht einverstanden war, habe zu ihr gesagt: „Wissen sie, ich bin Fußballer und ich glaube nicht, dass sie als Frau jemals vor einen Ball getreten haben.“
Das sei eine schwierige Zeit für sie gewesen. „Da kam immer wieder unterschwellig raus, dass ich keine Ahnung hätte, weil ich eine Frau bin. Das war sehr verletzend“, sagt sie. Zehn Jahre später habe sich jedoch einer der „grauen Eminenzen“ bei ihr entschuldigt: „Es tut mir leid, dass ich damals so heftig reagiert habe. Du hast so viel für den BSV getan, das hätte mancher Mann nicht gemacht.“ Dies habe Leipertz sehr gefreut.
Auch Völker-Albrecht ist regelrecht unabsichtlich in das Amt der ersten Vorsitzenden gerutscht. Damals noch bei der HSG Menden-Lendringsen, später dann bei der SG Menden Sauerland Wölfe. Da gleich mehrere Vorstandsposten neu besetzt werden mussten, aber die nötigen Kandidaten fehlten, erklärte sie sich dazu bereit, das Amt der zweiten Vorsitzenden zu übernehmen. Und das, obwohl sie schon alle Hände voll zu tun hatte. Zu dem Zeitpunkt trainierte sie die weibliche A- und C-Jugend und war dazu noch in drei überkreislichen Teams und als Co-Trainerin der Männer-Oberligamannschaft aktiv.
„Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass der erste Vorsitzende keine drei Wochen später sein Amt niedergelegt hat. So stand ich von null auf hundert an der Spitze des Vereins“, berichtet die ehemalige Wölfe-Vorsitzende. Und als wäre das noch nicht genug: „Ich brachte zwar das sportliche Know-how mit, kannte aber weder die finanzielle Situation des Vereins noch die Aufgaben, die die Verbände einfordern, die Angelegenheiten, die mit der Stadt oder dem Kreis zu klären sind.“
„Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass der erste Vorsitzende keine drei Wochen später sein Amt niedergelegt hat. So stand ich von null auf hundert an der Spitze des Vereins.“
Anders als bei Leipertz war sie „vom ersten Tag an absolut akzeptiert.“ Zwar sei es damals nicht allzu häufig vorgekommen, dass Frauen Vorstandsposten bekleiden, als unüblich würde sie es jedoch auch nicht beschreiben. Auch als Völker-Albrecht ein neues sportliches Zukunftskonzept für die Wölfe vorschlug, entgegneten dem nicht alle durchweg positiv.
Sie fasst zusammen: „Wie in jedem Vorstand wurde diskutiert und gelegentlich auch gestritten. Insgesamt kann ich mich nicht beklagen – es war immer ein konstruktives Miteinander.“ Zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sowohl Leipertz als auch Völker-Albrecht haben ihre Vereine ein gutes Stück vorangebracht - wenn auch mit unterschiedlichen Anfangsvoraussetzungen.