Balve. Die Balver Volleyball-Nationalspielerin Kimberly Drewniok wechselt in die amerikanische Profiliga nach Omaha. Warum sie sich für den Schritt entschied?

Sie hat bereits in der deutschen Nationalmannschaft, in Italien, Frankreich und in der Türkei gespielt. Für ihren nächsten Karrieresprung hüpft sie einmal über den großen Teich. Im Januar 2025 steht die Balver Volleyballspielerin Kimberly Drewniok zum ersten Mal in den USA auf dem Volleyballfeld. Doch bevor ihr Weg sie in die USA führte, musste sie die größte Entscheidung ihrer Karriere treffen, sagt Drewniok. Ein Jahresrückblick.

Im August vergangenen Jahres startete Drewniok ihre zweite Saison bei dem türkischen Verein Sarıyer Belediyesi. Trotz ihres Rücktritts aus der Nationalmannschaft im Mai 2023 unterstützte die Balverin diese ein paar Monate später bei der Olympia-Qualifikation.

Dadurch verpasste Drewniok die Vorbereitung bei ihrem Verein in Istanbul. Ihr Körper litt unter dieser Entscheidung. Als dann noch finanzielle Probleme bei ihrem Verein auftraten, musste die Volleyballspielerin eine Wahl treffen: „Das war die erste riesige Entscheidung in meiner Karriere. Und ich hatte mich dazu entschieden, den Verein während der Saison zu verlassen.“

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Es war Januar 2024, mitten in der Saison. Wohin jetzt war also die Frage. Drewniok wechselte nach Belgrad, Serbien. Einige, erzählt sie, sahen ihre Entscheidung als falsch an, da die Liga zu unbekannt sei. Doch die Balverin war sich sicher: „Das Wichtigste ist, dass mein Körper gesund ist.“

In Belgrad arbeitete sie mit dem Co-Trainer und dem Krafttrainer der serbischen Nationalmannschaft an ihrer Technik und Kraft. Ihre Rechnung ging auf. „Als ich im Sommer wieder zur Nationalmannschaft zurückkam, meinten viele, dass sie mich noch nie so fit gesehen haben“, sagt sie strahlend.

Einen besonderen Wert legt Drewniok darauf, auf den eigenen Körper und das Wohlbefinden zu hören. Um dieses Mindset weiterzugeben, hat sie ein Konzept erarbeitet. Einen Tag lang möchte die Balverin Interessierte mit in ihre Welt nehmen. Der Tag startet mit Atemtechniken, um achtsam einen Anker für den Tag zu schaffen.

Kimberly Drewniok zeigt sich im Trikot ihrer neuen Mannschaft Omaha LOVB. Im Januar 2025 startet sie in der ersten professionellen US-amerikanischen Volleyballliga in Omaha.
Kimberly Drewniok zeigt sich im Trikot ihrer neuen Mannschaft Omaha LOVB. Im Januar 2025 startet sie in der ersten professionellen US-amerikanischen Volleyballliga in Omaha. © Sonja Duval | Sonja Duval

„Es ist sehr wichtig, dass ich, egal wo ich auf der Welt bin, in Balance starten kann, da der Volleyball-Alltag unfassbar stressig ist“, erklärt sie. Beim Vorstellen ihrer Morgenroutine möchte sie ein Bewusstsein für Balance in der Ernährung schaffen. Danach gehe es mit ihrem Partner und ehemaligen US-Nationalspieler zum Techniktraining aufs Spielfeld.

Die Vision: ein mehrtägiges Camp für Volleyballspielerinnen und -spieler zwischen 14 und 18 Jahren. „Mein großer Traum ist es, eine Gemeinschaft zu gründen, in der die jüngeren Spielerinnen von älteren Spielerinnen und Experten profitieren können, sodass wir alle Zugang zu Wissen bekommen“, erzählt Drewniok.

Den Sommer verbrachte Kimberly Drewniok mit der Volleyball-Stiftung „Let‘s Keep The Ball Flying“

Denn: „Ich bin die Erste in meiner Familie, die professionell Volleyball spielt und ich habe alles durch learning by doing gelernt. Ob im Volleyball oder im Alltag, wir haben alle Herausforderungen in unserem Leben. Ich möchte für junge Spielerinnen da sein und sie in ihrem mentalen Werdegang während ihrer Karriere begleiten. Das ist gerade in Deutschland noch nicht üblich.“

Den Sommer verbrachte Drewniok mit der Volleyball-Stiftung „Let’s Keep The Ball Flying“ und dem Projekt „Gear Up Rise Up“ auf den Philippinen. Dort brachte sie Kindern das Volleyballspielen bei. „Es geht mir darum, die Gemeinschaft zu fühlen. Sport ist ein tolles Mittel, um Kulturen und Menschen aus der ganzen Welt zu vereinen. Dabei ist egal, ob man dieselbe Sprache spricht oder nicht“, sagt sie.

Zusammen mit ihrem Vater entwickelte Kimberly Drewniok eine eigene Volleyball-Warm-Up-Tanz Choreogafie

Das Ziel des Projekts „Gear Up Rise Up“ sei es, Volleyball auch in nicht privilegierten Gegenden ganz, ohne Kosten zugänglich zu machen. Dafür hat Drewniok gemeinsam mit ihrem Vater, der Tänzer ist, einen Volleyball-Warm-Up-Tanz choreografiert. Dieser werde auch im Online-Toolkit enthalten sein.

Seit dem 11. November befindet sich Drewniok in der Vorbereitung bei ihrem neuen Verein in Omaha, USA. Mit der League One Volleyball Pro (LOVB) startet im Januar die erste professionelle US-amerikanische Volleyballliga. „Diese Liga möchte Frauen bei ihren Projekten und Visionen unterstützen. Hier stehen nicht nur Trikotnummern auf dem Feld, sondern echte Menschen“, erklärt sie.

Oft sei es so, dass die Sportlerinnen und Sportler hinter ihren Trikotnummern verschwinden und der Wert lediglich von der Performance auf dem Feld abhänge. Bei der LOVB-Omaha könne sie ihrer Leidenschaft zum Sport nachgehen und gleichzeitig Teil von wohltätigen Projekten sein.

Kimberly Drewniok klatscht strahlend in die Hände. Auf den Philippinen bringt sie Kindern das Volleyballspielen bei.
Kimberly Drewniok klatscht strahlend in die Hände. Auf den Philippinen bringt sie Kindern das Volleyballspielen bei. © Milad Payami | Milad Payami

Jetzt geht es für Drewniok erst einmal darum, in der neuen Heimat anzukommen, bevor im Januar die Saison beginnt. „Es war immer etwas Besonderes, wenn ich gegen die amerikanische Nationalmannschaft gespielt habe. Sie haben so eine starke Präsenz auf dem Spielfeld. Gegen die Amerikanerinnen zu spielen, ist ein absolutes Erlebnis. Jetzt mit ihnen zu spielen, umso mehr“, freut sie sich.

Drewniok kann es kaum abwarten, endlich in Omaha auf dem Volleyballfeld zu stehen, denn: „Sie haben so eine unglaubliche Fankultur und zu wissen, dass das meine Crew ist, da bekomme ich sofort Gänsehaut.“ Im vergangenen Jahr haben 92.000 Zuschauer das College-Volleyballspiel zwischen Omaha und den Huskers im Memorial Stadium an der Universität von Nebraska geschaut und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt.