Menden. Badegäste kennen „den Georg“ nur kraulend und meist mit dem Kopf unter Wasser. Der Mendener sagt: „Ohne Sport kann ich nicht leben.“

Georg Schneider sagt selbst von sich: „Ohne Sport kann ich nicht leben“. Im Leben des 68-jährigen Mendeners gibt es zwei große Lieben: seine Ehefrau und seinen Sport.

Im Sommer findet man Georg Schneider jeden Morgen zur selben Zeit in der Leitmecke in Menden. Er schwimmt dann sage und schreibe vier Kilometer. Knapp eineinhalb Stunden braucht der durchtrainierte Rentner dafür. Die anderen Gäste kennen den „Georg“ nur kraulend und meist mit dem Kopf unter Wasser. Schwarze Schwimmbrille und schwarze Badehaube: Das ist sein Markenzeichen.

„Das ist für mich die schönste Zeit im Jahr, wenn ich morgens hier draußen im Freibad Sport machen kann, ist das für mich eine Form von Reha.“

Georg Schneider
schwimmt täglich vier Kilometer

Wenn er seine Bahnen zieht, ist er in seiner eigenen Welt und blendet alles um sich herum aus. Die Ohrstöpsel, die er beim Schwimmen trägt, lassen kaum andere Geräusche durch. „Das ist für mich die schönste Zeit im Jahr, wenn ich morgens hier draußen im Freibad Sport machen kann, ist das für mich eine Form von Reha“, berichtet Schneider begeistert. Seine Fitness sieht jeder, Schneider hat einen durchtrainierten Körper und sein Schwimmstil würde darauf schließen lassen, dass er sein Leben lang Schwimmsport betreibt, doch so war es nicht.

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An Zeiten ohne Sport kann sich Georg Schneider (68) nicht erinnern

Georg Schneider wurde in Polen in Groß Strehlitz geboren, er kam als junger Mann nach Menden und baute sich ein Leben zusammen mit seiner Ehefrau Grazyna auf. Gemeinsam bekam das Ehepaar zwei Mädchen. „Die sind längst erwachsen und haben uns zu zweifachen Großeltern gemacht“, berichtet Schneider stolz. An Zeiten ohne Sport kann sich der inzwischen 68-Jährige nicht erinnern. Schon immer fand er Lust am Laufen und Radfahren. „Außer als unsere Kinder klein waren und mir die Familie mehr Zeit abverlangte, habe ich mein ganzes Leben lang täglich Sport getrieben“. Beruflich arbeitete er 35 Jahre als Kunststoffformgeber bei OBO Bettermann, doch auch neben der Arbeit fand er immer Zeit, sich körperlich zu aktivieren. „Ich bin leidenschaftlich gerne gelaufen, im Jahr kam ich auf 3500 bis 4000 Laufkilometer“.

„Ich bin leidenschaftlich gerne gelaufen, im Jahr kam ich auf 3500 bis 4000 Laufkilometer.“

Georg Schneider,
war viele Jahre aktiv im MCM

Schneider war viele Jahre aktiv im MCM und erfolgreicher Wettkämpfer in seiner Altersklasse. Einmal gelang es ihm, NRW-Vizemeister der Ü 50 zu werden. Viele Jahre gehörte das Marathonlaufen zu seinem Leben, nebenbei fuhr er auch noch Fahrrad. „Ohne Antrieb natürlich und bis zu 3500 Kilometer jährlich“. Für Schneider war das alles längst normal und selbstverständlich geworden. Bis ihm eine Erkrankung vorerst ein absolutes Trainingsverbot erteilte. Die Gesundheit zwang ihn zu einer Pause und zur Neuausrichtung seiner sportlichen Aktivitäten. „Bei mir wurden Herzrhythmusstörungen festgestellt und ich musste ins Krankenhaus.“

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Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sind Marathonläufe tabu

Nach seiner Entlassung stand fest, Sport darf Schneider zwar weiterhin treiben, aber Marathonläufe sind ab jetzt tabu. „Ich bin sehr ehrgeizig beim Sport und wenn ich einen Startschuss höre, dann renne ich los. Deshalb war es die richtige Entscheidung den Vereinssport an den Nagel zu hängen.“ Die Gefahr, dass sich Schneider dabei übernommen hätte, war angesichts seiner Erkrankung zu groß. Doch auf Sport zu verzichten, ist für den Athleten unvorstellbar. Er begann, regelmäßig schwimmen zu gehen, um sich wieder fit zu machen. „Ich habe mit Brustschwimmen begonnen, aber dabei immer auf die guten Schwimmer geschielt, die es richtig konnten“, sagt er. Bei den Sportlern und Sportlerinnen der Mendener Schwimmvereine hat er sich einiges abgeguckt, während er daneben für sich alleine schwamm. „Ich habe genau hingeschaut, wie die das machen und dann geübt.“

„Ich bin gesund und habe seit Jahren keine Erkältung mehr gehabt.“

Georg Schneider,
schwimmt von Mai bis September in der Leitmecke

Wenn man Georg Schneider heute im Becken sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass er sich das Kraulen autodidaktisch beigebracht hat. Von Mai bis September nutzt er jeden Morgen in der Leitmecke die Möglichkeit, dort seine Bahnen zu ziehen, egal bei welchem Wetter. „Ich bin gesund und habe seit Jahren keine Erkältung mehr gehabt.“ Auch mit seinen Körpermaßen fühlt er sich wohl. 78 Kilo, davon sehr viel Muskulatur bei einer Größe von 1,82 Meter sind für viele Menschen Traummaße. „Aber ein klein wenig Fett ist auch wichtig und sieht gut aus“, zwinkert der drahtige Sportler und kneift sich dabei in eine winzige Bauchfalte.

Im Urlaub läuft Georg Schneider morgens am Strand

Einmal im Jahr fliegt Schneider zusammen mit seiner Frau in den Urlaub, zu den gemeinsamen Lieblingszielen zählen die Türkei und Spanien. Zwei Wochen lang verbringt das Ehepaar dort eine erholsame Zeit im Hotel. Doch auch während der Ferien lässt Georg Schneider nicht von seinem Sport ab. „Jeden Morgen früh um sechs bin ich unterwegs am Strand und laufe etwas, allerdings nicht so lange und so weit.“ Spätestens, wenn es zum gemeinsamen Frühstück geht, ist er von seiner Sporteinheit zurück bei seiner Frau. „Ich bin meiner Frau übrigens sehr dankbar, dass sie mir immer die Zeit für meinen Sport gelassen und sich nur selten beschwert hat.“ Jetzt, wo sich Schneider im Ruhestand befindet, kann er alles etwas langsamer angehen lassen. „Ich habe sehr gerne gearbeitet und hatte ein tolles Team bei OBO, doch die Rente schenkt mir einfach mehr Zeit und ein Teil davon gehört meiner täglichen Sporteinheit.“

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„Sie haben die Liebe zum Sport von ihrem Opa geerbt und sind beide Mitglieder im MCM.“

Georg Schneider
über seine beiden Enkelkinder

Den anderen Teil widmet der Mann gerne seiner Familie. Zeit Die Enkelkinder Selina (5) und Milan (8) sind sein ganzer Stolz und scheinen in Opas Fußstapfen zu treten. „Sie haben die Liebe zum Sport von ihrem Opa geerbt und sind beide Mitglieder im MCM“, erst kürzlich beim Citylauf ist Georg Schneider gemeinsam mit Enkeltochter Selina ins Ziel gelaufen. „Mit den Kindern auch nachmittags schwimmen zu gehen, hier in unser schönes Freibad ist für mich selbstverständlich“. Dann aber sieht man den Mann, der jeden Morgen vier Kilometer schwimmt, ohne Schwimmbrille, Badekappe und Ohrstöpsel, einfach beim Toben und Spielen mit der Familie.