Menden. Deutschland als Gastgeber: Am Mittwoch, 10. Januar, startet die Handball-Europameisterschaft der Männer mit dem Eröffnungsspiel gegen die Schweiz in Düsseldorf.
In sechs Städten findet die Handball-EM statt, schon die erste Begegnung Deutschland gegen die Schweiz bringt einen neuen Zuschauerrekord: Mehr als 50.000 Fans kommen.
Fünf Fachleute aus der handballverrückten Stadt Menden geben Einblick in ihre Sicht der Dinge und in ihre Erwartungen.
Mit dem nominierten Kader zufrieden
Frank Schlücking (Vorsitzender SG Menden Sauerland Wölfe) sieht in der Zusammenstellung des Kaders einen Neuanfang mit jungen Leuten und ist zufrieden: „Wir haben einen hervorragenden Trainerstab, da sollten wir Vertrauen haben.“
Auch Hendrik Springer (Co-Trainer DJK Bösperde) findet den Mix aus Jung und Alt erfrischend, es werde zukunftsorientiert gedacht: „Für die jungen Leute wird es unter härtesten Bedingungen eine Lernphase. Trotzdem wird ihr Elan unser Spiel beleben.“
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Die Wünsche nicht ganz erfüllt
Der Trainer des TV Halingen, Kai Harbach, sieht seine Wünsche nicht ganz erfüllt: Statt Patrick Groetzki Timo Kastening oder Lukas Blome, ebenso steht für ihn Marcel Schiller („Kann Siebenmeter“) vor Rune Dahmke. Dazu drei Torhüter: „ Denn Silvio Heinevetter reißt mit seiner positiven Energie alle mit.“
Andy Palm (Trainer SG Menden Sauerland Wölfe Herren): „Nein, keiner fehlt. Der Bundestrainer ist am nächsten dran, beurteilt am besten. Er hat bewiesen, dass er ein Händchen hat. Nicht nur das sportliche, auch Chemie und Charakter müssen stimmen. Er will seine Spielphilosophie umsetzen, dafür benötigt er passende Spieler.“
Max Klein (Spieler SG Menden Sauerland Wölfe): „Damit war zu rechnen, eine gute Mischung von Jung und Alt.“ Er hätte gern Paul Drux erlebt, aber es sei leider nicht absehbar, ob der nach seiner Verletzung der Belastung gewachsen sei. Er hoffe, dass sich die Jungen schnell etablieren.
Die Vorrunde dürfte keine Probleme bereiten
Die Gruppenphase sieht Frank Schlücking als machbar an: „Die Hauptrunde dürfte ohne Probleme erreicht werden, auch wenn Frankreich ein dicker Brocken ist. Dann wird es schwer. Alles muss passen, Torhüter und Deckung herausragend agieren, keine Verletzungen. Platz drei wäre ein Traum. Wahrscheinlich Wunschdenken, vielleicht sollten wir das Turnier realistischer sehen.“
„Platz drei wäre ein Traum. Wahrscheinlich Wunschdenken, vielleicht sollten wir das Turnier realistischer sehen.“
Hendrik Springer hofft, dass die Reifeprüfung gegen die Franzosen bestanden wird: „Dann ist vieles möglich, für mich sind die Plätze sechs oder sieben das Maß.“ Entwickelt sich der berühmte Teamspirit, glaubt er an die Jungs. Entscheidend: „Wie der Einstieg gelingt, wenn sich eine Fanbase entwickelt, die Leute dahinterstehen, die Defensive gutsteht, das Umschaltspiel zum Tragen kommt, dann…“
Wir als Handballnation sollten immer ins Halbfinale kommen
„Vorrunde ist Pflicht, mit dem Heimvorteil die Hauptrunde schaffen, das Halbfinale erreichen“, meint Kai Harbach. Macht „Druck“: „Wir als Handballnation müssen im eigenen Land unter die letzten Vier kommen. Bei weniger wäre ich schon enttäuscht.“
Andy Palm: „Wir sollten mit dem ersten Spiel zeigen, was uns Handballer auszeichnet: Ehrgeiz, Wille, Leidenschaft. Wenn der Funke überspringt, die Truppe die Zuschauer hinter sich bekommt, geht der Weg weit. Die U21 hat es vorgemacht. Aber andere Nationen wollen auch vorne landen, einige sind vielleicht ein Ticken weiter.“
Max Klein: „Es ist eine Heim-EM, da wünsche ich mir das Halbfinale. Jedoch ist eine EM schwieriger als eine WM, die Leistungsdichte enorm.“
Dänemark wird ganz hoch gehandelt
Bei vier Experten (Schlücking, Palm, Harbach, Klein) steht Dänemark als Mitfavorit auf dem Zettel. Hendrik Springer nennt dazu Schweden und Norwegen, die Kroaten wegen ihrer Wucht und Erfahrung, ebenso schätzt er die Dynamik der Franzosen.
Andy Palm gibt sechs bis acht Teams Chancen: „Die erfahrenen Spanier, Frankreich, Schweden, Norwegen werden bei der Titelvergabe mitreden.“
„Für die Franzosen ist es die Generalprobe für die olympischen Spiele im eigenen Land“
Max Klein ist gespannt auf Olympiasieger Frankreich: „Für die mit ihren starken Einzelspielern ist es zudem eine Generalprobe für die Spiele im eigenen Land.“
Wer für Frank Schlücking ins Rampenlicht aus deutscher Sicht rücken könnte, wären die Torhüter und die jüngeren Leute: „Ich greife keinen Einzelnen heraus, der junge Rückraum wird alle begeistern. Hoffe ich.“
Hendrik Springer hofft auf die „Maschine“
Hendrik Springer sieht die „Maschine“ im Fokus: „Johannes Golla hat bewiesen, wie wertvoll er in Defensive, am Kreis und als Kapitän für das Team ist.“
„Juri Knorr wird kein Überflieger, war er bei der WM, jetzt kennen ihn alle“, ist Kai Harbach skeptisch. Im Tor könnte der Superstar stehen, Andreas Wolff und David Späth traut er eine überragende EM zu.
Max Klein sieht das anders: „Juri Knorr hat in der Bundesliga hervorragend performt, jetzt kann er beweisen, was er draufhat, ein Weltklassespieler werden.“ Dazu glaubt er mit Justus Fischer und David Späth an die Jungen: „Ich bin sicher, sie werden sich beweisen.“ Was ihm imponiert: „Es sind welche dabei, da haben wir uns mit den Wölfen vor zwei Jahren duelliert, als Hannover II bei uns antrat. Jetzt dieser Schritt, spektakulär.“
Bei Andy Palm steht die Abwehr mit Torhüter Andreas Wolff im Mittelpunkt: „Wenn der in Form kommt und mit Glanztaten Spuren beim Gegner hinterlässt, wird er das Highlight im deutschen Spiel.“
Erst mit dem Start kommt das berühmte Fieber
Olaf Pokroppa (Vorsitzender TV Halingen) sieht die EM entspannt: „Ich habe mich noch nicht richtig damit beschäftigt, das Fieber kommt beim Start.“ Auf den ersten Blick stimmt er dem Kader zu, erwartet Deutschland unter den besten Sechs, sieht Dänemark und Frankreich vorne: „Vielleicht gibt es Himmelsstürmer, wäre schön, wenn es unsere Truppe wäre. Mit Heimvorteil und den Zuschauern hinter sich gibt es sicherlich einen Push.“