Oesbern. Justine Schulz ist Fußballerin beim SV Oesbern und von Beruf Staatsanwältin. So bekommt sie ihre beiden Leidenschaften unter einen Hut.
Von 1965 bis 1976 stand beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt ein promovierter Zahnarzt im Tor. Dr. Peter Kunter absolvierte 234 Bundesligaspiele und wurde mit den Hessen 1974 sogar DFB-Pokalsieger. Eine Geschichte so ungewöhnlich sie ist, die aber vermutlich nur noch den allergrößten Eintracht-Fans bekannt sein dürfte.
Aber auch im heimischen Bereich gibt es nicht alltägliche Berufe bei Fußballerinnen und Fußballer. So haben die Fußballfrauen des SV Oesbern eine Juristin in ihren Reihen. Seit Mai arbeitet Justine Schulz nach ihren Studium als Staatsanwältin in Münster.
Großer Respekt bei Kolleginnen
Für Justine Schulz endete mit dem Beginn ihrer Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft Münster erst einmal eine Etappe in ihrer Lebensplanung. „Ich habe mich eigentlich immer für Jura interessiert. Und da war es eben nichts Außergewöhnliches, dass ich nach dem Abitur Jura studiert habe“, sagt die 28-jährige. Ein Weg den sie nicht bereut hat. Das Studium verlief dann mit großen Erfolg, denn der Weg durch die Instanzen ist gewiss nicht einfach. Das brachte ihr auch den Respekt ihrer Mitspielerinnen beim SV Oesbern ein. „Da wird schon mal nachgefragt“, erzählt Justine Schulz. Das ihr Beruf nichts mit irgendwelchen Juristen aus dem Fernsehen zu tun hat macht sie deutlich. „Es geht nicht darum das das Recht zur Anwendung kommt“, so Schulz.
Für SVÖ-Trainer Robby Hanbücken hat die Juristin eine ganz besondere Bedeutung. „Sie ist einfach unheimlich wichtig für die Mannschaft, nicht nur sportlich. Sie ist auch ein wenig das Gewissen der Mannschaft“, sieht der Oesberner Trainer eine besondere Bedeutung in Sachen Zusammenhalt des Mannschaftsgefüges. Für Justine Schulz sind die Landesliga-Frauen des SV Oesbern schon ein sehr wichtiger Bezugspunkt in ihren Leben. Obwohl es für sie mit dem Fußball eigentlich bei der DJK Bösperde los ging. „ Mein Bruder hat mich mit zum Training genommen. Als es dann in Bösperde keine Damenmannschaft mehr gab, bin ich nach Oesbern gegangen“, schildert Justine Schulz ihren sportlichen Weg.
Zurückhaltender Blick nach vorn
Der berufliche Weg brachte nach dem bestandenen Staatsexamen und den anstehenden Praktika die Entscheidung für den Beruf als Staatsanwältin. Es hätte ja auch noch die Möglichkeit gegeben, dass sich Justine Schulz für das Richteramt oder für eine Tätigkeit als Rechtsanwalt entschieden hätte. So bleibt Menden weiterhin ihr Lebensmittelpunkt. In der Familie ist man natürlich sehr stolz auf ihre „Staatsanwältin“. Ob es sie irgendwann mal nach Münster ziehen wird, bleibt für Justine Schulz völlig offen. Denn das Pendeln zwischen dem Wohnort in Bösperde, der Staatsanwaltschaft Münster und dem Fußball am Lendringser Habicht erscheint doch schon sehr zeitintensiv.
Beim Blick auf die neue Saison bleibt Justine Schulz ebenso wie der Trainer zurückhaltend. Verständlich wenn man bedenkt, dass der Auftakt schon zweimal verschoben werden musste. „Klar haben wir schon innerhalb der Mannschaft über die Saison gesprochen. Doch das soll ruhig unter uns bleiben“, erklärt Justine Schulz, die keinen Grund sieht, vom eingeschlagenen Kurs abzuweichen. Zumal ja das Corona-Virus dafür sorgt, dass sich praktisch täglich etwas im heimischen Sport verändern kann.