Menden. Nach 76 Minuten wird das Spiel zwischen Italia Menden und dem VfL Platte Heide II abgebrochen. Warum? Das weiß keiner genau.
Zum zweiten Mal in dieser Saison ist ein Fußballspiel im Kreis Iserlohn vor Ablauf der 90 Minuten beendet worden. In der Kreisliga B Ost standen sich am Wochenende Italia Menden und der VfL Platte Heide II gegenüber. Nach 76 Minuten war Schluss. Was die Mannschaften nicht verstehen können.
Nein, einen Ahlenfelder hat Schiedsrichter Oliver Boursing nicht gebaut. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter erlangte 1975 Berühmtheit, als er beim Spiel zwischen dem SV Werder Bremen und Hannover 96 nach 32 Minuten zur Halbzeit bat. Der Unparteiische hingegen, beendete das Spiel auf dem Nebenplatz des Huckenohlstadions bewusst früher. „Ich habe keine Ahnung, warum er das Spiel abgebrochen hat“, zuckte Italia-Urgestein Guiseppe Centurrino mit den Schultern. „Es war ein faires Spiel ohne große Emotionen von beiden Seiten“, sagt der Italiener.
Diskussionen nach Roter Karte
Dennoch entschied der Schiedsrichter nach 76 Minuten, dass es besser wäre, das Spiel abzubrechen. Zuvor schickte der Unparteiische einen Italia-Spieler mit der Roten Karte vom Feld. „Das war schon eine harte Entscheidung und in meinen Augen kein Platzverweis“, konnte Centurrino die Karte nicht nachvollziehen. Der Spieler reklamierte beim Schiedsrichter, was dieser zum Anlass nahm, die Partie abzubrechen. „Da habe ich mich gefragt, ob er vielleicht keine Lust mehr gehabt hat und deshalb abbrechen wollte. Ich war selbst 20 Jahre Schiedsrichter und habe nie ein Spiel abgebrochen. Vor allem nicht wegen sowas“, schimpfte Centurrino.
Im Bericht des Schiedsrichters steht, dass dieser sich nicht mehr sicher gefühlt habe, nachdem er die Rote Karte gegen Italia Menden gezeigt habe. „Wie soll ich mich am besten ausdrücken? Der Spieler hatte wohl eine feuchte Aussprache. Jetzt warte ich die Sonderberichte der Vereine ab um herauszufinden, ob das Absicht war oder ein Versehen, weil er aufgeregt war und lauter gesprochen hat“, erklärt Dieter Woltermann, Staffelleiter der Kreisligen B. Zuvor hatte der Spieler die Rote Karte gesehen. „Er habe geboxt, sagt der Schiedsrichter. Aber ob der Spieler auch jemanden getroffen hat, konnte er nicht erkennen. Deshalb ist es zum Platzverweis gekommen“, schildert Woltermann die Szene.
Geboxt, oder nicht geboxt?
In den Augen von Guiseppe Centurrino stellte sich die Situation anders dar. „Unser Spieler wollte nach einem Foulspiel vom Boden aufstehen und sich mit den Fäusten abstützen, dabei hat er das Bein seines Gegenspielers berührt“, sah der Italiener in der Aktion keinen absichtlichen Schlag. Als die Rote Karte gezogen wurde, habe sich der Spieler aufgeregt und mit dem Schiedsrichter diskutiert. Von einem bewussten Spucken in Richtung des Unparteiischen hat Centurrino nichts wahrgenommen.
Schon wenige Minuten bevor der Italia-Spieler die Rote Karte sah, musste auf Seiten der Platte Heider ein Spieler das Feld verlassen. Nach einem harten Foulspiel blitzte der rote Karton erstmals auf. „Die Karte war unstrittig, da gab es auch keine Proteste. Das sind vier Spiele Sperre und mehr nicht“, weiß Woltermann.
Kreissportgericht entscheidet
Zum Zeitpunkt des Abbruchs führte Italia mit 1:0. Nun wird das Kreissportgericht entscheiden, wie es mit der Partie weitergeht. „Ich habe den Spielbericht an das Sportgericht weitergeleitet, wie es bei Abbrüchen üblich ist“, sagt Dieter Woltermann. Wie es nun weitergeht, ist offen. „Es kann für mich nur eine Lösung geben: Das Spiel wird neu angesetzt. Alles andere wäre nicht richtig“, betont Centurrino, dass er weiter von der Unschuld seines Spielers überzeugt ist.
Rückendeckung bekommt Italia auch vom Gegner. „Ich fand das jetzt nicht unbedingt abbruchwürdig. Da habe ich schon ganz andere Dinge erlebt“, sagt Darius Smelich, Spieler und Trainer bei Platte Heide II, der die Situation wie folgt schildert: „Nach dem Platzverweis standen zwei Spieler von Italia beim Schiedsrichter und haben mit ihm gesprochen. Was, das konnte ich nicht hören, aber daraufhin hat er das Spiel dann abgebrochen.“
Fairer Umgang miteinander
Zwischen beiden Mannschaften ging es trotz der Brisanz des Derbys und der tabellarischen Situation - beide Mannschaften zittern noch um die Qualifikation zur eingleisigen Kreisliga B im kommenden Jahr - recht gesittet zu. „Es wurde zum Ende hin ein bisschen emotional, was aber bei einem Derby auch normal ist. Nach dem Spiel haben wir noch mit den Italia-Spielern zusammengestanden und uns ganz entspannt unterhalten. Da gab es kein böses Blut“, bestätigt Smelich, dass die Mannschaften untereinander gesittet umgingen.