Schwenningen/Iserlohn. Die Iserlohn Roosters können auch gegen Tabellenletzte gewinnen. Was der Satz „Auch Einstellung kann man lernen“ mit dem 4:2-Sieg zu tun hat.

Für einen Moment stockte in dieser 32. Minute allen der Atem. Relativ unbedrängt war Luke Adam ins Stolpern geraten, hingefallen und dabei unkontrolliert gegen die Bande gekracht. Jetzt lag der Spieler der Iserlohn Roosters auf dem Eis und stand eben nicht sofort wieder auf, wie es Eishockey-Profis selbst nach heftigen Crashs normalerweise tun. Dass später ausgerechnet Adam mit einem respektablen Schuss ins leere Tor der Schwenninger Wild Wings den dritten Sieg der Sauerländer in Folge endgültig sicherte und eine peinliche Serie beendete, war deshalb eine schöne Pointe.

Mit 4:2 gewannen die Iserlohn Roosters das Auswärtsspiel beim Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga – und dienten erstmals seit langer Zeit nicht als Aufbaugegner kriselnder Klubs.

Roosters: Ex-Spieler trifft

„Schwenningen hat auf dem Papier ein recht starkes Team“, sagte Christian Hommel, Sportlicher Leiter der Roosters, nach dem Heimsieg gegen Bremerhaven. Mit Blick auf die Partie in Schwenningen wünschte er sich, „dass unsere Serie endlich mal reißt und wir keine Aufbauhilfe leisten“. Seine Mannschaft müsse 60 Minuten lang auf der Höhe der Zeit sein und die richtigen Entscheidungen treffen, forderte Hommel. Das jedoch funktionierte in der elften Minute nicht. Ausgerechnet der Ex-Iserlohner Travis Turnbull traf während eines Powerplays der Roosters zur 1:0-Führung der Gastgeber. Man fühlte sich erinnert an Auftritte der Sauerländer gegen Krefeld oder andere Schlusslichter.

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Doch mittlerweile scheinen die Roosters zum einen gelernt zu haben. Zum anderen profitierten sie in Schwenningen von der Überzahlschwäche der Wild Wings. Unmittelbar nach Beginn des zweiten Drittels glich Joe Whitney zum 1:1 aus (22. Minute). Als es anschließend die Zeitstrafen zwei, drei und vier gegen Iserlohn gab, nutzte Schwenningen diesen Vorteil erneut nicht.

Eric Cornel trifft zum 3:2

Die Roosters bestraften das gnadenlos und nutzten ihr zweites Powerplay des Spiels zum 2:1-Führungstreffer durch Casey Bailey (38.). Einige Minuten zuvor war Adam in die Bande gekracht und nach einer kurzen Phase des Besinnung direkt zur Untersuchung in die Kabine verschwunden.

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Dass Schwenningen nur 41 Sekunden nach Baileys Treffer durch Max Görtz zum 2:2 ausglich, nahm Iserlohn unbeirrt zur Kenntnis. Hinten entschärfte Torwart Hannibal Weitzmann mit teils spektakulären Paraden Wild-Wings-Chancen, vorne suchten die Sauerländer geduldig ihre Möglichkeiten und hatten Pech, als Nick Schilkey nur den Pfosten traf. Eine Chance nutzte Eric Cornel in der 49. Minute aber zur erneuten Führung. Diese behaupteten die Roosters clever gegen nachlassende Gegner. Spannend blieb es dennoch. Erst eine Sekunde vor der Schlusssirene traf der längst zurückgekehrte Adam mit einem zielsicheren Weitschuss ins leere Schwenninger Tor zum 4:2.

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    Iserlohn als Aufbaugegner für Tabellenletzte? Das war offenbar einmal. „Auch Einstellung kann man lernen“, sagte Roosters-Torwart Andy Jenike nach dem Sieg gegen Bremerhaven und ergänzte zur neuen Defensivstärke: „Wir haben am Anfang der Saison mit offenem Visier gespielt. Das haben wir ein bisschen zugeklappt und haben alle mehr die Arbeitsschuhe angezogen.“ Drei Gegentreffer in den vergangenen drei Spielen sorgten für acht Punkte und Tabellenplatz fünf.