Menden/Balve. Vereinswechsel sind im Jugendfußball manchmal problematisch. Wenn die Kinder ohne Zustimmung der Eltern angesprochen werden.
Das Sportler den Verein wechseln, ist nicht ungewöhnlich. Im Sommer kommt es stets zu dutzenden Transfers zwischen den Klubs. Im Seniorenbereich völlig normal. Aber wie sieht das im Kinder- und Jugendbereich aus? Ist es in Ordnung, wenn ein Verein beispielsweise einen Zehnjährigen anspricht, oder ist das unmoralisch? Das sagen die Jugendverantwortlichen in Menden und Balve zum Thema Transfers im Jugendbereich.
„Wenn einer unserer Trainer einen Spieler ansprechen würde, der jünger als 18 Jahre ist, dann gäbe es richtig Ärger“, sagt Stephan Sinteck, Vorsitzender von Menden United. Alles andere ist in Sintecks Augen unmoralisch.
Leicht beeinflussbar
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„Kinder sind leicht beeinflussbar, denen kann man schnell was erzählen und die sind auf Wolke sieben. Außerdem ist das gesetzlich verboten, Spieler in einem jungen Alter anzusprechen“, weiß Sinteck. Der Weg muss immer über die Eltern gehen.
„Wenn die Eltern ihr okay geben, dass man mit dem Kind sprechen darf, dann kann man das machen. Aber auch nur, wenn die Eltern dabei sind. Man hat da ja schon die tollsten Geschichten gehört, was den Kindern bei solchen Gesprächen dann versprochen wurde“, weiß der Mendener, dass es einige Vereine nicht so genau nehmen.
Das Alter berücksichtigen
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Grundsätzlich sollten solche Abwerbeaktionen aber unterbunden werden. „Es geht den Kindern doch gerade im jungen Alter darum, dass sie mit ihren Freunden zusammenspielen können und da ist es fraglich, wenn man sie aus diesem Umfeld herausreißt“, weiß der Jugendvorsitzende, der auch aus eigener Erfahrung sprechen kann. „Man muss ja immer an das Kind denken. Mein Sohn hatte beispielsweise die Möglichkeit aufs Jugendinternat von Schalke zu wechseln. Inzwischen hat er sich beim Fußball aber schon dreimal den Fuß gebrochen. Damit wäre er dort sofort wieder aussortiert worden. Deshalb sind wir froh, dass wir es nicht gemacht haben“, erklärt Sinteck.
Ähnlich sieht es auch Hans-Peter Drilling, Jugendvorsitzender der SG Balve/Garbeck. „Kein Jugendlicher sollte in einem zu jungen Alter angesprochen werden. Wenn ein junger Spieler von sich aus den Verein wechseln möchte, weil seine Freunde woanders spielen, okay. Aber aktiv ansprechen sollte man Spieler in einem jungen Alter nicht. Das geben ja auch die Statuten des FLVW ganz klar so her, dass das verboten ist“, erklärt Drilling.
Was jedoch manche Vereine nicht abhält, diesen Weg trotzdem zu gehen. „Es kommt schon vor, dass Spieler bei Instagram, Facebook oder Whatsapp von Trainern angesprochen werden. Oft auch ohne, dass die Eltern davon etwas mitkriegen. Die Kinder werden dann sozial unter Druck gesetzt. Wenn wir sowas hören, dann schreiten wir auch ein“, betont der Balver.
Leistungsbezogene Wechsel okay
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Anders ist es, wenn ein älterer Spieler sich mit einem Wechsel sportlich verbessern kann. „Dann legen wir ihm keine Steine in den Weg. Wir haben mit Vereinen wie dem BSV Menden oder FC Iserlohn dann immer eine Rückhol-Möglichkeit ausgehandelt. Wenn es dem Spieler nicht mehr gefällt, dann kann er zu seinem Heimatverein zurückkommen. Das klappt auch ganz gut. Wir sagen aber auch, dass solche Wechsel vor der C-Jugend keinen Sinn machen“, weiß Drilling.
Als ein Geben und Nehmen betrachtet Kai Murawski, Jugendleiter des BSV Menden das Thema. „Wir sind beim BSV Menden leistungsorientiert. Deshalb verstehe ich die Problematik nicht. Wir müssen doch auch damit leben, dass unsere Spieler von anderen Vereinen angesprochen werden. Solange man sich an die vorgegebenen Wege - dass der Vereine informiert wird - hält, ist das doch in Ordnung. Ich glaube kaum, dass man das ändern wird“, ist Murawski sicher.
Auch die Altersgrenze sieht der BSVler als wenig problematisch an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas nutzt, wenn man sagt, die Spieler werden erst ab der B-Jugend angesprochen“, betont Murawski, dass es auch da zahlreiche Vereine gibt, die sich nicht dran halten.