Balve. Kindertraining unter Coronabedingungen. Das ist nicht leicht umzusetzen. Aber die Vereine sind kreativ.
Jugendliche unter 14 Jahren dürfen unter besonderen Regeln wieder auf den Trainingsplatz. Aber wie sieht ein Training unter Coronabedingungen aus? Ein Ortsbesuch.
G-Junioren trainieren ist wie einen Sack Flöhe hüten. „Ja, das ist so. Aber es macht eine Menge Spaß“, sagt Ottmar Hermanns und schmunzelt. Das Mellener Urgestein steht auf dem künstlichen Rasen des Langenholthausener Düsterloh. Hinter ihm und seinem Assistenten Marco Vorsmann liegt bereits eine Menge Arbeit. „Wir haben es heute zum ersten Mal so gemacht“, erklärt Hermanns.
Aufgeteilt in zwei Gruppen
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Seine Bambinis der JSG Langenholthausen/Küntrop/Mellen hat er extra in zwei Gruppen aufgeteilt, um nicht zuviele Kinder auf dem Platz zu haben. „Wir haben eine Gruppe gemacht mit den ganz Kleinen, die noch im Kindergarten sind und eine Gruppe mit den Schulkindern, um die Zahlen zu reduzieren“, sagt der Mellener, der seit neun Jahren die kleinsten Kicker der JSG betreut.
„Früher bin ich bei einem Jahrgang geblieben und habe den auch in den weiteren Altersklassen betreut, jetzt mache ich nur noch die G-Junioren. Das macht einfach am meisten Spaß“, betont Hermanns, während er weiter den Blick auf den Nachwuchs gerichtet hat. „Louis, mach langsamer. Das ist kein Geschwindigkeit-Wettbewerb“, entfährt es ihm, als der kleine Steppke versucht, den runden Slalom-Parcours zu durchdribbeln, der neben dem Strafraum aufgebaut wurde.
Insgesamt acht Kinder sind in der Gruppe. „Normalerweise sind es 14 bis 15“, weiß Hermanns. Das wäre zwar von der reinen Anzahl her noch okay, bis zu 20 Kinder unter 14 dürfen ja gemeinsam auf den Platz, aber gerade bei den ganz kleinen Kickern ist es halt nicht immer so einfach, die gewünschten Abstände einzuhalten.
Einhaltung kein Problem
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Bei den Kindern trifft er auf Verständnis. Denen ist nur eines wichtig: endlich wieder gemeinsam mit den Freunden auf dem Platz stehen und kicken. „Ihr seht ja, dass das Training heute etwas anders ist als sonst“, erklärt Hermanns den Kindern kurz nachdem das Training wegen eines Regenschauers unterbrochen werden musste. „Das liegt an Corona und wird uns noch etwas begleiten“, ergänzt er. Doch das stört nicht.
Als der Regen vorbei war, geht es zurück auf den Platz. Dribbeln und Torschüsse wollen schließlich trainiert werden nach so langer Zeit der Abstinenz. Denn auch die Minis durften seit dem vergangenen Oktober nicht mehr gemeinsam trainieren. Das Hallentraining, das im Kinderbereich meistens im November startet, fiel in die erste Phase des Lockdowns und musste abgesagt werden. Warten und Hoffen auf eine schnelle Besserung der Situation war die einzige Option. Durch die neue Corona-Schutzverordnung wurde den Kindern nun wieder das Training erlaubt. Zuvor war der Kontakt nur virtuell möglich. „Wir haben jetzt kein Zoom-Training mit den Kindern gemacht. Ich habe nur den Eltern ab und zu mal eine Mail geschrieben“, sagt Hermanns.
Übungen in Mini-Gruppen
Doch Ottmar Hermanns wurde kreativ, um seinen Kindern bereits einige Wochen zuvor zumindest ein kleines Training zu ermöglichen. „Ich hatte bereits vorher ein Training in Zweier-Gruppen mit den Kindern gemacht. Immer zwei kamen zu mir, haben eine Stunde trainiert, dann kamen die nächsten beiden. Das hat zwei Tage in der Woche in Anspruch genommen, aber die Kinder konnten zumindest ein bisschen was im Rahmen der damals gegebenen Möglichkeiten trainieren“, zeigt sich der erfahrene Trainer umtriebig, wenn es um seine Arbeit mit den G-Junioren geht, für die er viel mehr als nur ein Trainer sein muss. „Hier bist du Trainer, Pädagoge, Tröster und musst auch viel Spaß machen“, weiß Hermanns.
Am Ende des Trainings darf natürlich auch ein Abschlussspiel nicht fehlen. Auf Abstände achten ist nun nicht mehr so gut möglich. Doch die Kinder wollen kicken. „Sie verbringen ja auch im Kindergarten und der Schule gemeinsam Zeit miteinander und sitzen zusammen in Klassenräumen“, gibt Hermanns zu bedenken. Und ein Abschlussspiel gehört auch in Coronazeiten zum Training mit dazu.
Schnell nach Hause
Wer die Freude und das Engagement in den Gesichtern der Kinder sieht, erahnt, wie groß die Sehnsucht nach dem Fußball gewesen sein muss.
Nach dem Ende des Trainings muss es schnell gehen. Die Kabinen sind noch gesperrt, umziehen vor Ort ist nicht möglich. Also fix ins Auto zu den wartenden Eltern und ab nach Hause. Bleibt für die Kinder zu hoffen, dass sie auch in den kommenden Monaten weiter trainieren dürfen, wenn es die Zahlen erlauben.
Menden United betritt den Platz auch wieder
Nicht nur in Balve, auch in Menden rollt der Ball wieder im Jugendbereich. Sowohl beim BSV Menden, als auch bei Menden United gibt es kontaktfreie Übungseinheiten. Die Resonanz ist überragend. „Wir mussten drei Kinder nach Hause schicken, weil wir sonst zuviele auf dem Platz gehabt hätten. Aber die drei dürfen dann auf jeden Fall bei unserer nächsten Einheit dabei sein“, erklärt MenU-Vorsitzender Stephan Sinteck nachdem die D1-Junioren im Max-Becker-Sportpark die erste Einheit absolviert hatten.
„Die Motivation ist sehr hoch, mit so vielen Kindern habe ich gar nicht gerechnet“, war der Vorsitzende überrascht und sieht die Resonanz als gutes Zeichen: „Das spricht ja dafür, dass sich die Kinder bei uns wohlfühlen.“